Krefeld Kabarett: Flüchtlings-Pointe ist Pausengespräch

Krefeld · Rüdiger Höfkens Zuwanderer-Nummer beim Krefelder Kabarett-Komplott bewegte das Publikum im Theater.

 Drei Krefelder - verbündet im Namen der Kleinkunst: (v.l.) Rüdiger Höfken, Volker Diefes und David Werker im Glasfoyer des Theaters.

Drei Krefelder - verbündet im Namen der Kleinkunst: (v.l.) Rüdiger Höfken, Volker Diefes und David Werker im Glasfoyer des Theaters.

Foto: Mark Mocnik

Wie ist das, wenn in einem Elektro-Auto ein kleiner Benzinmotor elektrische Energie für den Akku erzeugt, damit das Öko-Fahrzeug eine längere Strecke bewältigen kann als ohne Verbrennungshilfsmotor? Das war eine der Fragen, die David Werker beim Kabarettkomplott am Sonntag im Glasfoyer des Stadttheaters aufwarf. Und natürlich blieb er auch die Antwort nicht schuldig: Das ist so, als würde ein Vegetarier ein Schnitzel essen, damit er genug Kraft hat, um einer Banane die Schale abziehen zu können.

Und noch eine Erkenntnis vermittelte Werker, der sich inzwischen von seinen Studentengeschichten gelöst und die Welt der Erwachsenen betreten hat, in der auch schon die ersten Kinder den Freundeskreis besiedeln: Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose.

Volker Diefes nahm den Einstieg über die Fernsehschelteschiene und stellte die bejubelte Forderung auf, Daniela Katzenberger solle für jedes gedruckte Exemplar ihres Buches einmal in den Wald gehen und sich persönlich bei den Bäumen entschuldigen. Dann ging er zu Fatzebuck über, wo er folgendes Posting gefunden hatte: "Meine Schwester ist schwanger. Bin ganz gespannt, ob ich jetzt Onkel oder Tante werde." Sein entschiedenes Plädoyer für mehr reale und weniger virtuelle Kommunikation gipfelte in seinem Song "Datenklaus" den er zu einem soul-triefenden Playback sang. Und dem kraftvollen Sound war er stimmlich durchaus gewachsen.

Rüdiger Höfken benutzte sein Lieblingsthema, die Midlife-Crisis des Mannes, diesmal nur als Vorgeplänkel für einen ungewohnten Ausflug in der Welt der echten Probleme. Der Freundschaft zwischen Viktor Orban und Horst Seehofer gewann Höfken noch etwas Positives ab, denn sie könnte ja zu einer Vereinigung von Bayern und Ungarn führen. Und dann hätte die Bundesliga endlich Ruhe vor Bayern München. Doch einen Atemzug später rechnete er vor, dass der gegenwärtige Flüchtlingszustrom, übertragen auf die 120 Gäste im Saal, bedeuten würde, dass nur ein Neuzuwanderer unter ihnen wäre. "Den spiel ich jetzt mal", sagte Höfken und begab sich ins Publikum mit den Worten: "Merken Sie, wie es eng wird für Sie, wie ich Ihnen die Luft zum Atmen nehme?" Diese Szene wurde Pausengespräch - Respekt!

Dann ließ er das Publikum noch kurz in sein nächstes Solo-Programm schnuppern, und an dem dürften vor allem feministische Kampfgruppen funkenschlagend Anstoß nehmen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort