Krefeld Hexen auf der Linner Burg

Krefeld · Sonntag beginnt eine Ausstellung über Friedrich Spee und die Hexenverfolgung am Niederrhein. Sie zeigt wichtige Schriften aus dem15., 16. und 17. Jahrhundert, aber auch Folterwerkzeuge. Auch eine Hülserin ist als Hexe zum Tode verurteilt worden.

Eine Hexe hatte den "Teufelspakt" geschlossen, das heißt, sie konnte fliegen. Und flog zum Blocksberg, um sich dort als "Teufelsbuhlschaft" mit dem Teufel zu vereinen. Dort traf sie sich mit anderen Hexen. "Das war wie ein "Familienfest" sagt Ralf-Günter Stefan. Der Düsseldorfer Sammler mit dem Schwerpunkt 16. Jahrhundert, im Hauptberuf bei der Kriminalpolizei, hat wesentlich mit Christoph Reichmann, Leiter des Museums Burg Linn, zu der Ausstellung "Friedrich Spee und die Hexenverfolgung am Niederrhein" beigetragen. Ab Sonntag ist sie in Linn zu sehen.

Weil Hexen auch den "Schadenszauber" ausüben konnten, gab es viele Mitmenschen, die an der Verfolgung interessiert waren. Weil sie daran verdienten, wie die Richter und die Folterer oder die Henker. Und immer wieder nannten Gefolterte Namen von anderen, meist Wohlhabenden, an deren Vermögen jemand interessiert war.

Der 1591 in Kaiserswerth geborene Friedrich Spee, Jesuit und Moraltheologe, schrieb anonym die "Cautio Criminalis" (1631) gegen die Hexenverfolgung. "Für mich ein vorbildhafter Mensch", sagt Ralf -Günter Stefan über den Kämpfer gegen die Hexenverfolgung.

Ein anderes Buch, der "Hexenhammer" (Malleus maleficarum) war 1486 in Köln erschienen und rechtfertigte die Hexenverfolgung. Bald nach dessen Erscheinen nahmen auch am Niederrhein die Hexenprozesse zu. Von 1490 bis 1520 war eine erste Welle von Prozessen festzustellen. Der Kölner Kurfürst und Erzbischof Ferdinand von Bayern (1612 – 1650) gehörte zu den eifrigsten Hexenverfolgern seiner Zeit.

Zwischen 1585 und 1620 lief noch eine zweite, wesentlich schlimmere Welle von Prozessen an. In Brauweiler wurde 1628 in zwei Monaten 60 Personen der Prozess gemacht. Der 30-jährige Krieg verhinderte mehr solcher Anschuldigungen und Folterungen, die für die Hexen – ein Drittel der Verfolgten waren Männer – tödlich endeten. Die letzte Hexenverbrennung am Niederrhein fand 1738 in Gerresheim bei Düsseldorf statt.

Die Ausstellung in der Linner Burg zeigt viele Bücher und Dokumente, Leihgaben und Literatur aus dem Besitz des Museums. Einige Folterwerkzeuge, wie Daumenschrauben, sind in Vitrinen ausgestellt. Auch präparierte Wanderratten aus dem Düsseldorfer Löbbecke-Museum zum Thema Pest, denn auch die herrschte damals. Friedrich Spee starb bei der Pflege Pestkranker 1635.

"Wir haben nicht so viele Sachzeugnisse", sagt Christoph Reichmann, "auch viele Prozessakten sind vernichtet worden."

Mit der Ausstellung in der Burg beteiligt sich Krefeld an der "Kulturhauptstadt 2010" zum Thema "Burgen des 13. Jahrhunderts im Ruhrgebiet", auch wenn Krefeld geografisch kaum dazugehört. Aber in anderer Beziehung dann doch, denn "Aufruhr 1225" heißt das Kulturhauptstadt-Projekt – und in eben diesem Jahr ist Graf Engelbert von Berg, der Erzbischof von Köln, der einst auch Linner Burgherr war, ermordet worden.

(RP)
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