Krefeld Heribert Boosen - vom Prinz zum Personalratsvorsitzenden der Stadt

Krefeld · Der 55-jährige gelernte Betriebsschlosser ist seit vielen Jahrzehnten gewerkschaftlich aktiv. Als Spitzenmann von Verdi vertritt er nun die Interessen der mehr als 3500 Beschäftigten in der Krefelder Stadtverwaltung.

 Der 55-jährige Heribert Boosen ist neuer Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Stadtverwaltung Krefeld.

Der 55-jährige Heribert Boosen ist neuer Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Stadtverwaltung Krefeld.

Foto: Thomas Lammertz

Die Stadtverwaltung hat bekanntlich einen neuen Chef: Bei der Kommunalwahl ist bekanntlich Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) von den Krefeldern gewählt worden und ins Rathaus eingezogen. Die Interessen der mehr als 3500 Beschäftigten vertritt jetzt Heribert Boosen. Der 55-jährige gelernte Betriebsschlosser und frühere Karnevalsprinz ist Vorsitzender des neu gewählten Personalrats.

Boosen war schon während seiner Zeit bei den Deutschen Edelstahlwerken gewerkschaftlich aktiv. "Ich war in der Jugendvertretung der IG Metall", sagt der gebürtige Krefelder, der in Uerdingen aufgewachsen ist. Seit 1985 ist er bei der Stadt Krefeld beschäftigt, hat diverse Fachbereiche durchlaufen. Lange Zeit war er im Sport- und Bäderamt für die Rheinland- und die Rittbergerhalle als Eishallenmeister verantwortlich. Danach wechselte er ins Ordnungsamt, kümmerte sich um Veranstaltungen in der Stadt und vertrat die Kommune im Außendienst. Seit vier Jahren ist er Mitglied des Gesamtpersonalrats und für diese Arbeit freigestellt. Für die aktuelle Wahl nominierte die Gewerkschaft ihn für den ersten Listenplatz. Fünf Verdi-Vertreter und ein Kollege der Kommunalgewerkschaft für Beamte und Arbeitnehmer (Komba) vertreten nun hauptamtlich die Arbeitnehmerinteressen. Insgesamt besteht der Gesamtpersonalrat aus 17 Personen, die regelmäßig dienstags tagen.

Von Verwaltungschef Frank Meyer habe er bislang einen guten Eindruck gewonnen. "Er sucht die Zusammenarbeit", lobt er den Sozialdemokraten. Aber auch über dessen Vorgänger Gregor Kathstede (CDU) könne und wolle er nicht klagen. "Das war anders, aber es klappte auch."

Die Mitarbeiter in der Verwaltung seien stark belastet. An vielen Ecken und Enden knirsche es im Gebälk. Die Unterbringung in zahlreichen angemieteten Büroräumlichkeiten überall in der Stadt verursache ein unnötiges Hin und Her und vertane Zeit. Bei der Sanierung des Stadthauses sei darauf zu achten, dass die Beschäftigten dort und anderswo ein vernünftiges Arbeitsumfeld erhielten. Der Umbau des Ausländeramtes und der demografische Wandel seien weitere wichtige Themen. "Die Konsolidierung der städtischen Finanzen darf nicht zu Lasten des Personals gehen", forderte Boosen. Pläne, die Stadtverwaltung zu modernisieren, wollten er und seine Kollegen aktiv mitgestalten. "Wir sehen uns nicht in der Rolle, nur Vorschläge entgegenzunehmen und zu bewerten", sagt der 55-jährige Vater zweier erwachsener Kinder. Die von der Politik beschlossene Gründung eines Wirtschaftsbetriebes der Stadt Krefeld als Anstalt des öffentlichen Rechts, in der das Sport- und Bäderamt, der Bereich Grünflächen und der Tiefbau zusammengeführt werden sollen, lehnen er und der Gesamtpersonalrat ab. "Verbesserungen lassen sich für Abläufe und Ergebnisse auch innerhalb der Stadtverwaltung erzielen", betonte er. Die Belastung der Mitarbeiter und der Krankenstand der Belegschaft stehen ebenfalls im Fokus der Arbeitnehmervertretung. Viele Bereiche seien unterbesetzt, und diese Entwicklung dürfte sich noch fortsetzen - zum Beispiel kämen in den kommenden Jahren aufs Ausländeramt, aufs Sozial-, Jugend- und Schulamt zusätzliche Aufgaben zu.

Gleichwohl sieht Boosen die Entwicklung der Stadt Krefeld positiv. Die baulichen Verbesserungen in der Innenstadt seien dafür ein unübersehbares Zeugnis. Allerdings beanspruche seine neue Aufgabe als Vorsitzender des Personalrats der Stadtverwaltung Krefeld einiges an Zeit. "Meine Hobbys müssen jetzt etwas zurückstehen", sagte er. Boosen ist überzeugter Karnevalist und begeisterter Fan der Pinguine. Mit dem Ex-KEV-Profi Manfred Sieburg hat er seinerzeit die Traditionsmannschaft Sieburg Oilers gegründet, in der Krefelder Eishockeyhelden wie Vic Stanfield, Karel Lang, Uwe Fabig und Thomas Mirwa dem Puck nachjagten. Auch er selbst habe sich früher als Freizeitspieler auf dem Eis versucht, berichtet Boosen.

Er ist ferner Mitglied der Prinzengarde und gehört dem exklusiven Klub der Ex-Prinzen im Krefelder Karneval an. 2014 führte er mit seiner Lebensgefährtin Christina Schwirtz-Lindner durch die Session.

(RP)
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