Krefeld Hülser DRK feiert 125-jähriges Bestehen

Krefeld · 1891 wurde die "Freiwillige Sanitäts-Colonne Hüls" gegründet, aus der die Bereitschaft Hüls des DRK-Kreisverbands Krefeld hervorgegangen ist. Ihr gehören heute nach der Vereinigung mit der Bereitschaft Traar 45 aktive Mitglieder an.

 Das Lazarett Hüls 1941: Die Eigenständigkeit des Roten Kreuzes wurde unter den Nationalsozialisten eingeschränkt.

Das Lazarett Hüls 1941: Die Eigenständigkeit des Roten Kreuzes wurde unter den Nationalsozialisten eingeschränkt.

Foto: DRKH

Ihr Ziel war es, "für den Kriegsfall die freiwillige Krankenpflege zu unterstützen und in der Lage zu sein, im Frieden in geeigneten Fällen Verunglückten die erste Hülfe angedeihen zu lassen". 2016 jährt sich die Gründung der "freiwilligen Sanitäts-Colonne" in Hüls - heute Bereitschaft Hüls des DRK-Kreisverbandes Krefeld - zum 125. Mal. "Ein solch hohes Jubiläum ist für eine Bereitschaft selten", sagt Horst Olschewski, zuständig für die Jubiläumsvorbereitung und selber seit 1969 Mitglied im Deutschen Roten Kreuz.

"Im Jahr 1890 wurde die Idee Henry Dunants, der 1863 in Genf das "Komitee vom Roten Kreuz" gegründet hatte, vom Kreis-Kempener Kriegerverband und konkret vom damaligen Hülser Kriegerverein aufgegriffen", erklärt Olschewski. Am 12. Juli 1891 wurde so aus dem Kriegerverein die "Freiwillige Sanitäts-Colonne Hüls" gegründet - sie war aber vom ersten Tag an mit eigenem Vorstand und eigener Finanzverwaltung selbstständig. Nach der Transkription der Statuten setzte sich der erste Vorstand aus dem Technischen Leiter Dr. Orths, Kolonnenführer Julius Rave sowie Wilhelm Steeg, Rudolph Hüskes, Adam Weghs, Herbert Kleckers und Matthias Verheyen zusammen.

Die Aufnahmeprozesse dieser Zeit waren rigide: Wer beitrat, zahlte eine einmalige Einschreibegebühr von einer Reichsmark (RM) und unterwarf sich den Belangen der Kolonne. Wer bei den Übungs- und Unterrichtsstunden fehlte oder sich verspätete, zahlte pro Viertelstunde 0,25 RM, bei Fernbleiben ohne Entschuldigung sogar eine Mark an die Kolonnenkasse - "für damalige Verhältnisse eine hohe Summe", so Olschewski.

Der Erste Weltkrieg brachte die erste große Herausforderung für die Sanitätskolonne. Sie arbeitete mit dem "vaterländischen Frauenverein" zusammen. In der Hülser Schule wurde ein Lazarett unter Leitung von Schulleiter Busch betreut. Allerdings wurden einige Mitglieder auch an die Front geschickt.

Nach dem Kriegsende begann die Arbeit auf dem zivilen Sektor neu - sie wurde in der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus aber deutlich schwieriger: Die Eigenständigkeit des Roten Kreuzes wurde eingeschränkt. So wurde im August 1934 die 1931 gegründete Sterbekasse für die Mitglieder der Hülser Kolonne aufgelöst. In der Folge wurde aus der Kolonne ein Halbzug. Abzeichen und Nadeln durften nicht mehr getragen werden. Im April 1935 beschloss die Generalversammlung die Auflösung der "Freiwilligen Sanitätskolonne Hüls" und den Beitritt zum "Deutschen Roten Kreuz, Sanitätskolonne Kempen".

1938 büßten die Halbzüge ihre letzte Selbstständigkeit ein: Alle Geldmittel mussten abgeführt werden. Und auch die "Nürnberger Rassengesetze" hatten Folgen: Jedes DRK-Mitglied musste seine "Deutschblütigkeit" nachweisen. Vorher und nach Ende der Hitler-Diktatur konnte jeder ungeachtet seiner Nationalität, Religion oder politischen Herkunft Mitglied im DRK werden - "das ist uns sehr wichtig", betont Olschewski. Die Nachkriegszeit brachte neue Herausforderungen - wie die Betreuung der Vertriebenen aus Mittel- und Osteuropa.

Organisatorische Änderungen brachte die 1. Kommunale Neuordnung der Jahre 1969/1979: Es entstand der DRK-Ortsverein Kempen mit den Zügen Kempen, Hüls, Tönisberg und St. Hubert. 1973 wurde in Hüls eine Jugendgruppe des Roten Kreuzes gegründete - heute ist die "Herrlichkeit Hüls" eine aktive und erfolgreiche Gruppe des Jugendrotkreuzes (JRK) im jetzigen DRK-Kreisverband Krefeld. "Die Hülser Bereitschaft lebt eine Gemeinschaft aus Jung und Alt - da sitzt ein 70-Jähriger an einem Übungsabend ganz selbstverständlich neben einer JRK-lerin, und beide sprechen die gleiche Sprache", lobt Sabine Hilcker, Geschäftsführerin des DRK Kreisverbandes Krefeld.

2004 vereinigen sich die Bereitschaften Hüls und Traar und bilden mit 45 aktiven Mitgliedern eine starke Gruppe im Kreisverband Krefeld. Von 1994 bis 2004 war Hans-Peter Bongers Bereitschaftsleiter in Hüls - "er hat durch seine unermüdliche Arbeit viel für die Hülser DRK-ler erreicht", so Olschewski. Im Jahr 2010 kam "der sicherlich einschneidendste Dienst für die Hülser, die Hilfe bei der Love-Parade-Katastrophe 2010 in Duisburg", beschreibt er. Weitere Unterstützungseinsätze in jüngerer Zeit waren nach dem Großbrand der Holzhandlung Roeren (2012), die Betreuung bei der Bombenentschärfung in Viersen (2012) oder beim Brand der Firma Compo im Hafen. "Die aktuelle Herausforderung ist die Betreuung der in Krefeld ankommenden Flüchtlinge", schildert Olschewski.

Wichtig ist ihm bei allem, was in der Bereitschaft Hüls passiert, dass die Aktivitäten unter einem Leitmotiv stehen - den sieben Grundsätzen der weltweiten Rotkreuz-/Rothalbmond-Bewegung: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit, Universalität. "Wir dienen Menschen, aber keinen Systemen", zitiert er.

Die Hülser Bereitschaft besteht aus aktiven und passiven Ehrenamtlern; ihr Zentrum ist im früheren Krankenhaus-Gebäude an der Konventstraße 17-19. Die Bereitschaft betreut unter anderem die Ferienspiele, den Breetlookszug, den St.-Martins-Zug oder das Radrennen rund um Hüls sowie die regelmäßigen Blutspende-Termine.

Interessenten - egal welchen Alters - können sich jederzeit melden unter der Tel. 02151 732429 (Hans-Peter Bongers) oder per E-Mail an: desiree_schmitz@web.de

(RP)
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