Krefeld Großbauprojekt direkt neben Mies-Villen

Krefeld · Stadt erteilt Baugenehmigung für einen Neubau mit 13 Eigentumswohnungen neben den Museen Esters und Lange.

 "Wohnen am Museumsgarten" heißt das Bauprojekt neben Haus Esters und Haus Lange, das die Stadt jetzt genehmigt hat.

"Wohnen am Museumsgarten" heißt das Bauprojekt neben Haus Esters und Haus Lange, das die Stadt jetzt genehmigt hat.

Foto: Thomas Lammertz

Die Grundstücke unterhalb des Krefelder Stadtwalds gehören zu den gesuchten Lagen, und sie sind rar. Die Bewilligung von großen Bauprojekten auf alten Villengrundstücken entlang der Wilhelmshofallee haben in jüngster Zeit mehrfach für Konflikte zwischen Anwohnern und Investoren gesorgt. Zu ehrgeizig seien die Pläne der Bauträger und zu großzügig das Entgegenkommen der Stadt bei der Umsetzung, lautete der Vorwurf; so mancher Vertreter der Politik sah das ähnlich.

Nun hat die Stadtverwaltung eine Baugenehmigung erteilt, die nicht nur das Villenviertel, sondern auch die internationale Kunst- und Architekturszene an einer empfindlichen Stelle trifft. In unmittelbarer Nachbarschaft der als Musterbeispiele der Bauhausarchitektur geltenden Museen, Haus Esters und Haus Lange, hat ein Bauträger die Genehmigung für die Errichtung eines Neubaus mit dreizehn Wohnungen erhalten.

Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte Stadtsprecherin Angelika Peters die Erteilung der Baugenehmigung und nannte Details. "Antragstellerin ist eine Wohnbaufirma aus Monheim ("Bellvida" Anmerkung der Redaktion). "Geplant ist ein 13 Meter hohes, 22,5 Meter breites und in der Tiefe 23,72 Meter langes Gebäude mit einer Wohnfläche von 1407,01 Quadratmetern und einer Nutzfläche von 635,55 Quadratmetern."

Vorgaben für die Gestaltung der Außenfassade habe die Stadt dem Bauherrn nicht auferlegt, die entsprechenden Pläne dazu liegen in Form von "Ansichten und Baubeschreibung" bereits vor. Insgesamt scheint dies eine mutige Entscheidung der Stadt, steht doch für 2019 das Bauhausjubiläumsjahr ins Haus und somit internationale Besucher mit hohem Kunstsachverstand vor der Tür und in den Gärten der berühmten dunkelroten Backsteinvillen. Der kritische Blick auf umliegende Gebäude wird selbstverständlich dazugehören.

Insider der Krefelder Baulandschaft zeigten sich im Gespräch mit unserer Zeitung über die Größe der nun bewilligten Maßnahme erstaunt. Für das Grundstück in besonderer Lage hatte es während der Verkaufsphase weitere Interessenten gegeben, die sich jedoch zurückgezogen hatten, da ihnen von Seiten der Stadt eine deutlich geringere Quadratmeterzahl für die Genehmigung einer möglichen Baumaßnahme in Aussicht gestellt worden war. Argumentiert wurde unter anderem mit dem Hinweis auf die Nähe zu den denkmalgeschützten Museen.

Doch trotz großer Pläne scheinen Verkauf und Umsetzung einen günstigen Verlauf genommen zu haben. Nicht nur, dass die Firma Bellvida auf ihrem Werbebanner am Bauzaun der Wilhelmshofallee 85 eine "hochwertige Ausstattung" ihrer Immobilie verspricht, an seiner Seite hat der Bauträger laut Ankündigung den Architekten Rainer Lucas, der seit 2014 dem Gestaltungsbeirat der Stadt vorsitzt und auf einen sensiblen Umgang im Umfeld der Museen hoffen lässt.

Schon jetzt schmiegt sich das exklusive Großprojekt mit seinem Projektnamen ein kleinwenig an seine weltberühmte Nachbarschaft. Und so klingt "Wohnen am Museumsgarten" schon fast wie ein Gütezeichen. Und nicht nur das. Der Projektname birgt Verpflichtung.

(RP)
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