Krefeld Ideen aus München für den Theaterplatz

Krefeld · Mit einer Nutzungsänderung des Seidenweberhauses und dem zusätzlichen Bau eines Studentenhauses plus öffentlicher Markthalle will die junge Architektin Carolin Krebber den Theaterplatz aufwerten. Am 12. September wird die 27-jährige Projektleiterin aus dem renommierten Münchener Architekturbüro Allmann Sattler Wappner mit Geschäftsführer Amandus Sattler ihre Pläne in der VHS vorstellen.

 Ist das Seidenweberhaus noch zu retten? Carolin Krebber meint: Im Gegenteil, es ist sogar eine Chance für Krefeld.

Ist das Seidenweberhaus noch zu retten? Carolin Krebber meint: Im Gegenteil, es ist sogar eine Chance für Krefeld.

Foto: T.L.

Für manchen ist es ein "elektrisierender Impuls", für andere "eine schöne studentische Idee". Für ihren Chef Amandus Sattler ist es der "verantwortungsvolle Entwurf" einer "außergewöhnlich talentierten" jungen Frau, die "ideenreich" gesellschaftliche Zusammenhänge der Stadtentwicklung aufgreift und architektonisch umsetzt. Die Rede ist von Carolin Krebber und ihrer Masterarbeit an der Universität München, in der sie unter dem Arbeitstitel "Das Seidenweberhaus" ein Konzept zur Belebung der Krefelder Innenstadt entwickelt hat (wir berichteten). Ursprünglich nicht zur Umsetzung, sondern für den Studienabschluss erdacht, hat das inzwischen von der Münchener Universität gut bewertete Konzept im Zusammenhang mit der anstehenden Grundsatzentscheidung zum Seidenweberhaus über die Krefelder Zeitungen den Weg in die öffentliche Diskussion gefunden.

 Carolin Krebber wird ihre Ideen zum Seidenweberhaus in der VHS erläutern und mit den Bürgern diskutieren. Unterstützt wird sie von ihrem Chef, dem renommierten Münchener Architekten Amandus Sattler.

Carolin Krebber wird ihre Ideen zum Seidenweberhaus in der VHS erläutern und mit den Bürgern diskutieren. Unterstützt wird sie von ihrem Chef, dem renommierten Münchener Architekten Amandus Sattler.

Foto: kreb

Neben den Vorschlägen der Investoren Wagener und Leendertz sieht Architekt Sattler die Qualität der Pläne von Carolin Krebber bislang unterschätzt und insbesondere das Thema Ressourcenschonung in der Diskussion zu wenig berücksichtigt. "Ich finde es interessant, dass die Qualität von Frau Krebbers Vorschlag, nämlich ein Haus in der Innenstadt mit einer gewissen Identität für die Stadt nicht einfach abzureißen, um den Neubau einer noch nicht einschätzbaren Investorenarchitektur zu ermöglichen, sondern weiter zu nutzen und damit sogar die Stadt mit jungen Leuten zu beleben, als studentische Idee abgetan wird."

Es gehe erst einmal um eine gute Idee und damit im Falle des Seidenweberhauses um die Weiternutzung eines bestehenden Gebäudes. "Das ist nicht die unrealisierbare verrückte Idee einer Studentin. Hier geht es um Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit." Von Nachhaltigkeit werde viel gesprochen, auch Architekten seien gefordert "das Thema in die Hand zu nehmen". Von der Annahme grenzenlos vorhandener Ressourcen habe man sich in der verantwortungsbewussten Architektur verabschiedet; stattdessen stehe die Nutzung des Bestandes im Fokus, so Sattler. "Wenn wir wollen, dass Nachhaltigkeit eine relevante gesellschaftliche Bewegung werden soll, müssen wir sie mit Ästhetik verbinden. Niemand will in einem Haus wohnen, nur weil es nachhaltig ist." Ein Gebäude müsse vielmehr auf jeder Ebene gut nutzbar sein, und dabei spiele Gestaltung eine große Rolle. Carolin Krebber sei das im Falle des Seidenweberhauses geglückt.

"Mit ihrer Idee gelingt es Frau Krebber, einen Bau der Nachkriegsmoderne wieder mit neuem Leben zu aktivieren und ihn der Stadtgesellschaft, in der Tradition Krefelds, als einen neuen und belebenden Ort im Zentrum zurückzubringen." Wie Krebber sieht Sattler die Idee als Impuls und nicht als Plan, der in der jetzigen Version von der Stadt eins zu eins umsetzbar wäre. Für einen gelungenen Planungsprozess rät Sattler zu Beginn zum Dialog zwischen Stadt, Bürgern und Architekten. "Wir brauchen übergeordnete Ideen und gemeinsame Visionen." Flankiert von ökonomischen Überlegungen, müsse in jedem Planungsschritt der Blick auf die Wirtschaftlichkeit erfolgen: "Es ist nicht so, dass Architekten nicht in der Lage sind, ökonomisch zu denken."

Nicht allein die Kompetenz des Entwurfes, sondern auch die Motivation, aus der das Konzept entstand, zeichnet nach Ansicht des Müncheners die Pläne aus. "Frau Krebber hat keinen Nutzen von dieser Entwicklung und keine finanziellen Interessen. Das macht ihre Idee glaubwürdig und relevant und empfiehlt sie für eine Umsetzung." Sein Urteil zu dem Konzept der Krefelderin: "Ich stehe voll hinter Frau Krebbers Idee. Sie hätte aus unserem Büro stammen können."

Wie sehr er sie schätzt, zeigt der Umstand, dass er sie gleich nach Abschluss ihrer Masterarbeit angestellt hat und als Projektleiterin einsetzt - "ungewöhnlich für einen Absolventen", betont er. Zurzeit ist Krebber verantwortlich für den Neubau eines Mehrfamilienhauses in München.

(RP)
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