Krefeld Gasse wird nach Linner Familie benannt

Krefeld · Die jüdische Familie Daniels aus Linn war für ihre Großzügigkeit bekannt und beliebt. 1941 wurden Martha und Arthur Daniels von den Nazis nach Riga deportiert und ermordet. Jetzt soll eine kleine Gasse nach ihnen benannt werden.

 Auf Charly Fonckens Vorschlag soll der kleine Weg zwischen dem Margaretenplatz und der Issumer Straße den Namen "Danielsgasse" bekommen, um an die von Nazis ermordeten jüdischen Eheleute Daniels zu erinnern, die in Linn viel Gutes taten.

Auf Charly Fonckens Vorschlag soll der kleine Weg zwischen dem Margaretenplatz und der Issumer Straße den Namen "Danielsgasse" bekommen, um an die von Nazis ermordeten jüdischen Eheleute Daniels zu erinnern, die in Linn viel Gutes taten.

Foto: cpu

Die kleine Gasse, die in Linn den Margaretenplatz mit der Issumer Straße verbindet, soll endlich einen Namen bekommen: Karl-Heinz Foncken, im Stadtteil allgemein als "Charly" Foncken bekannt, hat den Vorschlag gemacht, den derzeit namenslosen Weg "Danielsgasse" zu benennen. In der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung am 21. Februar soll dieser Antrag beraten werden, Bürgerverein und Oberbürgermeister Frank Meyer haben bereits signalisiert, dass sie es für eine gute Idee halten, die jüdische Familie Daniels auf diese Weise zu ehren.

Arthur und Martha Daniels sowie ihre Tochter Hannelore waren 1941 von den Nazis nach Riga deportiert worden. Die Eltern wurden ermordet, Hannelore überlebte ebenso wie ihr Bruder Kurt, der 1939 nach England fliehen konnte.

 Der Hof an der Issumer Straße, in dem die Familie Daniels in Not geratenen Mitbürgern eine Zuflucht gaben.

Der Hof an der Issumer Straße, in dem die Familie Daniels in Not geratenen Mitbürgern eine Zuflucht gaben.

Foto: cpu

"Die Familie Daniels war in Linn allseits beliebt", berichtet Charly Foncken, der umfangreiche Recherchen zur Geschichte der Familie durchgeführt hat. Die Daniels waren Landwirte, sie wohnten in einem Hof an der Issumer Straße. "Einige ältere Linner Bürger erinnern sich noch ganz genau an die Daniels, die für ihre Großzügigkeit und Freundlichkeit weithin bekannt waren", erzählt Foncken. So hat er die rührende Geschichte erfahren, wie Martha Daniels in schweren Zeiten in ihrer Scheune, die auf dem Weg zum heutigen Golfplatz stand, eine Leiste angebracht hatte, an der für Linner Kinder Becher mit deren Namen hingen. "In Kriegszeiten, wenn Marta Daniels abends die Kühe melken ging, wussten die Kinder, dass es hier für sie ganz frische Milch kostenlos gab", erzählt Foncken. Gleich mehrfach gewährten die Daniels in Not geratenen Familien Unterschlupf. Zum Beispiel dem aus Lank stammenden Ehepaar Leopold, das gezwungen wurde, ihr Haus für einen Spottpreis zu verkaufen. Moritz Leopold musste sich als Zwangsarbeiter bei der I.G. Farben verdingen, bevor er und seine Frau Josefine nach Izbica deportiert wurden. Auch die Linner Familien Pelmter, Bongartz und Rütten, deren Väter im Krieg gefallen waren, wurden von den Daniels aufgenommen.

Der sportbegeisterte Landwirt Arthur Daniels half zudem dem 1918 gegründeten Linner Spielverein. Er stellte eine Wiese am Weidenbruchweg zur Verfügung, auf der mit Hilfe der Mitglieder ein Sportplatz hergerichtet wurde.

 Martha Daniels schenkte Linner Kindern jeden Tag frische Milch.

Martha Daniels schenkte Linner Kindern jeden Tag frische Milch.

Foto: CF

Vater Samuel wiederum war einer der ersten Linner Kleingärtner: 1893 pachtete er vom im Jahr zuvor gegründeten Linner Gartenbauverein ein Grundstück mit dem Zweck, es als Kleingärtner zu nutzen. "Das war der Beginn der Gartenbaukultur im Linner Bereich", hat Foncken recherchiert.

Mit den Nachkommen der Familie Daniels steht Foncken in regem Kontakt. Der Sohn des überlebenden Kurt Daniels, Lewis Daniels aus Denver, war im vergangenen Jahr in Linn zu Gast, ebenso wie Leon Kaufmann aus Heerlen in den Niederlanden. Die beiden sind weitläufig miteinander verwandt, die Großmutter väterlicherseits von Leon Kaufmann war eine geborene Daniels aus Linn. Beide interessieren sich für Ahnenforschung und haben Interesse bekundet, zu einem Festakt zur Benennung der "Danielsgasse" nach Krefeld zu kommen.

Charly Foncken will seine Forschungen über Linner jüdischen Glaubens weiterführen und plant ein Buch über jüdische Familien und den Abriss der Synagoge, die einst an der Rheinbabenstraße stand.

(RP)
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