Krefeld Helferin der Helfer: Abschied von Ellen Weinebrod

Krefeld · Welches Lob freut einen Zahlenmenschen am meisten? "Sie haben gut gewirtschaftet" sind bestimmt die richtigen Worte. Und sie fielen gestern auch bei der Verabschiedung von Ellen Weinebrod, die nach über 21 Jahren als Geschäftsführerin der Diakonie Krefeld/Viersen nun einen Neuanfang wagt. Doch eine Reduzierung allein auf ihre viel gelobten betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten würde bei der Würdigung der gelernten Buchhalterin dennoch deutlich zu kurz greifen. Und so beschrieb Oberbürgermeister Frank Meyer Ellen Weinebrod in seiner Laudatio als "Helferin der Helfer mit dem Herz am richtigen Fleck".

 Nach 21 Jahren als Geschäftsführerin der Diakonie Krefeld/Viersen endet nun die "Ära Weinebrod", wie es Kuratorin Anke Brüggemann Diederichs gestern bei der Verabschiedung von Ellen Weinebrod ausdrückte.

Nach 21 Jahren als Geschäftsführerin der Diakonie Krefeld/Viersen endet nun die "Ära Weinebrod", wie es Kuratorin Anke Brüggemann Diederichs gestern bei der Verabschiedung von Ellen Weinebrod ausdrückte.

Foto: Dirk Kamp

"Krefeld wäre heute eine schlechtere Stadt, wenn es Sie und Ihr Engagement nicht gegeben hätte", erklärte Meyer und erinnerte an die große Einsatzbereitschaft der Geschäftsführerin, die Heiligabend, statt mit ihrem Mann zu feiern, Obdachlose besuchte oder an Silvester höchstpersönlich den Rufdienst übernahm. "Herausragender Abschluss" der äußerst positiven Entwicklung der Diakonie unter Leitung von Chefin Weinebrod sei, so Meyer, der Umzug in das Dreikönigenhaus. "Sie hinterlassen ein gut bestelltes Feld und waren immer eine zuverlässige Partnerin", lobte Krefelds Stadtoberhaupt.

Angefangen hatte Ellen Weinebrods Karriere als Buchhalterin in einer Steuerberatung; es folgten berufliche Stopps in einem Gartenbaubetrieb und in der kirchlichen Verwaltung, kombiniert mit einem betriebswirtschaftlichen Studium. Als die heute 60-Jährige am 1. Juli 1996 als Geschäftsführerin bei der Diakonie Krefeld/Viersen anfing, war sie also bestens gerüstet, die kaufmännische Leitung des christlichen Hilfswerks zu übernehmen. In ihrer Ansprache erinnerte Anke Brüggemann-Diederichs vom Kuratorium der Diakonie an die Anfänge. Damals habe es zwei Geschäftsführerstellen gegeben. Neben der Kaufmännischen noch eine für die sozialen Belange. Doch Finanzielles und Soziales ließen sich nicht trennen, so dass eine neue Aufteilung erarbeitet wurde und Ellen Weinebrod von da an für die Stadt Krefeld zuständig war.

Als Frau mit einem "großen diakonischen Herz" beschrieb Brüggemann-Diederichs die scheidende Geschäftsführerin, die sich schnell in die soziale Arbeit eingefunden habe und der die Schwächsten der Schwachen immer am wichtigsten gewesen seien. Dabei habe sie einen wachen Blick für gesellschaftliche Entwicklungen entwickelt und nicht davor zurückgeschreckt, Arbeitsbereiche zu modernisieren, umzustrukturieren und neue Angebote einzuführen. So verdoppelte sich die Mitarbeiterzahl beinahe unter ihrer Federführung.

Mehrmals betonten die Redner, mit wie viel Zuversicht Ellen Weinebrod Probleme angepackt habe, deren Lösung anderen schier unmöglich erschien. Mit diesem Elan habe sie auch gehandelt, als immer mehr Flüchtlinge kamen und sie kurzerhand erfahrene Mitarbeiter von ihren Aufgaben abzog, um sie in der Flüchtlingshilfe einzusetzen.

Hilfe für sozial Schwache ist aus Sicht Ellen Weinebrods eine Pflicht der Gesellschaft, auf die sie stolz sein kann und die sie nicht vor den Augen der Öffentlichkeit verstecken muss. An diese Einstellung erinnerte Andreas Coenen, Landrat des Kreises Viersen, in dem das Robin- Hood-Projekt der Diakonie zu Hause ist. In den 80er Jahren sei das Sozialkaufhaus in einer alten Maschinenfabrik mit Hinterhofatmosphäre eingerichtet worden, erzählte Coenen. Heute jedoch finde man es in bester Lage am Dülkener Mark. "Diese Entwicklung ist der große Verdienst von Ellen Weinebrod, die ihren Kunden auf Augenhöhe begegnen und sie den Respekt ihrer Mitmenschen spüren lassen möchte", lobte der Landrat.

Superintendent Burkhard Kamphausen fasste es so zusammen: "Ellen Weinebrod hat die Arbeit der Diakonie nach innen geprägt und nach außen vertreten." Ihrem Nachfolger, Ludger Firneburg, überreichte die Ex-Chefin eine Rettungsweste. "Damit Du bei jedem Notfall schnell vor Ort bist."

Ellen Weinebrod wird weiter sozial tätig bleiben. Als gesetzliche Betreuerin und Mediatorin.

(bk)
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