Krefeld Kleingärtner wollen nicht umziehen

Krefeld · Auf dem Gelände des Gartenbauvereins "Rheinbrücke" sollen mindestens acht Kleingartenparzellen und das Vereinsheim einer neuen Straße weichen, die eine bessere Hafenanbindung an die Berliner Straße ermöglichen soll.

 Auf dem Gelände des Gartenbauvereins "Rheinbrücke" (v.l.): Kleingärtnerin Claudia Dohr, Vereinskassierer Christian Ross, dessen Sohn Maurice und Vorsitzender Manfred Intveen. Im Hintergrund oben ist das Vereinsheim (gelb) zu sehen.

Auf dem Gelände des Gartenbauvereins "Rheinbrücke" (v.l.): Kleingärtnerin Claudia Dohr, Vereinskassierer Christian Ross, dessen Sohn Maurice und Vorsitzender Manfred Intveen. Im Hintergrund oben ist das Vereinsheim (gelb) zu sehen.

Foto: Lothar Strücken

Die Gartenfreunde weisen auf die Gitterbox mit den restlichen Natursteinen, die neben dem Vereinsheim steht: "Gerade erst haben wir den Boden mit großem Aufwand neu plattiert. Seit drei Jahren sind wir schon dabei, unser Vereinsheim grundlegend für bisher gut 50.000 Euro - inklusive Lohnkosten - in Eigenarbeit zu verbessern und zu verschönern", sagt Christian Ross. Er gehört dem Vorstand des Gartenbauvereins (GBV) "Rheinbrücke" von 1920 an, dessen Mitglieder um das Gelände und den Erhalt ihrer Gemeinschaft fürchten.

Wie berichtet, sollen mindestens acht Kleingartenparzellen und das Vereinsheim auf diesem städtischen Gelände einer Straße weichen, die zugunsten einer verbesserten Hafenanbindung an die B 288 (Berliner Straße) parallel zur Mündelheimer Straße gebaut werden soll. Auf dem Gelände des benachbarten ehemaligen Flusskraftwerks würde ein Gewerbegebiet entstehen, der baumbestandene Restbereich als "Fläche für Wald" ausgewiesen. Eine Alternativplanung sieht die neue Straße mit der Aufgabe des gesamten Kleingartengeländes inklusive Abriss des Flusskraftwerks zugunsten einer kompletten öffentlichen Grünfläche mit einem Radweg vor.

 Mitglieder des Gartenbauvereins beim geselligen Zusammensein vor dem Vereinsheim zur Sommerszeit.

Mitglieder des Gartenbauvereins beim geselligen Zusammensein vor dem Vereinsheim zur Sommerszeit.

Foto: GBVR

"Wir sind gegen eine Umwandlung des Geländes in eine öffentliche Grünanlage, weil wir unsere Gemeinschaft unbedingt erhalten wollen", sagt Vereinsvorsitzender Manfred Intveen. "Unsere 35 Parzellen sind vorwiegend von jungen Familien mit insgesamt zwei Dutzend Kindern belegt. Unter den älteren Pächtern sind Personen, die hier schon seit fünf Jahrzehnten aktiv sind. Wir sind hier mit Gartenfreunden, die aus Thailand, der Türkei, Russland, Polen, Italien und Brasilianern stammen, wie eine große Familie."Ein Umzug in ein anderes Gelände wie beispielsweise zum GBV Uerdingen-Nord an der Parkstraße sei nicht möglich, weil dort nur zwei Parzellen frei seien. Grundsätzlich lehnen die Rheinbrücken-Gärtner eine Verteilung in verschiedene Kleingartenvereine ab. "Dann wäre unsere Gemeinschaft ja zerschlagen", sagt Ross.

Die Gartenfreunde sind nicht gegen das Ziel des Bebauungsplans 777, dessen Aufstellung 2014 vom Rat beschlossen wurde. "Wir begrüßen eine verbesserte Hafenanbindung durchaus. Wir meinen aber, dass dafür die Fläche des alten Flusswasserwerks nebenan ausreicht. Dann müsste keine neue Straße gebaut und die bestehende Mündelheimer Straße auch nicht zu einer Spielstraße umgebaut werden", meinen die Kleingärtner.

 Zwischen zwei neuen Kreisverkehren soll parallel zur bestehenden und dann verkehrsberuhigten Mündelheimer Straße in rund 35 Metern Entfernung zur Wohnbebauung die neue Trasse geführt werden.

Zwischen zwei neuen Kreisverkehren soll parallel zur bestehenden und dann verkehrsberuhigten Mündelheimer Straße in rund 35 Metern Entfernung zur Wohnbebauung die neue Trasse geführt werden.

Foto: T. Lammertz

Christian Ross hat sich inzwischen mit diesem Vorschlag an Oberbürgermeister Frank Meyer gewandt, der ihm auch eine vorläufige Antwort zugeschickt hat. Darin heißt es, der Bund lasse keine über die Floßstraße auf die B 288 auffahrenden Linksabbieger und keine von der Rheinbrücke kommenden Linksabbieger in die Floßstraße zu. Die würden nämlich die übrigen Verkehre der B 288 kreuzen und entsprechende Ampelanlagen erfordern. Diese Lösung sei mit dem Bund/Straßen NRW auch schon diskutiert worden, hätte aber verworfen werden müssen, weil sie mit den Ausbauzielen des Bundes nicht verträglich sei. Dazu Ross: "Was diese Ziele sind, wird nicht erläutert. Jedenfalls aber wären Ampelanlagen doch wesentlich billiger als der geplante riesige Ausbau."

Alles in allem sehen sich die Gartenfreunde nicht gänzlich auf verlorenem Posten und hoffen auf einen Kompromiss: Sollte die neue Straße gebaut werden, könnten sie damit leben, wenn die wegfallenden acht Parzellen und das Vereinsheim auf eine angrenzende Fläche neben dem geplanten Gewerbegebiet verlegt beziehungsweise versetzt würden.

Das würde ihrer Ansicht nach noch besser funktionieren, wenn es um den Alternativplan mit der öffentlichen Grünfläche geht, weil dann noch mehr Platz wäre: "Kleingärten sind doch öffentliche Grünanlagen, die wir pflegen und unterhalten - ohne Kosten für die Stadt", sagt Vorsitzender Intveen.

(RP)
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