Krefeld Heimat als Lied - die Krefeld-Hymne

Krefeld · Wie klingt Heimat? Drei Kandidaten haben Krefeld erkundet und teils erstaunliche Dinge zusammengetragen.

Man schicke drei junge Liedermacher für ein paar Tage in eine fremde Stadt und lasse sie aus ihren Eindrücken dort neue Lieder machen, die dann an einem Abend in dieser Stadt dem Publikum in einem Wettbewerb vorgestellt werden - so die Idee des WDR-Fernsehens für ein neues Format unter dem Titel "Sounds Like Heimat". Krefeld kam als erste Stadt die Rolle des Gastgebers zu, und am Samstag konnte man im Südbahnhof die ersten Ergebnisse begutachten. Durch den Abend führte Helmut Wenderoth vom Kresch-Theater.

Fee Badenius, eigentlich aus Lübeck, aber schon lange in Witten zuhause, war die erste Künstlerin des Abends. Sie tritt meist allein mit ihrer Gitarre auf und war diejenige von den dreien, die dem klassischen Bild vom Liedermacher am nächsten kam. Außer ihrer zwar sehr mädchenhaft klingenden, aber professionell geführten Stimme zeigt sie sowohl textlich als auch melodisch Handschrift, während viele Nachwuchskünstler in diesem Bereich nur auf einem der beiden Gleise wirklich kreativ sind. "Ich bin eigentlich ein Schmetterling, jedenfalls innendrin", bekannte sie am Samstag in ihrem ersten Lied und nahm mit "Fleisch-ess-Lust" gekonnt allzu verbissene Vertreter der vegetarischen und veganen Bewegung ironisch aufs Korn. Ihren Wettbewerbsbeitrag hatte sie auf den Namen der Krefelder Stadtteile aufgebaut und dazu witzige Reime gefunden. Denn wo immer ihre Streifzüge sie hingeführt hatten, nur innerhalb der vier Wälle hatte man ihr bestätigt, in Krefeld zu sein. Ansonsten bestand man auf Uerdingen, Hüls, Linn, Bockum, sogar auf Crakau.

Die "Hörbuch-Band" um Dominik Buch (Gitarre und Gesang) stammt aus Bochum. Moritz Unverhau an der Gitarre, Paul Mokry am Bass und Martin Kreuzer am Schlagzeug bereichern den Sound des Liedermachers, sorgen allerdings auch dafür, dass seine Texte mitunter kaum verstanden werden können. Poppig im Charakter, funky im Beat kam ihr Trennungslied "Dich oder meine Zeit" daher, aber sie können auch positiv denken, wie ihr Reggae "Fahr doch wieder mal ans Meer" bewies. In Supertramp-Manier gestalteten sie ihren Beitrag zum Thema des Abends. Sie priesen Krefeld als "Metropole der Provinzen" und empfahlen der "schönsten Stadt am Niederrhein" dringend: "Hör auf, Dich zu verstecken!" Schließlich war Isabel Glaab alias Lorelay eingeladen, ein Spross der Main-Metropole Frankfurt. Sie betätigte sich schon in frühen Teeny-Jahren als "Großstadt-Bardin". Am liebsten erzählt sie Geschichten, die das Leben in der Stadt aufwirft. Damit füllte sie 2012 bereits ein ganzes Album. 2014 beteiligte sich Lorelay mit ihrem Lied über die Kehrseiten der Schönheitschirurgie auch am anspruchsvollen Panikpreis-Wettbewerb der Udo Lindenberg Stiftung. Eher von sich selbst sprach, sang sie in einem Beinah-Rap, der nicht nur rhythmisch an Paul Simons "The Boy In The Bubble" erinnerte. Dabei begleitete sie sich nicht nur auf der Gitarre, sondern nutzte auch gekonnt die Möglichkeiten der Loop-Technik. Besonders bemerkenswert war ihr Lied "Die Fäden der Welt", in dem sie an den Journalisten James Wright Foley erinnerte, der im August 2014 in Syrien vom IS vor laufender Kamera enthauptet worden war. Auch für die Krefelder fand sie erstaunliche Worte. Sie habe es immer als zu wenig empfunden, zu bleiben, wo man herkommt, ein Leben lang. Doch hier sei ihr der Gedanke gekommen, dass jemand, der so genau wisse, wo er herkommt und hingehört, dass er niemals weggeht, auch ein ganz besondere Glück genieße.

Welcher Song am besten zur Stadt passte, entschied das Publikum im gut besuchten Südbahnhof, und am Ende konnte Oberbürgermeister Gregor Kathstede den Siegerpokal an Fee Badenius überreichen.

(RP)
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