Analyse Städtebau Ideenbaustelle Seidenweberhaus: Es gibt zu viele offene Fragen

Krefeld · In einer vorbildlich übersichtlichen Ausstellung und einer umfassenden Dokumentation sind die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt zusammengestellt. Was jetzt fehlt, sind Fakten.

 120 Bürger, neun Gruppen bei der Bürgerwerkstatt teil - vier Beispiele für Ergebnisse. Gruppe 1: Abbruch des Seidenweberhauses; neues Gebäude entlang des Ostwalls; den Platz offen halten.

120 Bürger, neun Gruppen bei der Bürgerwerkstatt teil - vier Beispiele für Ergebnisse. Gruppe 1: Abbruch des Seidenweberhauses; neues Gebäude entlang des Ostwalls; den Platz offen halten.

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Die spektakulärste Forderung ist die nach einem Tunnel, in dem die St.-Anton-Straße verschwinden soll. Die Idee ist allein aus Kostengründen illusorisch. Dennoch hat sie erhellende Kraft: Die St.-Anton-Straße wird von vielen als hässliche Straßenschlucht empfunden. Die Tunnelvision ist nur eine Idee, die bei der Bürgerwerkstatt am 20. Februar zur Zukunft des Theaterplatzes geboren wurde.

Die Ergebnisse werden jetzt in einer vorbildlich übersichtlichen Ausstellung in der Mediothek präsentiert - man kann sie auch im Internet studieren (www.krefeld.de/seidenweberhaus). Sie zeigt aber auch, dass jetzt dringend Phase zwei eingeläutet werden muss: eine faktengestützte Debatte. Wie berichtet, gibt es einen Trend hin zum Abriss des Seidenweberhauses und Neubau auf dem Theaterplatz an anderer Stelle.

 Gruppe 4: Mehrheitlich für Abriss; Neubau entlang Ostwall oder Königstraße; den Platz mit Grün einfassen. St.-Anton-Straße mit Tempo 10 beruhigen.

Gruppe 4: Mehrheitlich für Abriss; Neubau entlang Ostwall oder Königstraße; den Platz mit Grün einfassen. St.-Anton-Straße mit Tempo 10 beruhigen.

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Bislang stehen zwei Zahlen im Raum: Die Sanierung des Seidenweberhauses würde rund 35 Millionen Euro, ein Neubau, der wie das Seidenweberhaus auf 1400 Plätze angelegt ist, 45 Millionen Euro kosten. Diese Zahl ist aber Makulatur: Es zeichnet sich ab, dass Krefeld eine Halle mit 1000 Plätzen braucht; damit würde der Neubau billiger.

Diese und viele andere Fragen sind offen. Phase II tut not: Die Ideen müssen durchs Feuer Realität geschickt werden. Folgende Fragen drängen sich auf:

 Gruppe 3: Abriss, Neubau entlang des Ostwalls; eine Variante: in der Mitte des Platzes ein gastronomischer Pavillon; Begrünung des Platzes.

Gruppe 3: Abriss, Neubau entlang des Ostwalls; eine Variante: in der Mitte des Platzes ein gastronomischer Pavillon; Begrünung des Platzes.

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Sanierung Lässt sich das Seidenweberhaus so sanieren, dass es modernen Ansprüchen genügt? Comedians wie Paul Panzer, so ist zu hören, bringen mittlerweile eine Bühnenshow mit, die die Dimensionen des Seidenweberhauses sprengt. Wenn die Sanierung am Ende die Bespielung des Hauses deutlich einschränkt, muss das beziffert werden - als Teil der Kostenrechnung

Neubau Was kostet ein Neubau mit 1000 Plätzen? Wie sehr würde eine moderne Halle den Betrieb lukrativer machen? Auch wenn der Invest größer ist: Eine gut frequentierte neue Halle ist möglicherweise billiger als ein saniertes Seidenweberhaus, das kaum jemand mieten will.

Hotelbau Das sagt sich leicht: Dann kommt da ein Hotel hin. Es gab ja schon spektakuläre Entwürfe von einem kombinierten Hotel- und Veranstaltungskomplex. Sie scheiterten daran, dass der Investor sich das Risiko des Hotelbetriebs von der Stadt bezahlen lassen wollte. Ein zentraler Punkt: Das Risiko muss der Investor tragen; es wäre haushalterischer Wahnsinn, wenn die Stadt das Hotel finanziert.

 Gruppe 5: Keine Einigung über Abriss oder Sanierung; wenn Abriss, dann Neubau entlang des Ostwalls. Bei Erhalt: Rückbau des Seidenweberhauses an der Seite zur Mediothek hin.

Gruppe 5: Keine Einigung über Abriss oder Sanierung; wenn Abriss, dann Neubau entlang des Ostwalls. Bei Erhalt: Rückbau des Seidenweberhauses an der Seite zur Mediothek hin.

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Markthalle Auch das ist eine schnell geträumte Idylle: eine Markthalle oder ein gastronomischer Pavillon auf einem schön begrünten Theaterplatz. Auch hier bleibt die Frage: Wer trägt das Risiko? Der Theaterplatz liegt neben dem historischen Zentrum der Stadt; das Credo des stadtanalytisch sehr bewanderten Franz-Joseph Greve, dass man nicht gegen die Historie einer Stadt anplanen kann, ist bedenkenswert. Ob der Theaterplatzes je ein Platz urbanen Lebens werden kann oder ob er nicht doch Durchgangs- und Zielraum für die Besucher der Kulturinstitutionen bleibt, muss hart debattiert werden. Es wäre schade, wenn eine Markthalle als Totgeburt endet. Hier sollte man vorsichtig entwickeln, nicht groß planen.

Ausstellung Zu sehen bis zum 30. April. Dokumentation Im Internet sind die Ergebnisse in Wort und Bild dokumentiert unter www.krefeld.de/seidenweberhaus.

(RP)
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