Geschichte Gartenstadt - als Städtebau sozial wurde

Krefeld · Viele Städte haben eine "Gartenstadt", also einen Stadtteil, in dem nicht die Reichen, sondern die weniger Betuchten wohnen. Und auch sie sollen schön wohnen. Das jedenfalls war die Idee der "Gartenstadt"-Bewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts in England geboren wurde. Idee und Begriff ("Garden City Movement) gehen auf den Briten Ebenezer Howard zurück. Er entwarf 1898 das Konzept planmäßiger Stadtentwicklung auch für ärmere Bevölkerungsschichten. Hintergrund: Die Industrialisierung in Europa hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Gesicht der Städte dramatisch verändert: Aus Dörfern wurden Großstädte, die wuchernd wuchsen. Krefeld etwa hatte um 1850 knapp 40.000 Einwohner - 1885 waren es knapp 100.000. Damit hat sich die urbane Lebenswelt der Städter innerhalb nur einer Generation völlig verändert - städtebaulich und sozial. Hier setzte Ebenezer Howard an: Er wollte grünen Wohnraum für alle schaffen. Auch die Randlage der Gartenstädte war Programm: Zum einen ließ sich dort großzügig planen, zum anderen sollte die Öffnung zur Landschaft die Innenstädte entlasten. Die Idee verbreitet sich rasch: 1902 wurde in Berlin die Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft gegründet. Der Umstand, dass einige Gründer dem sogenannten Friedrichshagener Dichterkreis nahestanden, betont, dass es sich bei der Gartenstadt-Idee um eine sozialreformatorische Utopie handelte.

Die Krefelder Gartenstadt bekam 1961 ihren Namen. Der Stadtteil ist lebenswert - und steht somit für eine der wenigen utopischen Ideen, die Wirklichkeit wurden.

(vo)
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