Krefeld "Hitlers Engine" - Krefelder Fachleute sanieren historische Lok

Krefeld · Die Lokomotive 01 1104 des britischen Sammlers Dr. Peter Beet ist im Schlepptau einer Elektrolok zu den Eisenbahnwerkstätten Krefeld (EWK) gebracht worden. Derzeit stehen dort zwei baugleiche Dampfloks.

 Derzeit stehen die beiden Schnellzugdampflokomotiven 01 1104 und 01 1066 auf dem Gelände der Eisenbahnwerkstätten Krefeld. Eine steht in der Halle, und die anderen hinter einem Tender auf dem Gleis. Dort sind sie nicht auf einem Foto abzulichten. Wir zeigen deshalb die Aufnahme des Eisenbahnmuseums Heidelberg.

Derzeit stehen die beiden Schnellzugdampflokomotiven 01 1104 und 01 1066 auf dem Gelände der Eisenbahnwerkstätten Krefeld. Eine steht in der Halle, und die anderen hinter einem Tender auf dem Gleis. Dort sind sie nicht auf einem Foto abzulichten. Wir zeigen deshalb die Aufnahme des Eisenbahnmuseums Heidelberg.

Foto: Eisenbahnmuseum Heidelberg

Eine der berühmtesten Dampflokomotiven Europas steht für mindestens ein halbes Jahr in Krefeld. Die 1940 in Berlin gebaute Stromlinienschnellzugdampflok 01 1104 hat Geschichte geschrieben. Nach mehr als vier Millionen Kilometern Laufleistung stand sie rund 30 Jahre in Museen. Der englische Sammler Dr. Peter Beet kauft den 2470 PS starken Kraftprotz Mitte der 1970-er Jahre von der Deutschen Bahn und überführt die Lok auf die Insel ins Eisenbahnmuseum Steamtown Carnforth nach Nordengland. Dort steht der schwarze Riese rund 20 Jahre in einem der namhaftesten Eisenbahnmuseen des Kontinents und begeistert als "Hitlers Engine" das britische Publikum. Die 01 1104 kann auf der Insel wegen ihrer Größe nicht auf Strecke fahren. Tunnel und Brücken erweisen sich oftmals als unüberbrückbare Hindernisse. Nach insgesamt rund 30 Jahren so genannter "kalter Abstellung" gründet sich der Verein Faszination Dampf mit dem Ziel, die von Kohle-auf Ölfeuerung umgebaute Lokomotive wieder fahrbereit zu machen.

 Marvin Spiekermann ist im Werk Krefeld damit beschäftigt, mobile Teile der Dampflokomotive abzubauen.

Marvin Spiekermann ist im Werk Krefeld damit beschäftigt, mobile Teile der Dampflokomotive abzubauen.

Foto: Thomas Lammertz

"Aus diesem Grund ist sie nun in Krefeld", sagt Thomas Huhn, Ingenieur für Schienenfahrzeugtechnik und geschäftsführender Gesellschafter der Eisenbahnwerkstätten Krefeld GmbH (EWK). Der Zwölf-Mann-Betrieb ist spezialisiert auf die Renovierung von historischen Lokomotiven. Die Spezialisten verfügen über Techniken, die heutzutage fast keiner mehr beherrscht. "Es geht darum, die alte Substanz wieder funktionsbereit zu machen und nicht einfach durch neue Teile zu ersetzen", erklärt Huhn. Diese Einstellung macht offenbar den Unterschied zu den beiden anderen Werkstätten der Mitbewerber in Deutschland aus. "Von den drei Betrieben sind wir der kleinste", berichtet Huhn und schwärmt von der 01 1104. Die Lok sei "unverbastelt" und befinde sich noch im Originalzustand, wie sie nach England verkauft worden sei.

 Thomas Huhn ist Ingenieur für Schienenfahrzeugtechnik.

Thomas Huhn ist Ingenieur für Schienenfahrzeugtechnik.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

In Krefeld wird die Stromlinienschnellzugdampflok, die während des Zweiten Weltkriegs mit Stromlinienverkleidungen verkehrte, komplett in die Einzelteile zerlegt, geprüft, gewartet, repariert und wieder zusammengebaut. "Das kostet schon einen sechsstelligen Betrag", sagt Huhn, der sich bei der Bezifferung des Werts einer solchen historischen Lok zurückhält. Die Spanne reiche vom Schrottwert bis hin zu einer halben Million Euro, je nachdem, ob es eine Nachfrage gebe oder nicht. Das regele letztlich der Markt. Nach Abschluss der Arbeiten fährt die 01 1104 zu ihrem Standort nach Heilbronn. Sie gehört einem Verein in Crailsheim und ist das Highlight des Süddeutschen Eisenbahnmuseums. Dass die Arbeiten in Krefeld fachgemäß ausgeführt werden, davon können die Auftraggeber ausgehen. Erst im vergangenen Herbst haben Huhn und seine Mitarbeiter die aus dem selben Jahr stammende Zwillingsschwester 01 1066 wieder flott gemacht. Sie gehört den Ulmer Eisenbahnfreunden und ist ebenfalls in Heilbronn stationiert.

Die Bezeichnung "Hitlers Engine" habe zwei Ursachen, erklärte Huhn. Die Lok sei während der Nazi-Zeit gebaut worden und Kommentare der vielen Museumsbesucher wie "it looks so aggressiv" - frei übersetzt: Sie sieht so kriegerisch aus.

(RP)
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