Krefeld Gemeinde zieht in den alten "Malereinkauf"

Krefeld · Die im Bahnbezirk rund um den Alexanderplatz stark engagierte Freie evangelische Gemeinde zieht von der Oelschläger- an die Lewerentzstraße.

 Die Freie evangelische Gemeinde wird in die Gebäude des ehemaligen Großhandels "Malereinkauf" an der Lewerentzstraße 29 und 31 einziehen.

Die Freie evangelische Gemeinde wird in die Gebäude des ehemaligen Großhandels "Malereinkauf" an der Lewerentzstraße 29 und 31 einziehen.

Foto: Thomas lammertz

Ein halbes Jahrhundert nach Errichtung des Gemeindehauses an der Oelschlägerstraße wird die Freie evangelische Gemeinde (FeG) ab Jahresbeginn 2017 zur Lewerentzstraße umziehen. In den Gebäuden des ehemaligen Großhandels für Malerbedarf, in Krefeld kurz als "Malereinkauf" bekannt, entstehen zunächst ein Begegnungscafé und Seminarräume, die im nächsten Frühjahr eröffnet werden. "Anschließend entstehen Gruppenräume für Kinder und Jugendliche", sagt Andreas Ullrich, Pastor und Mediator der FeG. Ziel der Gemeinde ist es, ihre sämtlichen Aktivitäten an die neue Adresse zu verlagern. Daher wird nach den ersten Umbauarbeiten dort schließlich auch die Lagerhalle zum neuen Gottesdienstraum umgebaut.

Im nächsten Jahr ist es sieben Jahrzehnte her, dass die FeG von der Stadt eine ehemalige Schule im rückwärtigen Areal des Grundstücks an der Oelschlägerstraße gekauft hat, wo unter anderem heute Pastor Ullrich wohnt, und das die Gemeinde auch auf Dauer behalten möchte. Was mit dem straßenständigen Gemeindehaus von 1967 geschehen soll, sei noch unklar, sagt der 52-Jährige, der an der Hochschule der Freien evangelischen Gemeinden in Ewersbach Theologie studiert hat und seit anderthalb Jahren seinen Dienst in Krefeld tut.

Die Gemeinde ist stark in das sich derzeit rege entwickelnde Leben im Umfeld eingebunden und arbeitet in Sachen Quartiersentwicklung mit der Initiative Urbane Nachbarschaft Samtweberei und dem Bürgerverein des Bahnbezirks zusammen. "Es gibt auch ein großes Netzwerk zum Thema Flüchtlingshilfe mit dem Flüchtlingsrat, der Caritas, der Bürgerinitiative Rund um St. Josef, dem Freiwilligenzentrum und vielen sehr engagierten Privatpersonen", sagt Andreas Ullrich. Er ist übrigens der Leiter des Koordinationskreises Südstadt, einem der Kreise, die auf Anregung des städtischen Flüchtlingskoordinators Heinzgeorg Rehbein eingerichtet wurden. Die FeG beteiligt sich insbesondere mit freiwilligen Deutschkursen - immerhin 42 Stunden pro Woche - für Flüchtlinge ohne Status, die im Gemeindehaus abgehalten werden und nach Auskunft des Pastors gut besucht werden.

Weiteres Engagement der FeG manifestiert sich in der vor einigen Monaten eingerichteten Fahrradwerkstatt in einem gemeindeeignen Gebäude an der Gerberstraße, die zweite Zufahrt zum künftigen Domizil der FeG, die dort mit der Youngcaritas, dem ADFC und dem Sozialwerk Krefelder Christen kooperiert.

Die 1855 in Krefeld gegründete FeG gehört zu den Gründungsgemeinden des Bunds Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland und hat zurzeit 135 Mitglieder. Andreas Ullrich erläutert: ",Frei' bedeutet, dass die Gemeinde staatlich unabhängig ist, sich selbst finanziert und aus freien Mitgliedern besteht, die sich der Gemeinde auf eigenen Wunsch angeschlossen haben. Wir taufen daher auch keine Kinder, sondern nur Gläubige vom Teenager- bis zum Seniorenalter. Unser Erbe ist die Reformation; wir kommen aus der Bewegung des Pietismus, einer Erweckungsbewegung, die im 19. Jahrhundert vorwiegen im angelsächsischen Raum entstanden ist, aus der auch die Baptisten und die Brüdergemeinden hervorgegangen sind."

Beten, Abendmahl und Gemeinschaft sind die Grundpfeiler der FeG, "und weil unsere Mitglieder Überzeugungstäter sind, gibt es auch eine hohe Verbindlichkeit, selbst Gemeinde zu leben", erklärt der Pastor. Er ist in dieser Eigenschaft kein Vorgesetzter, weder der Mitglieder noch des Gemeindevorstands oder des sechsköpfigen Leitungsteams. Der Souverän ist die Gemeindeversammlung.

Neben den regelmäßigen Gottesdiensten gibt es in der FeG Krefeld etwa 20 Interessen- und alterspezifische Gruppen, die sich regelmäßig treffen. Darunter sind zehn so genannte Hauskreise, die in Privatwohnungen zusammenkommen, um über die Bibel, Gott und die Welt und über alles zu diskutieren, was das Leben ausmacht. "Dort bilden sich auch Freundschaften zwecks gegenseitiger Hilfe und auch gemeinsamer Freizeitgestaltung", erklärt der Pastor. Jenseits der Hauskreise befassen sich die Gruppen mit dem, was uns als Gemeinde am Herzen liegt. Und dazu gehört unter anderem eben auch die Flüchtlingshilfe." Das Gemeindehaus an der Oelschlägerstraße steht übrigens auch drei weiteren protestantischen Gemeinden - einer russischen, einer italienischen und einer tamilischen - zur Verfügung. Und weil es dort immer enger wird, entschloss sich die FeG zum Erwerb des ehemaligen Malereinkaufs und zum Umzug an die Lewerentzstraße.

(RP)
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