Krefeld Großer Abschied für Ulrich Stuers

Krefeld · Nach 38 Jahren gab der beliebte Kantor ein Abschiedskonzert in der voll besetzten Kirche St. Josef.

 Ulrich Stuers ließ sich auch von einem Infekt nicht daran hindern, den Taktstock für sein Abschiedskonzert zu schwingen.

Ulrich Stuers ließ sich auch von einem Infekt nicht daran hindern, den Taktstock für sein Abschiedskonzert zu schwingen.

Foto: Thomas lammertz

Eigentlich hätte Ulrich Stuers am Samstagabend ins Bett gehört, um seinen Infekt auszukurieren. Aber auf ihn warteten nun einmal mehrere Chöre, ein Orchester und ein großes, zum Teil von weit her angereistes Publikum, denn nach 38 Jahren als Kantor in Krefeld hatte er sein Abschiedskonzert angekündigt, und so war die Kirche St. Josef bis auf den letzten Platz besetzt. Man hatte sogar noch zusätzliche Stühle aufstellen müssen.

Das Konzert begann mit Anton Bruckners "Ave Maria". Stuers Stammchor, nämlich der Kirchenchor St. Stephan, wurde verstärkt durch die befreundeten Chöre Kammerchor Krefeld und Canto Sereno Tönisvorst, die normalerweise von Stuers' Sohn Roland geleitet werden, und gemeinsam sangen sie das Gebet ohne Instrumentalbegleitung. Dann stimmten alle Mitwirkenden gemeinsam mit dem Publikum das Lied "Nun freut Euch, Ihr Christen" an, ehe sich Stuers und die Seinen der "Messa di Gloria" von Giacomo Puccini zuwandten.

Das Opus, 1880 als Examensarbeit komponiert, sollte eigentlich zugleich der Abschied des opernverliebten Puccini von der kirchenmusikalischen Familientradition werden, und ein bisschen vom Flair der italienischen Oper schien auch in dieser Aufführung in St. Josef durch. Nicht zuletzt die Gesangssolisten Wolfram Wittekind (Tenor) und Hans-Peter Feyerabend (Bariton) trafen den italienischen Ton ausgezeichnet, hielten ihn aber zugleich in liturgisch angemessenem Zaum.

Und dieselbe Gratwanderung gelang auch den vereinigten Chören ganz wunderbar. Obwohl Stuers, bekannt für seine Leidenschaftlichkeit, aber nicht optimal bei Kräften, eher zurückhaltend dirigierte, meisterten die Sängerinnen und Sänger die ausgesprochen umfangreiche Bandbreite der dynamischen Variationen schön differenziert und erfreuten mit einem ausgewogenen, von Wärme durchströmten Klangbild. Lediglich die Textverständlichkeit im Lateinischen ließ zu wünschen übrig.

Mit dem Adagio "Was mir Gott erzählt" von Gustav Mahler führte Stuers schließlich das Orchester Camerata Louis Spohr ohne Sänger durch eine bewegende Komposition von zarter Heiterkeit, einer gewissen Schwermut und einem majestätischen Schluss.

Der Jubel im Publikum hätte größer kaum sein können, und nach einer Reihe kurzer Dankesworte von berufenen Rednern übergab Vater Ulrich Stuers sein Lebenswerk, die weit über die Grenzen Krefelds hinaus renommierte Konzertreihe "Geistliche Musiken in Heilig Geist", öffentlich in die Hände seines Sohnes. Diesem Akt musste natürlich eine weitere Zugabe folgen.

(RP)
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