Krefeld Heidefeld zeigt seltene Penck-Lithografien

Krefeld · Krefeld hat für den international renommierten Künstler A.R. Penck eine besondere Bedeutung. Im Jahr 1970 zeigte das Haus Lange eine erste Ausstellung des Ostdeutschen in Westdeutschland. Im vergangenen Jahr ist Ralf Winkler, der mit dem Alias Penck und seiner archaischen Bildsprache zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern zählt, gestorben. Galerist Egon Heidefeld erinnert mit einer Werkschau am Ostwall an den Star-Künstler.

Es waren nicht nur die Bilder des in der ehemaligen DDR geborenen Künstlers A.R. Penck, die den Krefelder Galeristen Egon Heidefeld schon früh faszinierten. Es war die Biografie des Multitalents aus dem Osten, die seine Aufmerksamkeit erregte. Ralf Winkler, der im vergangenen Jahr in Zürich starb, war Maler, Grafiker, Bildhauer und Jazz-Musiker und spielte unter diversen Pseudonymen gleichermaßen mit der Staatsobrigkeit im Erich-Honecker-Regime, der Gesellschaft und im speziellen mit der Kunstszene.

Bekannt geworden ist der gebürtige Dresdner mit einer ganz eigenen, gut wiedererkennbaren Bildsprache. A. R. Penck gilt als der Meister der Strichmännchen, als ein Höhlenmaler der Neuzeit. Mit dieser plakativen Einordnung wird der Markt dem Künstler natürlich nicht gerecht. Gleichwohl beschreibt sie zutreffend seine Symbolik. Seine Bildercodes tauchen in immer wieder neuen Kombinationen und Zusammenhängen in verschiedensten Farben auf.

Der Galerist zeigt ab morgen eine interessante Werkschau mit unbekannten Lithografien in Kleinstauflagen. Die Drucke stammen aus dem Fundus von Gottfried Braeunling. Der ostdeutsche Künstlerkollege hat in seiner Druckwerkstatt im Auftrag Pencks dessen Arbeiten vervielfältigt. Sie wurden nummeriert und handsigniert und stehen jetzt zum Kauf.

In der am Ostwall 64-66 gezeigten Auswahl befinden sich auch Exemplare aus der Sammlung Heidefeld. Eines hat den Titel "Jazz-Combo" und befindet sich schon lange im Eigentum des Galeristen. "Das Leben Pencks ist wie die Rolle in einem Agententhriller", sagte Heidefeld -und der muss es wissen. Verdiente er doch sein Geld lange als Kriminalkommissar. Damals führte der Pensionär seine Galerie noch mit seiner Frau im Nebenerwerb mit Erlaubnis des Innenministers.

Ende der 1960er Jahre begann Penck als Unbekannter aus dem vermauerten Osten Deutschlands, aufsehenerregende Werke in den Westen zu schmuggeln. Damals hieß er noch Ralf Winkler. Und es hieß, er verwende undercover auch noch andere Namen. In der Bundesrepublik kannten den subversiven Grenzgänger nur wenige Insider des Kulturbetriebs. Heute ist der Mann eine Kunst-Berühmtheit.

"Um so mehr freue ich mich, nun in Krefeld eine größere Ausstellung mit seinen Werken präsentieren zu können", sagte Heidefeld, der eine Schau mit Aquarellen, seltenen Grafiken, Unikaten und Skulpturen des Künstlers arrangiert hat - unter dem programmatischen Titel: "A.R. Penck. Der expressive Kosmos." Die Ausstellung des überaus vielseitigen Künstlers beginnt mit der Vernissage von 15 bis 18 Uhr am morgigen Sonntag und endet am 21. April. "Die Ausstellung ist auch als Hommage an Penck gedacht", erklärte Heidefeld.

Ab 1969 verwendete der Künstler, der im Katz- und Maus-Spiel mit der DDR-Stasi auch einige Tarnnamen wie Mike Hammer, Theodor Marx oder schlicht "Y", später zunehmend das Pseudonym A.R. Penck, unter dem er in den folgenden Jahrzehnten international bekannt werden sollte. Heute wird er wegen seiner inspirierenden Wirkung für den Neoexpressionismus der 1980er Jahre gerne auch "Vater der Neuen Wilden" genannt. 1976 begann seine produktive Freundschaft mit dem Malerkollegen Jörg Immendorff. 1980 wurde A.R. Penck ausgebürgert und ging in den Westen. Ab 1989 wirkte er als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf bis zu seiner Emeritierung 2003.

In der Galerie wird die Werkschau von markanten minimalistischen Skulpturen begleitet, den Figuren von Ernesto Marques. Der portugiesische Bildhauer kam 1993 für einen Ferienjob nach Deutschland und blieb. Mit seinen farbig bemalten Skulpturen aus Zinkguss, die Titel wie "Boys" und "Homo" tragen, greift er die Typisierungen aus Pencks Malerei auf und gibt ihnen einen eigenen Charakter.

Galerie Heidefeld & Partner, Ostwall 64-66: "A.R. Penck. Der expressive Kosmos." Montags bis freitags, 15 bis 18 Uhr, samstags, 11 bis 15 Uhr, und nach Vereinbarung.

(sti)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort