Sat1-Sendung "Jetzt oder nie" Krefelderin trotzt dem Down-Syndrom und lernt Westernreiten

Krefeld · Die Krefelderin Elisabeth Gobbers lernt für die TV-Sendung "Jetzt oder nie" Westernreiten. Die 27-Jährige übernimmt regelmäßig Komparsenrollen in größeren und kleineren Fernsehproduktionen.

 Elisabeth "Elli" Gobbers sitzt auf dem Süddeutschen Kaltblut. Auf ihm will sie Westernreiten lernen. Ihre zwei Jahre jüngere Schwester Viktoria unterstützt sie dabei.

Elisabeth "Elli" Gobbers sitzt auf dem Süddeutschen Kaltblut. Auf ihm will sie Westernreiten lernen. Ihre zwei Jahre jüngere Schwester Viktoria unterstützt sie dabei.

Foto: Sat1 (3), Sven Schalljo

Nur 100 Tage hatte Elisabeth, genannt Elli, Gobbers Zeit, die Aufgabe zu meistern, die sie sich selbst gestellt hatte. Der Fernsehsender Sat1 begleitete sie dabei, wie sie binnen dieser Frist das Westernreiten zu erlernen versuchte, um auf einem Turnier zu starten.

Die Schwierigkeit: Sie hat Trisomie 21, das sogenannte Down-Syndrom. So war der Fernsehsender gut drei Monate lang stets in ihrem Leben präsent und bildete nicht nur ihren Fortschritt im Sport, sondern auch ihr Leben ab. Am Mittwochabend um 20.15 Uhr nun wird der erste Teil des Beitrages in der Sendung "Jetzt oder nie - das 100-Tage-Experiment" ausgestrahlt. Teil zwei wird dann am nächsten Mittwoch, 26. Juli, gesendet.

 Ganz wichtig beim Westernreiten: das richtige Outfit. In einem Westerngeschäft probiert Elli schon mal die Hüte an.

Ganz wichtig beim Westernreiten: das richtige Outfit. In einem Westerngeschäft probiert Elli schon mal die Hüte an.

Foto: SAT 1

Elli Gobbers ist eine höchst aktive und lebensfrohe junge Frau. Für die 27-Jährige ist es nicht einmal die erste Erfahrung im Fernsehen. Im Gegenteil. Regelmäßig übernimmt sie Komparsenrollen in größeren und kleineren TV-Produktionen.

So trat sie bereits im Münster-Tatort mit Jan-Josef Liefers und Axel Prahl oder bei "Richterin Barbara Salesch" auf. Und aktuell ist sie sogar in einer Nebenrolle im Kino zu sehen. Im Söhnke Wortmann-Film "Sommerfest" ist sie dabei.

 An der Leine führt Elli behutsam das Pferd Käpt'n Balu, das ihrer Schwester gehört. Angst kennt sie da keine.

An der Leine führt Elli behutsam das Pferd Käpt'n Balu, das ihrer Schwester gehört. Angst kennt sie da keine.

Foto: sat 1

Über diese Verbindungen trat nun auch der Sender Sat1 an sie heran und fragte, ob sie interessiert sei, binnen 100 Tagen eine Herausforderung zu meistern. "Elli war sofort Feuer und Flamme. Und sie wusste auch gleich: Ich will Western reiten wie meine Schwester", erzählt Mutter Angelika.

Schwester Viktoria (25) besitzt ein eigenes Pferd. Das Süddeutsche Kaltblut "Käpt'n Balu" mit seinen 850 Kilogramm Gewicht ist ein durchaus beeindruckendes Tier, und bis zum Start der Sendung hatte Elli zwar hin und wieder darauf gesessen, geritten war sie aber nie. Der Grund dafür war aber nicht mangelndes Interesse, sondern schlicht fehlende Zeit. Sie arbeitet in der Küche des Familienzentrums St. Peter, macht Bauchtanz, geht dem Schauspiel nach, singt und ist stets aktiv. Für ihre Chefin im Jugendzentrum, die Leiterin Gaby Beeser, ist Elisabeth eine ganz besondere Angestellte. Vor 24 Jahren nämlich kam die damals Dreijährige selbst in ihre Obhut. Die Entwicklung, die sie heute genommen hat, war für die Angestellten damals keineswegs absehbar, sagt Beeser: "Sie war damals unser erstes integratives Kind, und heute hat sie sich so entwickelt, dass sie eine Kollegin ist. Das ist schon richtig toll." Heute ist sie ein fester Bestandteil des Zentrums - und kaum wegzudenken. "Elli ruhig zu bekommen ist fast unmöglich", fährt Beeser schmunzelnd fort. "Sie will immer aktiv sein, Dinge machen und helfen."

"Jetzt oder nie": Krefelderin Elli lernt Westernreiten
Foto: sat 1

Nur einen Weg gibt es, Elli zur Ruhe zu bringen: Wenn sie DVDs ihrer Tatortfolgen schaut. Da sieht sie auch ihren großen Schwarm, Schauspieler Jan Josef Liefers, mit dem sie auch als Sängerin schon gemeinsam auf der Bühne stand.

Zum Reitstall hat sie es nicht weit. Dieser ist fußläufig von ihrem Elternhaus am Egelsberg in Traar erreichbar, so dass Elli ständig trainieren konnte. Ihre Schwester half ihr dabei, so gut sie konnte, doch auch eine externe Trainerin, gestellt vom Sender, unterrichtete sie. "Als Schwester war ich manchmal zu nachgiebig und manchmal zu streng. Manchmal wären wir wohl einfach Eis essen gegangen. Da war es gut, dass noch eine fremde Trainerin da war", sagt Viktoria und lacht.

Auf dem Weg in den Reitstall, wo Käpt'n Balu mit einigen Artgenossen ganztätig Freilauf hat, ist Elli voller Vorfreude. Sie setzt einen weißen Cowboyhut auf und achtet auf ihr Styling. Die Familie schmunzelt. "Wir machen Fotos, da ist ihr wichtig, gut auszusehen", sagt die Schwester. Ob sie das Reiten gelernt und die Herausforderung bestanden hat? Das darf sie vor Ausstrahlung nicht verraten. Schwer vorstellbar allerdings, dass das Energiebündel gescheitert sein sollte.

Und wie es war? "Es hat großen Spaß gemacht und war sehr schön. Aber auch anstrengend", sagt Elli strahlend. Am Sonntag geht es für sie und ihre Familie für zwei Wochen nach Österreich. Den Urlaub haben sie sich auch verdient.

(RP)
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