Krefeld Julia Fritz spielt Zwei-Meter-Flöte

Krefeld · Grandioser Abschluss der Serenaden-Saison.Die Subgroßbassflöte war das mit gut zwei Metern längste Instrument des Boreas Quartetts aus der mitgebrachten "kleinen Kollektion" von 42 Exemplaren.

 Das Boreas Quartett begeisterte das Publikum, das nach einer Zugabe verlangte.

Das Boreas Quartett begeisterte das Publikum, das nach einer Zugabe verlangte.

Foto: Stadt Kleve

Wenige Musikinstrumente weisen eine solch lange Geschichte und eine solche Formenvielfalt auf wie die Blockflöte, und doch ist sie gegenwärtig wohl das meist unterschätzte Musikinstrument. Sehr zu Unrecht, wie das Boreas Quartetts am Freitagabend in der Serenade auf der Burg Linn mit einem stilistisch breitgefächerten Programm eindrucksvoll und vergnüglich unter Beweis stellte.

Einige Variationen über "Une jeune filette" von Eustache du Chaurroy (1549 - 1609), in jüngerer Zeit wieder bekannt geworden durch den Spielfilm "Die siebte Saite", und über "Ich gieng einmal spatieren" von Hans Leo Haßler (1564 - 1612) boten dem Publikum im ausverkauften Rittersaal die Möglichkeit, sich ohne große Anstrengung frei zu machen von unangenehmen Kindheitserinnerungen und den Reiz des farbenfrohen Zusammenklangs mehrerer unterschiedlicher Holzflöten zu entdecken. In der Führungsstimme brillierte am häufigsten Jin-Ju Baek, und mit den "Inherent Patterns" des Zeitgenossen Stefan Thomas wurde es dann auch höchst anspruchsvoll. Das Fünf-Minuten-Stück begann, als beschreibe es den Vereinsabend einer bereits angesäuselten Gruppe von Kuckucken, entwickelte sich aber unter Hinzuziehung diverser Mundgeräusche und eines nostalgischen Telefonklingelns zu einem bärenstarken Quadrolog und erntete Riesenapplaus.

Mit Kompositionen von Thomas Tallis (1505 - 1585) und William Byrd (1543 - 1623) ging es dann wieder ins Barock, das zusammen mit der Renaissance das "goldene Zeitalter" der europäischen Flötenmusik darstellte, wie Elisabeth Champollion in einer ihrer unterhaltsamen Moderationen verriet, und Julia Fritz spielte dabei eine Subgroßbassflöte - das mit gut zwei Metern längste Instrument aus der mitgebrachten "kleinen Kollektion" von 42 Exemplaren. Ein weiterer Zeitgenosse unter dem Komponisten war Fulvio Caldini mit "Fade Control", einem melodisch minimalistischen Stück von suggestiv wirkender Perkussivität. Dabei kamen auch zwei Paetzold-Flöten in der markanten, vierkantigen Bauweise zum Einsatz.

Nach einer Hommage an Bach und einer Pause folgten weitere virtuose Meisterleistungen. Besonders herausragend gelang "Besorgnis der Sperlinge", eine ausdrucksstarke musikalische Dichtung von Farziah Fallah, einer iranischen Kommilitonin der Flötistinnen. In diesem Werk hatte Luise Manske ihren längsten und schönsten Part, bevor ihre Mitstreiterinnen aus wechselnden Winkeln des Saales auf ihr Spiel antworteten. Das Publikum war begeistert und ließ das Quartett erst nach einer Zugabe ziehen.

(RP)
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