Krefeld Gelungener Schubert-Abend im Linner Rittersaal

Krefeld · Lutz Görner verstand es ausgezeichnet, den Menschen hinter dem Komponisten hervortreten zu lassen..

 In seiner unnachahmlichen Art modellierte Lutz Görner den Charakter Schuberts. Am Flügel die famose Nadja Singer.

In seiner unnachahmlichen Art modellierte Lutz Görner den Charakter Schuberts. Am Flügel die famose Nadja Singer.

Foto: Thomas Lammertz

Lutz Görner beehrte am Freitag den Rittersaal der Burg Linn mit seinem Franz Schubert-Abend. Und wie ehedem bei Beethoven, so verstand Görner es auch bei Franz Schubert ausgezeichnet, den Menschen hinter dem Komponisten hervortreten zu lassen und das Verständnis für dessen Musik zu vertiefen, dabei aber auch glänzend zu unterhalten.

Geboren wurde dem Frühromantiker 1797 in einem Wiener Vorort. Kaum 18 Jahre als, verfasste Franz bereits eine Vielzahl exzellenter Kompositionen, und dies ganz heimlich, denn sein Vater durfte nichts davon wissen. Während er einerseits vor musikalischen Einfällen nur so sprudelte, war er andererseits von eher schüchternem Wesen und taute erst auf, als er mit dem gleichaltrigen, lebenslustigen Dichter und Schauspieler Franz von Schober Freundschaft schloss. Im Alter von 26 Jahren allerdings erkrankte Schubert an Syphilis, und obwohl die Schmerzen, wie Schubert niederschrieb, seinen Verstand schärften und seine Gefühle verstärkten, so lag die Krankheit doch als schwerer Schatten über den letzten fünf Jahren seines kurzen Lebens, so sehr er diese auch zu genießen suchte.

Mal den frühromantischen Meister, mal dessen strengen Vater, mal dessen Zeitgenossen Franz Liszt stimmlich nachempfindend, modellierte Görner in seiner unnachahmlich sinnlichen Art den Charakter Schuberts, aber auch den heimtückischen Zeitgeist der Ära Metternich, der ihn ebenso umgab wie die aufrichtige Zuneigung seiner Freunde.

Am Flügel war es einmal mehr die famose Nadja Singer, die die musikalischen Beiträge einflocht und Werke wie den "Grazer Galopp" und die "Gasteiner Sonate" in faszinierender Balance zwischen Schlichtheit und emotionaler Kraft interpretierte. Glänzend auch ihre Begleitung zu Liedern wie "Der Erlkönig", "Das Heideröslein" und "Die Forelle".

Besondere Freude bereitete den Zuhörern der junge britische Tenor Edward Leach, der vor allem dem "Wanderer" mit warmem Ton und wunderbar textdienlicher Phrasierung genau jene innere Dramatik verlieh, die Schubert so meisterlich schuf.

(RP)
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