Krefeld "Für Kinder zu spenden, ist einfach toll"

Krefeld · 27 Kommunionkinder der Gemeinde St. Josef teilten ihre Geschenke mit der Kinder- und Familienhilfe Bruckhausen.

Auf dem Reitplatz der Evangelischen Kinder- und Familienhilfe Bruckhausen ist es voll. Reittherapeutin Margot Saßerath hat alle neun Pferde der Einrichtung mitgebracht, jede Menge Kinder sind auf dem Außengelände, plappern aufgeregt durcheinander. Es herrscht eine freudige Stimmung. Immer wieder strecken sich Kinderhände in Richtung der Pferde und streicheln die Tiere voller Begeisterung. Es wird gelacht und erzählt.

Erst als Dagmar Hindges vom Gemeinderat St. Josef der Pfarre St. Christophorus eine große quadratische blaue Karte - auf der ein Segelschiff samt Meer und Sonne gemalt ist - in Händen hält, wird es ruhig. "Es hat eine lange Tradition, dass die Kommunionkinder unserer Gemeinde etwas von ihren Geldgeschenken anlässlich der Ersten Heiligen Kommunion abgeben und dieses Geld an die Kinder- und Familienhilfe Bruckhausen spenden", sagt Hindges. Sie überreicht die Karte, die alle 27 Kommunionkinder unterschrieben haben und auf der aus Gelscheinen geformte Fische schwimmen, an Karl Pickartz.

Ein strahlender Einrichtungsleiter, dem die Freude anzusehen ist. "465 Euro, das ist eine stolze Summe. Ihr habt dafür auf viele Sachen verzichtet, die ihr mit diesen Geldgeschenken hättet kaufen können. Stattdessen teilt ihr mit uns", bedankt sich Pickartz. Was mit dem Betrag gemacht wird, das erfahren die Kinder bei der Übergabe in der Einrichtung natürlich ebenfalls. Der komplette Betrag ist für die Reittherapie in der Evangelischen Kinder- und Familienhilfe Bruckhausen vorgesehen.

Seit nunmehr 16 Jahren setzt die Einrichtung auf den Umgang mit Pferden und das mit Erfolg. Die Tiere geben den Heimkindern Vertrauen und lassen ihr Selbstwertgefühl steigen. "Der Umgang, angefangen von der Pflege bis hin zum Reiten, gibt den Kindern viel. Das kann ein Pädagoge allein gar nicht schaffen", betont Pickartz. Zudem weiß er nicht, wie viele Sorgen und Nöte den Pferden in all den Jahren anvertraut worden sind. "Die Tiere geben keine Ratschläge, sie hören nur zu und signalisieren, behandle mich gut, dann bin ich auch gut zu dir", fügt er an.

Das Angebot wird stark nachgefragt. Von den 65 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren, nutzen rund 45 die Reit- und Voltigiergruppen. Doch die Reittherapie ist teuer, wäre ohne Spenden nicht möglich. Die Kosten liegen pro Jahr zwischen 18.000 und 20.000 Euro - wenn keine außergewöhnlichen Tierarztrechnungen dazukommen. Mit dem Geld der Kommunionkinder können die Pferde, die in einer Offenstallhaltung leben, für zwei Monate ernährt werden. "Die Kinder haben ihre persönliche Spende in einem Umschlag nach der Dankandacht abgegeben. Uns ist es wichtig, dass die Mädchen und Jungen sehen, was mit ihrem Geld geschieht. Wir freuen uns immer, hier vor Ort sein zu dürfen", sagt Hindges.

Inzwischen hat auf dem Platz das Reiten begonnen. Jeder der jungen Spender darf - wenn er sich traut - einmal die Welt vom Pferderücken aus sehen. Etwas, dass sich nahezu niemand entgehen lassen möchte. "Ich finde es gut, dass wir alle etwas gespendet haben. Ich habe gerne etwas von meinem Geld abgegeben. Dazu kommt, ich mag Pferde und reite seit einiger Zeit", verrät die neunjährige Charlotte. Dem können sich der gleichaltrige Luke und der ein Jahr jüngere Ole nur anschließen. Für andere Kinder zu spenden und damit zu helfen, sei eine tolle Sache, meinen die Jungs. Eva-Lotta gibt ehrlich zu, dass ihr das Teilen etwas schwergefallen sei. "Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe, nachdem ich nun gesehen habe, was mit dem Geld geschieht", sagt die Neunjährige.

(RP)
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