Krefeld Gericht entscheidet über Verfahren gegen Vauth noch 2016

Krefeld · Ein neu ausgestellter Haftbefehl des Landgerichts Krefeld wurde vor wenigen Tage mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand des der Untreue in mehr als 900 Fällen Angeklagten außer Vollzug gesetzt.

Lothar Vauth im Jahr 2008 bei der SPD in Brüggen. Der damalige Rechtsanwalt aus Krefeld stellte sich als Kandidat für die Landratswahl im Kreis Viersen vor.

Lothar Vauth im Jahr 2008 bei der SPD in Brüggen. Der damalige Rechtsanwalt aus Krefeld stellte sich als Kandidat für die Landratswahl im Kreis Viersen vor.

Foto: bsen

Es gerät wieder Bewegung in den Fall Lothar Vauth: Das Landgericht Krefeld will noch bis Jahresende entscheiden, ob es das Verfahren gegen den 50-Jährigen eröffnet, der seit dem Jahr 2013 wegen Untreuehandlungen in mehr als 900 Fällen angeklagt ist. Der frühere Rechtsanwalt sowie SPD-Landratskandidat in Viersen und Prinz Karneval von Tönisvorst soll in der Zeit von 2007 bis 2009 Mandantengelder der Krefelder Kanzlei Dr. Stöber, Oehring, Vauth & Partner mit Sitz an der St.- Anton-Straße in beträchtlicher Höhe unterschlagen haben.

Die Justiz konnte dem Angeklagten bislang nicht den Prozess machen, weil der Beschuldigte bis heute gesundheitlich nicht in der Lage ist, dem Verfahren zu folgen. Über seine Verhandlungs- und Haftfähigkeit stritten die Gutachter. Vor wenigen Tagen stellte das Landgericht Krefeld erneut einen Haftbefehl aus. Die Kammer musste sich jedoch bei einem Ortstermin in einem Krankenhaus erneut davon überzeugen, dass Vauth nicht haftfähig ist. "Mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand wurde der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt", informierte Christian Tenhofen. Sprecher des Landgerichts Krefeld, auf Anfrage unserer Redaktion.

Sollte die Kammer zu dem Ergebnis kommen, dass das Verfahren gegen den 50-Jährigen eröffnet werden solle, könne das auch in Abwesenheit des Angeklagten geschehen. Damit wäre auch die Verjährungsfrist unterbrochen, erklärte Tenhofen. Die betrage zehn Jahre und würde für einige Vorwürfe aus dem Jahr 2007 ansonsten in Kürze greifen. In Anbetracht der Vielzahl der angeklagten strafwürdigen Einzelhandlungen würde dies jedoch im Einzelfall gleichwohl kein allzu großes Unheil anrichten.

Der Fall Vauth gab immer wieder Anlass zu Spekulationen. So soll er im Gegenzug zu Spenden an die SPD lukrative Aufträge erhalten haben. Gerüchten zufolge sollen die Verstrickungen bis in die Landesregierung gehen. Doch auf diesen Komplex geht die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift offenbar nicht ein.

So stehen nunmehr womöglich allein zahlreiche Fälle von Untreue zur Verhandlung an. Der 50-Jährige war bis 2009 in der Krefelder Kanzlei eine schillernde Figur der Krefelder Anwaltsszene, bis auf dem Höhepunkt seiner Bekanntheit die Ermittlungen gegen ihn begannen. Ein Partner in der Sozietät, Stephan Jellacic, hegte Verdacht gegen seinen Kollegen und prüfte am Rosenmontag 2009 Akten. Sie sollen belegen, dass Vauth massiv Mandantengelder veruntreut hat. Jellacic stellte in Absprache mit weiteren Rechtsanwaltskollegen der Kanzlei während eines Ägypten-Urlaubs von Vauth im März 2009 Strafanzeige. Der Vorwurf: In Erbrechts-Fällen soll Vauth die Gelder, die die unterlegene Gegenseite zu zahlen verpflichtet war, einbehalten haben. Seinen eigenen Mandanten wiederum soll er mitgeteilt haben, dass bisher kein Geld eingegangen sei. In dieses System soll Vauths Ehefrau Jessica involviert gewesen sein, die in der Kanzlei als Bürovorsteherin gearbeitet hat. Jahrelang deutete alles auf eine Bilderbuchkarriere des Lothar Erich Vauth hin: Sein Abitur hat Vauth 1985 am Krefelder Arndt-Gymnasium gemacht, erhielt mit 20 Jahren ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung für Höchstbegabtenförderung, arbeitete nach dem Jura-Studium in der NRW-Staatskanzlei unter Ministerpräsident Johannes Rau, im Verbindungsbüro des Landes NRW in Brüssel. Auch seine parteiinterne Laufbahn in der Tönisvorster SPD ist von Rekorden geprägt: Mit 18 Jahren jüngstes Ratsmitglied in NRW, mit 28 Jahren Vize-Bürgermeister in Tönisvorst, mehrere Jahre Mitglied im Kreistag Viersen, Gremienmitglied beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und Landschaftsverband Rheinland, öffentliche Ämter im Heimatbund St. Tönis, beim DRK und in zahlreichen Ausschüssen. 2009 endete diese politische Karriere abrupt.

(sti)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort