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Krefeld Infarkt: In 66 Minuten auf OP-Tisch

Krefeld · Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck oder hohe Cholesterinwerte - bei diesen Faktoren schrillen bei Medizinern alle Alarmglocken - zumal, wenn sie gebündelt auftreten und der Patient über starke Schmerzen im Brust- oder Rückenbereich klagt, ihm gleichzeitig übel ist und er unter Schweißausbrüchen leidet. "Herzinfarkt-Patienten sind meist aschgrau im Gesicht. Es gibt Kollegen, die sehen den Infarkt. Die brauche kein EKG", sagt Professor Heinrich Klues, Chef der Kardiologie am Herzzentrum Krefeld Niederrhein.

 Das Team vom Krefelder Infarkt-Netzwerk: Dr. Ulrich Lenssen, Leiter des städtischen Rettungsdienstes, Dr. Rainer Ott, Leiter Herzkatheterlabore, und Prof. Heinrich Klues, Chefarzt Kardiologie am Herzzentrum Krefeld.

Das Team vom Krefelder Infarkt-Netzwerk: Dr. Ulrich Lenssen, Leiter des städtischen Rettungsdienstes, Dr. Rainer Ott, Leiter Herzkatheterlabore, und Prof. Heinrich Klues, Chefarzt Kardiologie am Herzzentrum Krefeld.

Foto: T. Lammertz

Seit 2009 nimmt das Helios Klinikum erfolgreich am Fitt-Stemi-Projekt teil, dessen Ziel es ist, die Behandlungszeiten zwischen dem ersten Kontakt mit dem Rettungsdienst bis zur Wiedereröffnung des verschlossenen Herzkranzgefäßes in der Klinik zu verkürzen. Fitt steht dabei für "Feedback-Intervention and Treatment Times". "Ein Stemi ist die schwerste Form eines Herzinfarktes. Das verschlossene Gefäß muss schnellstmöglich wieder geöffnet werden. Bei diesem Hebungsinfarkt zählt jede Minute. Deswegen ist es so wichtig, dass alle an der Rettung beteiligten Mitarbeiter gut zusammenarbeiten", erklärt Oberarzt Dr. Rainer Ott, Leiter Herzkatheterlabore am Herzzentrum.

Bis zu drei Stunden hat es zu Beginn der Projekt-Teilnahme gedauert, bis der Patient endlich auf dem Kathetertisch lag. Über 1000 Stemi-Patienten später hat sich die Zeit deutlich verkürzt, auf im Schnitt 66 Minuten. "Damit sind wir in Krefeld deutlich besser als vergleichbare Kliniken, die sich an der Studie beteiligen und im Schnitt 94 Minuten brauchen", sagt Rainer Ott.

Verbessert haben sich die Zeiten auch durch das Engagement von Dr. Ulrich Lenssen, Leiter des städtischen Rettungsdienstes. Im ständigen Austausch mit den Klinikärzten hat er sein Team so gut aufgestellt, dass die Diagnosestellung bereits im Rettungswagen erfolgen kann und dann - zurzeit meist noch telefonisch - den Kollegen im Infarktzentrum übermittelt wird. "Ich weiß noch, wie wir erst auf den Arzt warten mussten und dadurch wertvolle Minuten verloren haben. Aber durch regelmäßige Schulungen kennen sich nun alle meine Mitarbeiter mit dem EKG aus", berichtet Lenssen. Durch den ständigen Austausch mit dem Klinik-Team habe sich die Zusammenarbeit verbessert und es sei eine Vertrauensbasis entstanden. Zukünftig sollten Infarkt-Netzwerke über Stadt-, Kreis-und sogar Landesgrenzen hinaus arbeiten.

Doch auch wenn Krefeld gut aufgestellt ist, ein Risiko bleibt - der Erkrankte selbst. Ott: "Wenn Patienten sich nicht früh genug melden, haben wir keine Chance mehr. Deswegen appellieren wir an alle, lieber einmal zu viel als zu wenig den Notruf unter 112 anzurufen. Wir freuen uns über jeden Fehlalarm."

(RP)
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