Krefeld Hahnen legt Fraktionsvorsitz nieder

Krefeld · Es ist das Ende einer Ära: Ulrich Hahnen muss kürzertreten und wird künftig einfacher Ratsherr sein. Mit seinem Rückzug ist der Generationswechsel in SPD und CDU vollendet. Als Favorit für Hahnens Nachfolge gilt Benedikt Winzen.

 Ulrich Hahnen im November 2015 nach einer Klausurtagung bei der Vorstellung der politischen Agenda der SPD in den nächsten Jahren.

Ulrich Hahnen im November 2015 nach einer Klausurtagung bei der Vorstellung der politischen Agenda der SPD in den nächsten Jahren.

Foto: Lothar Strücken

Es ist eine menschlich und politisch bewegende Nachricht für Krefeld: Nach mehr als 21 Jahren an der Spitze der SPD-Fraktion im Rat der Stadt wird Ulrich Hahnen sein Amt zum 11. Januar niederlegen. "Aufgrund meiner Erkrankung, vor allem wegen therapiebedingter Nebenerkrankungen, kann ich meine Aufgaben als Fraktionsvorsitzender leider nicht mehr vollinhaltlich ausfüllen", erklärte Hahnen gestern. Sein Ratsmandat wird er weiter ausüben. Hahnen ist 2012 an Krebs erkrankt.

Sein Verzicht vollendet den Rückzug jener alten Garde, die in den vergangenen Jahrzehnten in SPD und CDU die Geschicke der Stadt gelenkt haben. Beide Parteien haben sich an den Spitzen deutlich verjüngt.

Die Entscheidung sei ihm alles andere als leicht gefallen, erklärte Hahnen. "Seit 1994 darf ich als Fraktionsvorsitzender an der Spitze der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld stehen. Diese Aufgabe gehörte für mich immer zu einer der schönsten, die Partei und Fraktion vergeben können", sagte der SPD-Politiker, der im Mai 2010 als direkt gewählter Abgeordneter in den Düsseldorfer Landtag einzog. Mit Hahnen, der im Mai 64 Jahre alt wird und Vater von zwei Kindern ist, tritt einer der profiliertesten politischen Köpfe Krefelds zurück ins Glied. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass die SPD in Krefeld Zug um Zug immer stärker wurde, bis sie zuletzt die Fraktion mit den meisten Wählerstimmen im Rat war und bei der Anzahl der Sitze mit der CDU gleichzog.

Zweimal war Hahnen Oberbürgermeisterkandidat seiner Partei und verlor zuletzt mit hauchdünnem Rückstand von rund 400 Stimmen gegen den CDU-Kandidaten Gregor Kathstede. Mit seinem nach außen geräuschlosen Verzicht auf eine dritte Kandidatur ebnete Hahnen danach den Weg für einen Machtwechsel im Rathaus, indem er Frank Meyer die nächste Kandidatur überließ.

Noch vor der Oberbürgermeisterwahl hatte Hahnen einen Strategiewechsel seiner Fraktion mitgetragen: Nach einer jahrelangen Phase erbitterter Konfrontation schaltete er um auf Kooperation, ging auf CDU und Grüne zu und schmiedete eine solide Haushaltsmehrheit - wichtig in Zeiten, in denen Politiker wenig attraktive Sparhaushalte verantworten müssen. In seiner neuen Rolle als Moderator hat Hahnen den Haushaltskompromiss dann auch stilistisch partnerschaftlich mit Christdemokraten und Grünen vertreten - keine Selbstverständlichkeit nach den Jahren der harten Auseinandersetzungen, die auch zwischen Grünen und SPD stattgefunden haben. Insofern hat Hahnen auch eine Phase der Kooperation im Rat eingeleitet, die sich angesichts der Pattsituation zwischen CDU und SPD für die kommenden Jahre als sehr wichtig erweisen könnte.

Hahnen wird die Krefelder Politik nun als Ratsherr begleiten. Auf seinen Vorschlag hin wird die SPD-Fraktion am 11. Januar einen neuen Vorsitzenden wählen. Als Favorit gilt Benedikt Winzen. Er ist Jahrgang 1985 und wäre als Neuling im Rat (Mitglied seit 2014) Teil des Generationswechsels, den die Krefelder SPD in den vergangenen Jahren vollzogen hat.

Zudem ist Winzen in den vergangenen Monaten stetig aufgebaut worden, trat etwa im Rat und auf dem jüngsten SPD-Parteitag als Redner hervor. Als Vize-Vorsitzender der SPD Krefeld, Vize-Vorsitzender der SPD Uerdingen/ Gellep-Stratum und Vorstandsmitglied der Krefelder Jusos ist er zudem bestens in Partei und Stadt vernetzt.

(RP)
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