Krefeld Gesucht: Plan für Krefelds höchste Kirche

Krefeld · Die Katholiken im Krefelder Süden wollen St. Johann Baptist künftig ohne Zuschüsse vom Bistum Aachen erhalten. Nun beginnt die Suche nach Ideen für den Erhalt aus eigener Kraft. Denkbar ist, dass ein Konvent die Kirche übernimmt.

 Ein Foto aus dem Jahr 1894: Der Beginn der Bauarbeiten lässt sich heute nicht mehr genau ermitteln. Fest steht: Im Oktober 1894 wurde St. Johann Baptist eingeweiht. Der 97 Meter hohe Westturm ist der höchste der Stadt - und mit 1792 Quadratmetern gilt die Kirche auch als Krefelds größte.

Ein Foto aus dem Jahr 1894: Der Beginn der Bauarbeiten lässt sich heute nicht mehr genau ermitteln. Fest steht: Im Oktober 1894 wurde St. Johann Baptist eingeweiht. Der 97 Meter hohe Westturm ist der höchste der Stadt - und mit 1792 Quadratmetern gilt die Kirche auch als Krefelds größte.

Foto: Lammertz

Mit Spannung war sie erwartet worden: die Bekanntgabe sogenannten Rote Liste für die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Krefeld-Süd. Seit dem Wochenende nun ist klar: Auf dieser Liste steht auch eine der bedeutendsten Kirchbauten Krefelds -St. Johann Baptist, die höchste Kirche der Stadt. Diese Liste besagt, dass das Gebäude künftig ohne Zuschüsse aus dem Bistum Aachen unterhalten werden muss. Die Liste besagt nicht - das betonte Pfarrer Frank-Michael Mertens gestern im RP-Gespräch -, dass man sie aufgeben will. Gesucht werden ab sofort Ideen, wie man die Unterhaltung dieser Kirche langfristig sichern kann. Aktuell, sagt Mertens, gebe es keinen Bedarf.

Hintergrund: Das Bistum wird seine Zuschüsse für die Unterhaltung der Gebäude im Besitz der Kirche um ein Drittel von 18 auf zwölf Millionen Euro jährlich reduzieren. Die Gemeinden müssen daher die Zahl der Gebäude an die Geldmittel anpassen. Laut Bistum unterhält jede GdG im Schnitt 45 Gebäude. Heißt grob: Die Gemeinden müssen sich von einem Drittel ihrer Gebäude trennen - oder deren Erhalt ohne Zuschüsse aus Aachen allein stemmen. Die Gemeinden waren daher gehalten, im Rahmen des KIM, des "Kirchlichen Immobilienmanagements", eine Liste der zuschussfähigen Gebäude zu erstellen.

Im Fall der GdG Süd geht es um 36 Gebäude, für die pro Jahr 450 000 Euro in die Reparaturrücklage fließen müssen. Eine Projektgruppe von Kirchenvorständen und Pfarrgemeinderäten war seit 2013 dabei, eine Prioritätenliste für die Gebäude der zehn Gemeinden im Krefelder Süden zu erarbeiten - Ziel war Konsens in der GdG. Nun hat auch Aachen das Konzept gebilligt:

1. Pfarrgemeinde St. Augustinus Von den acht pastoral genutzten Gebäuden soll die Kirche St. Karl Borromäus am Fungendonk aus der Bezuschussung genommen werden -als jüngstes Gebäude hat sie eine gute Bausubstanz und kann gut aus eigenen Mitteln bestehen.

2. Pfarrgemeinde St. Michael Von den sechs Gebäuden sollen die beiden Pfarrhäuser der Gemeinden St. Michael und Maria-Waldrast keine Zuschüsse mehr erhalten.

3. Pfarrgemeinde Maria Frieden

Von den 22 Gebäuden sollen die Kirche St. Johann Baptist, das alte Marienheim beziehungsweise das heutige Pfarrheim von St. Johann Baptist und die ehemalige Altentagesstätte Ispelsstrasse (jetzt Hochschulzentrum LAKUM) in der Gemeinde St. Martin keine Zuschüsse mehr erhalten.

Unruhe hatte es in der Gemeinde vor allem wegen der prachtvollen Kirche St. Johann Baptist gegeben - doch Pfarrer Mertens wird nicht müde zu betonen, dass die Entscheidung nicht bedeutet, dass man die Kirche aufgeben wolle: "Es geht jetzt darum, zukunftsweisende, tragfähige und finanzierbare Modelle zur Unterhaltung der Gebäude zu entwickeln." Nun, da die Liste genehmigt ist, könne man "offensiv dafür werben". Aachen werde beratend zur Seite stehen. Denkbar sei etwa, dass ein Konvent die Kirche übernimmt und betreut. Dass sich für Krefeld eine stadtweite Kirchbau-Stiftung gründen wird, hält Mertens für eher unwahrscheinlich - zu verschieden seien die Interessen der Gemeinden.

Die GdG Süd ist die zweite Gemeinschaft, die eine große Kirche aus eigener Kraft bewahren will. Zuvor hatte schon die Pfarrei Papst Johannes XXIII. beschlossen, die Liebfrauen- und die Josefkirche allein zu halten. Jürgen Schram vom Kirchenvorstand hatte damals nach dem Beschluss grundsätzlich gesagt: "Ich finde persönlich, dass wir uns schon fragen müssen: Können wir uns die Kirchen, deren Existenz im Bistum in Frage steht, wirklich nicht mehr leisten?"

St. Johann Baptist spielt im Bistum und für Krefeld nicht nur wegen ihrer Größe eine besondere Rolle spielt: Einmalig ist die dortige Sakramentskapelle, in der täglich der Leib Christi in Form einer konsekrierten Hostie angebetet werden kann. Vielleicht knüpft sich an diese Kapelle die Hoffnung, dass ein Konvent an diese Spiritualität des Gebets anknüpft.

(RP)
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