Krefeld Keine Straßenprostitution im Wohngebiet

Krefeld · Verwaltung stellt Antrag zur Ritterstraße bei der Bezirksregierung. Politik wartet vergeblich auf Stellungnahme der Polizei.

Krefelder Politiker sind auf der Suche nach einem Konzept, wie sie stadtweit mit der "Straßenprostitution" umgehen sollen. Obwohl zu diesem Thema nicht nur von weiten Teilen der Bevölkerung seit Jahren dauerhafte Lösungen gefordert werden, scheint die Einsatzbereitschaft mancher Behörde in diesem Punkt eher fragwürdig zu sein. Vor allem die Polizei gibt hier aktuell kein gutes Bild ab. Das machte die jüngste Diskussion im Ordnungs- und Sicherheitsausschuss deutlich. Mit großer Mehrheit beschlossen die Mitglieder, mit Blick auf Straßenprostitution in der Innenstadt den Sperrbezirk im Bereich Ritterstraße zeitlich und räumlich auszuweiten. Ob der Sperrbezirk in dieser Form tatsächlich genehmigt wird, entscheidet die Bezirksregierung Düsseldorf. Die Verwaltung hatte zu diesem Thema auch eine aktuelle Stellungnahme der Polizei angefordert. Darauf warteten Rats- und Rathausvertreter bis zur Sitzung vergeblich. CDU-Ratsherr Walter Fasbender wurde deutlich: "Es ist peinlich, dass diese Stellungnahme bis heute noch nicht vorliegt." Peinlich ist das auch für Oberbürgermeister Frank Meyer. Dessen Schreiben an Regierungspräsidentin Anne Lütkes endet hoffnungsvoll mit dem Satz "Die Stellungnahme der Polizei ist beigefügt".

Die Politik reagierte mit ihrem aktuellen Votum im Ausschuss unter anderem auf die Angst der Anwohner im Umfeld der Ritterstraße vor steigender Kriminalität durch Zuhälter und Freier. Bisher ist die Straßenprostitution in Teilen der Innenstadt von spätabends bis frühmorgens erlaubt. "Die Einrichtung des befristeten Sperrbezirks brachte für die Anwohner und andere Betroffene keine Entlastung. Die Straßenprostitution hat sich mit allen negativen Begleiterscheinungen in dem Ortsbereich etabliert", so der Oberbürgermeister.

SPD-Parteikollege und Ratsherr Hans Butzen erinnerte daran, dass bereits 2013 erste Gespräche über die "angespannte Situation" in den dortigen Wohngebieten geführt worden seien: "Wer sich die Mühe macht, einmal in die Bereiche zu gehen, der wird erkennen, wie bedrückend die Situation für die Anwohner ist. Es ist an der Zeit, dass wir dort für die Bevölkerung die Angsträume beseitigen", forderte der Politiker und erinnerte daran, dass man gleichzeitig die Prostituierten aus dem "Grauzonenbereich" herausholen müsse.

Position bezog auch Ratsherr Stephan Hagemes. "Natürlich ist es richtig, dass Straßenprostitution nicht in Wohngebiete gehört", sagte der Vertreter der Linken, für den es "unfassbar" ist, dass sich Freier und Frauen gemeinsam auf Spielplätze zurückziehen. Unabhängig vom Sperrbezirk seien viele Vorfälle, die derzeit geschehen, Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten. "Hier sind Polizei und Ordnungsdienste grundsätzlich gefordert. Richtig ist aber auch, dass durch Sperrbezirke Straßenprostitution nicht verhindert wird. Deshalb muss Raum zur Verfügung gestellt werden, wo dieses möglich ist." Hagemes erinnerte daran, dass er schon einmal die Einrichtung sogenannter "Verrichtungsboxen" gefordert habe, die es in anderen Städten bereits gibt. Bürgermeisterin Gisela Klaer hielt dagegen: "Diese Verrichtungsboxen sind für Krefeld geprüft und als nicht sinnvoll angesehen worden." Nach Meinung der SPD-Ratsfrau lasse sich das Problem grundsätzlich nicht so schnell beseitigen: "Wir brauchen ein Konzept, dass die Straßenprostitution aus den Wohngebieten holt, gleichzeitig aber nicht in dunkle Ecken verlegt." Ähnlich argumentierte auch Barbara Behr von den Grünen: "Wir müssen einerseits etwas gegen die Verschmutzung und für die Sicherheit der Kinder tun. Andererseits ist es eine Illusion, zu glauben, dass durch einen Sperrbezirk die Prostitution verschwindet, sie wird nur verlagert."

Nach Aussage von OB Meyer trifft der kommunale Ordnungsdienst derzeit im Bereich Ritterstraße bei den regelmäßigen zweimal täglichen Kontrollen in den späten Abend- und Nachtstunden rund zehn, teilweise bis zu 17 Prostituierte an. Auch sei eine Verlagerung der "Anbahnungsgeschäfte" in die Wohnbebauung festzustellen. Meyer: "Obwohl der Ordnungsdienst der Stadt Verstöße gegen die Sperrzeitregelung konsequent durch Einleitung von Ordnungswidrigkeits- und Strafverfahren verfolgt, sind Bürger und andere Betroffene durch das Verhalten von Prostituierten und Freiern massiv gestört und in ihren Rechten stark eingeschränkt."

(RP)
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