Krefeld Kampf um Bauprojekte wird härter

Krefeld · Lange Debatten in zwei Fällen gestern im Rat haben gezeigt: Es gibt mittlerweile kaum ein Wohnbauprojekt, bei dem sich nicht massiver Widerstand der Anwohner regt. Die Sorge ist immer die Gleiche: Die Leute fürchten, dass sich das Gesicht des eigenen Viertels dramatisch verändert. Das Misstrauen in die Abläufe im Baurecht sitzt tief.

 Beispiel Wedelstraße in Fischeln

Beispiel Wedelstraße in Fischeln

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Zu den Zuschauern bei der Ratssitzung gestern Abend im Seidenweberhaus gehörten eine ganze Reihe von Anwohnern der Fischelner Wedelstraße und der Bockumer Wilhelmshofallee rund um das Haus mit der Nummer 186. Beiden Gruppen ging es um Bauprojekte in der Nachbarschaft, und in beiden Fällen war das Ziel klar: die Projekte in der geplanten Form zu verhindern. Im Falle der Wedelstraße war das Misstrauen der Bürger in die Erläuterungen von Politik und Verwaltung, dass es zunächst um die Prüfung eines Projektes gehe, mit Händen zu greifen.

Bei der Wedelstraße, wo 21 Wohneinheiten entstehen sollen, hat sich der Widerstand von Anwohnern bereits in einer überfüllten Sitzung der Bezirksvertretung abgezeichnet. Gestern im Rat ging es um einen sogenannten "Einleitenden Beschluss"; er ist die Voraussetzung, um ein Bauprojekt in einem geordneten Verfahren zu prüfen, erläuterten Planungsdezernent Martin Linne für die Verwaltung, Jürgen Hengst für die SPD und Jürgen Wettingfeld für die CDU. Hengst warb eindringlich dafür, den Prozess als Prüfprozess ernstzunehmen: Der Rat wäre mit Blick auf steigenden Wohnraumbedarf schlecht beraten, wenn er die Möglichkeit nicht wenigstens prüfen würde, argumentierte er und sagte drastisch: "Anwohner werden nicht verscheißert." Auch Wettingfeld sagte zu, alle Gegenargumente zu prüfen.

Am Ende stimmten nur FDP und UWG gegen den Einleitenden Beschluss. Vor allem FDP-Fraktionschef Joachim Heitmann machte sich zum Sprecher der Anwohner und führte etwa an, es gebe bereits einen gültigen Bebauungsplan für eineinhalbgeschossige Bebauung. Am Ende mahnte er frühe, intensive Beteiligung der Anwohner an - und zog damit den Zorn von Hengst auf sich. Der konterte, dass die Beteiligung, die Heitmann da anmahne, ohnehin selbstverständlicher Bestandteil des Verfahrens sei.

Das Thema Wilhelmshofallee 186 kam über die Einwohnerfragestunde zur Sprache. In dem Bereich sollen drei "Stadtvillen" mit je fünf Wohnungen sowie Einfamilienhäuser entstehen - nach Meinung der Anwohner ist alles viel zu klotzig, um dorthin zu passen. Nachbarn haben daher für den Rat gleich acht Fragen formuliert. Sie fragten etwa, warum der Rat den einstimmigen Beschluss der Bezirksvertretung, die sogenannte Fluchtlinienaufhebung in dem Bereich abzulehnen, ignoriert habe. Dezernent Linne erläuterte, zum einen hätten die Beschlüsse der Bezirksvertretung nur empfehlenden Charakter, zum anderen gehe die dort geltende Baufluchtlinie auf das Jahr 1927 zurück und gelte faktisch längst nicht mehr; die wenigsten Häuser dort entsprächen den Bestimmungen. Die Baufluchtlinie sei daher im Sinne des Baurechts funktionslos geworden, so Linne.

Auf die Frage, was die Stadt zu tun gedenkt, um die Bebauung zu verhindern, antwortete Linne, es gebe keine rechtlichen Gründe, dort zweigeschossige Wohnbebauung mit draufgesatteltem Staffelgeschoss zu verhindern - rechtlich seien die Pläne einwandfrei.

(RP)
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