Krefeld Hellmut Seegers - der unentdeckte Künstler

Krefeld · Der Verein Kunst und Krefeld widmet dem vielseitigen Krefelder Maler (1922-2005) eine Ausstellung in der Alten Post.

 Große Gemälde von Hellmut Seegers sind in der Alten Post zu sehen. Im Vordergrund das undatierte Bild "Mythos".

Große Gemälde von Hellmut Seegers sind in der Alten Post zu sehen. Im Vordergrund das undatierte Bild "Mythos".

Foto: T. lammertz

Hellmut Seegers liebte Krefeld, sein Zuhause mit dem Atelier an der Kull in Traar. Er mochte die Welt und bereiste mit seiner Frau ferne Länder. Menschen schätzte er weniger. Seegers zog sich ganz zurück in seinen kreativen Kokon. Nur handverlesene enge Freunde ließ er in seine Welt ein. Joseph Beuys und Johannes Cladders sollen ihn das eine oder andere Mal in seinem Domizil besucht haben. Als der gebürtige Fischelner 2005 im Alter von 83 Jahren starb, hinterließ er ein üppiges Konvolut an Arbeiten. Mehr als 200 Ölbilder, hunderte Aquarelle, dazu Radierungen, Lithographien und tausende Skizzen und Zeichnungen hat er in seiner Abgeschiedenheit geschaffen. Seinen künstlerischen Nachlass hat seine Witwe Ingeborg Seegers, wenige Wochen nach seinem Tode als eine "unselbstständige Stiftung" dem Verein Kunst und Krefeld überlassen. Der zeigt jetzt in der Alten Post, Steinstraße 7, einen Querschnitt aus Seegers umfangreichem malerischen Werk.

"Die Gründung der "Hellmut-Seegers-Stiftung erlebte der Künstler noch bewusst und in dem Vertrauen, dass sein Lebenswerk geschätzt wird und erhalten bleibt", sagt Betina Hahn von Kunst und Krefeld. Es ist daher auch nicht das erste Mal, dass Seegers-Arbeiten ins öffentliche Licht geholt werden. Diese Ausstellung zeigt die Vielfalt mit Werken aus verschiedenen Schaffensperioden und Bereichen seines Lebens. Beatrix Vater-Dobberstein hat als Kuratorin einen klaren Blick auf die Farbstellungen der Seegerschen Malerei gerichtet. Nach dem Leitsatz "Stimmt die Form, dann stimmt der Inhalt" hat sie was auf den ersten Blick so unterschiedlich wirkt, mit Gespür für Farbe zu einer homogenen Entdeckungsreise zusammengestellt.

Der "Strandspaziergang", in dem sich abstrakte Elemente in Sand-, Meer- und Fliedertönen zu einer expressionistischen Landschaft zusammenfügen, hängt in unmittelbarer Nachbarschaft zu "Meine Honigpumpe" - ein Augenpuzzle gemalter Mechanik-Apparate, die Seegers nachträglich so betitelte in Anspielung auf Joseph Beuys' "Honigpumpe". Er arbeitete sich in unterschiedliche Stile ein, fand seine eigene Sprache und ist deshalb eine erfrischende Stimme im Chor des jeweiligen Zeitgeistes.

Seegers gehört zu den Unterschätzten, Noch-Wenig-Erforschten unter den Krefelder Künstlern, trotz großer Ausstellungen mit der "Neuen Rheinischen Sezession Düsseldorf", deren Mitglied er war, und im Kaiser-Wilhelm-Museum unter Paul Wember. Künstler-Zeitgenossen schätzten den öffentlichkeitsscheuen Mann, der fast immer eine Pfeife im Mundwinkel hatte - auch auf seinen Selbstbildnissen.

Die Ausstellung bietet eine Entdeckungsreise durch die Welt des Künstlers, von seinen düsteren, erdfarbenen Darstellungen mythologischer Themen bis zu den lichtglühenden Landschaften. Der blutrote "Engelsturz" ist bewegend. Je länger man hinschaut, desto mehr Details und Bedeutungsebenen eröffnen sich. - In Seegers' Haus, das er dem Verein hinterlassen hat, wohnt inzwischen ein Kunstfreund, der renoviert und saniert hat, "aber alles ist erhalten geblieben", sagt Vorsitzender Christoph Tölke. Das Atelier hat einen separaten Eingang bekommen. Dort soll es künftig Führungen geben.

Ausstellungseröffnung Sonntag, 15. April, 11.30 bis 14.30 Uhr.

(RP)
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