Krefeld Jüdische Gemeinde kauft Friedhofsfläche

Krefeld · Die ersten Bestattungen auf der neuen Fläche in Fischeln werden voraussichtlich in ein oder zwei Jahren stattfinden, und zwar dann, wenn der im Jahr 1901 eröffnete jüdische Friedhof an der Alte Gladbacher Straße keine freien Grabstellen mehr hat.

 Die Stadt Krefeld hat der Jüdischen Gemeinde eine 5000 Quadratmeter große Fläche auf dem Fischelner Friedhof verkauft.

Die Stadt Krefeld hat der Jüdischen Gemeinde eine 5000 Quadratmeter große Fläche auf dem Fischelner Friedhof verkauft.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die jüdische Gemeinde Krefeld hat eine rund 5000 Quadratmeter große Teilfläche des Fischelner Friedhofs gekauft. Die ersten Bestattungen werden voraussichtlich in ein oder zwei Jahren stattfinden, und zwar dann, wenn der im Jahr 1901 eröffnete jüdische Friedhof an der Alte Gladbacher Straße keine freien Grabstellen mehr hat. "Dort sind derzeit noch rund 30 Plätze nicht belegt", erklärt Beigeordneter Thomas Visser. Seit rund zwei Jahren hatte die Gemeinde gemeinsam mit der Stadtverwaltung nach einem geeigneten Areal gesucht, das für Bestattungen nach jüdischen Glauben in Frage kommt. Denn: Grabstellen dürfen, so die Glaubensvorschrift, niemals eingeebnet oder doppelt belegt werden. "Die Totenruhe ist unantastbar", macht Alla Trubnjakow-Johnen, Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinde, deutlich.

Visser ergänzt: "Jede Beerdigung muss in jungfräulichem Boden stattfinden." Das Übereinander bestatten ist nicht gestattet, auch die Einäscherung ist strengstens verboten. "Das jüdische Gesetz sieht das Verbrennen als puren Götzendienst an. Das Verbrennen eines Toten ist das Schlimmste, was der Seele des Verstorbenen passieren kann. Nur eine richtige jüdische Beerdigung bringt der Seele des Verstorbenen die Ewige Ruhe", heißt es im Trauerberater der Gemeinde.

Der Stadtverwaltung sei es wichtig, der jüdischen Gemeinde, zu der man guten Kontakt pflege, Planungssicherheit zu geben. Mit der Fläche in Fischeln habe man eine gute Lösung gefunden, da diese bereits als Friedhofsfläche ausgewiesen ist. "Auch die Infrastruktur in Sachen Wege und Wasserstellen ist bereits vorhanden", berichtet Visser. Die jüdische Gemeinde hat mit der Stadtverwaltung einen Pflegevertrag abgeschlossen. "Die Fläche wird ordentlich und gepflegt aussehen", sagt Trubnjakow-Johnen. Mit Beginn der Nutzung soll der neue jüdische Friedhof durch eine Hecke eingefriedet werden. Für eine weitere 7000 Quadratmeter große Fläche wurde zudem eine Kaufoption abgeschlossen.

Die jüdische Gemeinde in Krefeld ist in den letzten 30 Jahren stark gewachsen. Nach dem Mauerfall gab es starken Zuzug vor allem aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. "1980 hatte unsere Gemeinde noch 120 Mitglieder, heute sind es 1100", berichtet die Geschäftsführerin. Die Zahl der Beerdigungen läge bei etwa zehn bis 15 pro Jahr. Nach Ansicht von Dezernent Visser hat Krefeld, wie berichtet, eine drastische Überkapazität von Friedhofsflächen, die zu hohen, nicht gedeckten, Kosten führen. 2012 machte die Stadt 1,4 Millionen Euro Verlust, im Jahr zuvor sogar 1,8 Millionen Euro. Vor dem Bauausschuss hatte Visser erklärt: "Wir haben elf kommunale Friedhöfe, kämen aber eigentlich mit drei Friedhöfen aus." Krefeld hat 127,8 Hektar Friedhofsfläche, dies sind 178 Fußballfelder, rund ein Prozent der Gesamtfläche der Stadt.

(RP)
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