Krefeld "Hört mir zu, ihr Menschen"

Krefeld · Die Klasse 4 a der Pestalozzischule hat im Religionsunterricht "Reden an die Menschheit" geschrieben. Die Schüler wollten, dass Erwachsene von ihren Sorgen und Ängsten erfahren. In unserem Video lesen die Schüler ihre Reden selbst vor.

"Reden an die Menschheit“: Das sagen Krefelder Kinder
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"Reden an die Menschheit“: Das sagen Krefelder Kinder

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Die Nachrichten dieser Tage - Krieg, Gewalt und Flucht - gehen an den Schülern der Pestalozzischule nicht spurlos vorbei. Sie können vieles von dem, was da gerade auf der Welt passiert, nicht einordnen - dabei ist es aus ihrer Sicht doch so einfach, friedlich zusammen zu leben. Rebecca Saalmann (27) und Maria Heitland (39), beide Lehrerinnen an der Pestalozzischule am Inrath, hatten die Idee, die Kinder im Religionsunterricht "Reden an die Menschheit" schreiben zu lassen.

Einfach so, ohne große Vorbesprechung. Maria Heitland sagt: "Die Kinder haben so viele Fragen, man darf sie damit nicht alleine lassen." Eigentlich sollte es in der Unterrichtsreihe um die Propheten und den Psalm 23 ("Und ob ich schon wanderte im finstern Tal/ fürchte ich kein Unglück/ denn du bist bei mir/ dein Stecken und Stab trösten mich") gehen. Rebecca Saalmann wollte aber mit einem persönlichen Zugang der Kinder zum Thema starten.

Nur einen kurzen Arbeitsauftrag stellte sie an den Anfang: Stell dir vor, du bekommst die Chance, eine Rede an die ganze Menschheit zu halten. Sie wird in alle Erdteile übertragen. Schreibe deine Rede an die Menschen auf. Sage ihnen, was schlecht ist auf der Erde, wo Unrecht geschieht, wo sie aufhören müssen, so zu handeln. Bedenke, gerade weil du ein Kind bist, siehst du mehr und andere Dinge als die Erwachsenen." Darunter ließ Saalmann viele weiße Zeilen zum Füllen.

Was die Kinder dann im Unterricht aufgeschrieben haben, hat sie tief bewegt. "Ich war überwältigt, was die Kinder sich für Gedanken gemacht haben." Nicht nur Krieg und Flucht haben die Kinder thematisiert, auch die Umweltverschmutzung macht ihnen Sorgen. Viele haben auch ihre Angst vor Einbrechern ausgedrückt. "Sie haben komplett frei und kindlich, ohne Vorbehalte, das aufgeschrieben, was sie bedrückt", sagt Saalmann. Es seien auch gute Reden von Kindern geschrieben worden, die sonst im Unterricht nicht so oft mitmachen.

Die Lehrerinnen Rebecca Saalmann (l.) und Maria Heitland.

Die Lehrerinnen Rebecca Saalmann (l.) und Maria Heitland.

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Nachher hätten einige Kinder ihre Rede vorgetragen. Und sogar ein polnischer Junge, der erst seit wenigen Wochen in Krefeld lebt, hielt seine Rede auf Polnisch. Eine Mitschülerin, die polnisch spricht, übersetzte. "Man hat allen angesehen, dass sie sehr stolz waren", sagt Rebecca Saalmann Als die Reden fertig waren, fragten die Kinder sofort: "An wen schicken wir das? Die Leute sollen davon erfahren." Die Lehrerinnen gingen auf unsere Redaktion zu.

(RP)
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