Krefeld Friedhof-Kosten laufen aus dem Ruder

Krefeld · Mehr als eine halbe Million Euro muss die Stadt bei den Gebühren zuschießen. Trauerhallen werden weniger genutzt.

Der Tod in Krefeld ist teuer. Das bekommen nicht nur die Hinterbliebenen zu spüren, wenn sie auf einem der städtischen Friedhöfe eine Grabstätte bezahlen müssen. Auch die Stadt muss tiefer in die Tasche greifen. Kostendeckend ist der Unterhalt der elf Friedhöfe seit Jahrzehnten nicht. Schon vor mehr als 30 Jahren hatte der Rat mit Blick auch auf den Freizeit- und Erholungswert der Friedhöfe als "grüne Lungen" im Stadtgebiet entschieden, dass zehn Prozent der jährlichen Kosten aus dem allgemeinen Haushalt, die restlichen 90 Prozent durch die Gebühren bezahlt werden. Diese Kostenteilung wird jedoch nicht erreicht. Bis zu 20 Prozent beträgt alle zwölf Monate der Zuschuss, den der Kämmerer zusätzlich locker machen muss.

Rund 4,6 Millionen Euro erwartete die Stadt 2014 durch die Nutzung der Friedhöfe. Doch die Realität sah anders aus. Nur rund 4,25 Millionen Euro wurden eingenommen, dabei betrugen die tatsächlichen Aufwendungen knapp 4,8 Millionen Euro. Es fehlten am Ende 524.513 Euro, die die Stadt zuschießen musste. Ebenfalls nicht ausgeglichen sind die Zahlen bei den zehn Trauerhallen: 1390 Mal wurden sie 2014 (2013: 1558) genutzt und pro Trauerfeier 323,08 Euro in Rechnung gestellt. Dazu kommt jeweils noch ein Zuschuss von 68,70 Euro, der wieder aus dem Haushalt (95.493 Euro) finanziert wird. Das abschließende Betriebsergebnis für 2014 schließt die Stadt mit einem Kostendeckungsgrad bei der Hauptkostenstelle "Grab und Friedhofsanlagen" von 76,78 Prozent statt der angestrebten 90 Prozent ab.

Dass Friedhöfe immer mehr zum Zuschussgeschäft werden, bestätigt auch der zuständige Dezernent Thomas Visser. Gleichzeitig gehen die Bestattungszahlen runter. Gab es 2012 auf städtischen Friedhöfen noch 1100 Erdbestattungen, sank die Zahl bis 2014 auf 877. Fast unverändert blieb die Quote bei den Urnenbestattungen (2012: 1120; 2015: 1150). Doch auch hier rechnet die Stadt mit Rückgängen, wenn die erste Grabeskirche im kommenden Jahr diese Bestattungsform ebenfalls anbietet. In diesem Punkt schlagen bei Visser zwei Herzen in seiner Brust: "Gesellschaftspolitisch ist diese Form der Kirchennutzung das Beste, was uns passieren kann." Andererseits sei ein zusätzlicher Anbieter natürlich auch zusätzliche Konkurrenz.

Geöffnet hat sich die Verwaltung in einem weiteren Punkt. "Wir reden nicht mehr nur von Erd- oder Urnengräbern", so der Dezernent. Mehr als 20 unterschiedliche Bestattungsarten sind auf den insgesamt 127 Hektar an Friedhofsflächen möglich. Bei der jährlichen Kostenaufstellung beobachtet die Verwaltung ein zweites anwachsendes Finanzloch: "Die Nutzungsrechte werden in der Regel für 30 Jahre vergeben. Immer mehr Bürger verlängern diese nach Ablauf der Frist nicht mehr", erklärt Visser. Ein Grund ist, dass sich die "Beziehung" der Hinterbliebenen zu "ihren" Gräbern verändert hat. Das klassische Familiengrab, auf dem schon die Großeltern beerdigt worden waren, ist immer weniger gefragt.

Obwohl die wirtschaftliche Situation nicht befriedigend ist, ist weder für die Politik, noch für die Verwaltung die Schließung von Friedhöfen ein Thema. "Wir haben elf Friedhöfe und das wird auch so bleiben", versichert Visser. Vom Bedarf käme Krefeld mit drei Friedhöfen aus. Allerdings wäre eine Schließung für die Kommune wirtschaftlich zumindest kurzfristig keine Entlastung. "Dieser Effekt würde frühestens in 30 Jahren greifen", rechnet der Dezernent vor. Und selbst dann müsse der gesellschaftliche Wert des "dezentralen Friedhofssystems" dagegengestellt werden. "Hierzu gibt es keine Alternative. Das ist wichtiger Teil unserer kulturellen Entwicklung", sagt Visser. Ähnliches gilt auch für die zehn Trauerhallen, die die Stadt vorhält. Alle werden genutzt, die bauliche Substanz ist unterschiedlich. Neben den knapp 30 Jahre alten größeren Hallen in Elfrath und Fischeln gibt es kleinere und ältere Gebäude in Hüls, Linn, Gellep, Uerdingen, Traar und Oppum. Diese Einrichtungen sind in den vergangenen Jahren saniert worden. Der Friedhof Verberg bietet eine Aussegnungsmöglichkeit. Die Zahl der in den Räumen durchgeführten Trauerfeiern sinkt (2013: 1411; 2014: 1264) ebenfalls. Auch hier mache sich die private Konkurrenz bemerkbar, so die Verwaltung. "Es ist im Trend, Trauerfeiern immer häufiger bei Bestattern oder in der Kirche abzuhalten", so der Beigeordnete. Mit Blick auf die Kosten liegt das Heft des Handelns bei der Politik. Immer wieder wird die Frage gestellt, ob der zehnprozentige Stadtanteil korrigiert werden muss. Visser: "Wie hoch ist der Freizeit- und Erholungswert anzusetzen, der hier einfließt? In einer verdichteten Stadt sind Friedhöfe wichtige Faktoren. Wie vor 30 Jahren hat der Rat hier das letzte Wort."

(RP)
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