Krefeld Friedenskirche: Turmsanierung beginnt

Krefeld · Das Bangen hat ein Ende, die Finanzierung ist gestemmt, dank bedeutender Privatspenden, dank Bundesmitteln des Denkmalschutzes und dank der Kulturstiftung der Sparkasse. Technisch ist die Restaurierung anspruchsvoll.

 Pfarrer Michael Windhövel mit den Gerüstelementen neben dem 43 Meter hohen Turm der Friedenskirche. Gestern hat der Aufbau begonnen.

Pfarrer Michael Windhövel mit den Gerüstelementen neben dem 43 Meter hohen Turm der Friedenskirche. Gestern hat der Aufbau begonnen.

Foto: Strücken

Für eine der bedeutendsten Kirchen Krefelds beginnt eine wichtige Phase zu ihrem Erhalt: Die Sanierung des Turms der Friedenskirche kann starten. Lange hatte die Gemeinde gebangt, ob sie das Unterfangen finanziert bekommt, zuletzt war es eine Spende über 75.000 Euro der Kulturstiftung der Sparkasse, die den Durchbruch brachte. Schon zuvor hatten sich Krefelds Bundestagsabgeordnete in Berlin mit Erfolg dafür eingesetzt, dass die Kirche aus Bundesmitteln des Denkmalschutzes 100.000 Euro bekommt. Freude bei Pfarrer Michael Windhövel: "Die Zuwendungen zeigen, dass die Friedenskirche auch als überregional bedeutend wahrgenommen wird."

Ein Kraftakt für die Gemeinde bleibt die Sanierung dennoch: Durch Spenden sind 58 Prozent der Kosten über rund 400.000 Euro gedeckt. "Die restlichen 42 Prozent kommen aus der Bausubstanzerhaltungsrücklage des Evangelischen Gemeindeverbandes, einer Pflichtrücklage zur Bauunterhaltung und -sicherung", erläutert Windhövel. Er dankt im Gemeindebrief ausdrücklich den Spendern, die zum Teil erhebliche Einzelsummen überwiesen haben, ebenso wie denen, "die mit und aus Überzeugung Kirchenmitglieder sind und bleiben und so durch ihre Kirchensteuern die Grundlage für unsere kirchlichen Angebote schaffen".

 Postkarte um 1900; rechts die Friedenskirche mit Turmspitze, in der Mitte des Kaiser-Wilhelm-Museums (noch mit Freitreppe) und links unten das alte Stadttheater an der Rheinstraße.

Postkarte um 1900; rechts die Friedenskirche mit Turmspitze, in der Mitte des Kaiser-Wilhelm-Museums (noch mit Freitreppe) und links unten das alte Stadttheater an der Rheinstraße.

Foto: Lammertz Thomas

Bautechnisch ist die Sanierung anspruchsvoll und wird in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz erfolgen - sogar die Art des Mörtels wird sehr genau vorgeschrieben. Das Problem: Als der Turm in den 80er Jahren das erste Mal saniert wurde, hat er gemäß dem damaligen Stand der Dinge an der Außenhaut eine "Hydrophierung" bekommen, also eine chemische Sperre, die das Eindringen von Wasser verhindern sollte.

Was nicht bedacht wurde: Die Wände konnten nicht mehr atmen und Feuchtigkeit von innen nach außen abgeben; da Feuchtigkeit im Innern des Turms aber nicht zu verhindern ist, blieb sie in der Wand - was im Innern des Turms auch zu sehen ist. An der Außenseite kommt es zu sogenannten "Schalenbildungen", hinter denen die Backsteine umso leichter verwittern. "Die chemische Substanz ist bis zu sieben Zentimeter ins Mauerwerk eingedrungen", berichtet Windhövel; dies hätten Probebohrungen ergeben.

 Die Friedenskirche mit der Dionysiuskirche und Rheinstraße mit Stadttheater. Das Bild stammt aus dem Buch von Paul Wietzorek: Das historische Krefeld, Michael Imhof Verlag, 2008.

Die Friedenskirche mit der Dionysiuskirche und Rheinstraße mit Stadttheater. Das Bild stammt aus dem Buch von Paul Wietzorek: Das historische Krefeld, Michael Imhof Verlag, 2008.

Foto: T.L.

Im Zuge der Sanierung werden schadhafte Ziegel ausgetauscht und die Fugen neu mit Mörtel versehen - einem Spezialmörtel, dessen Eigenschaften vom Denkmalschutz vorgegeben werden. Der Mörtel müsse eine "maximal mögliche Dampfdiffusionsfähigkeit" haben; "es sind Mörtel mit einer Druckfestigkeit von 2,5 bis maximal 5N/mm2 zu verwenden", heißt es in der Denkmalrechtlichen Erlaubnis, also dem Bescheid mit der Zustimmung zur Sanierung. Der Denkmalschutz überwacht jeden Schritt: "Nach Gerüstsetzung und vor Ausführungsbeginn ist ein Ortstermin zur genauen Abstimmung des Ausmaßes der Sanierungsarbeiten, zur Materialverwendung und zur Bemusterung von Ersatzmaterialien und Probeflächen mit der Unteren Denkmalbehörde mit der Referentin der LVR (Landschaftsverbandes Rheinland) zu vereinbaren", heißt es in dem Bescheid.

Hinter dieser Überwachung steckt Wertschätzung für ein Gebäude, das die Denkmalschützer vom LVR "zu den großen Kirchenbauten des Kirchenkreises" zählen - so die Formulierung in dem Gutachten des LVR für die Kulturstiftung der Sparkasse, mit dem die Unterstützung der Sanierung befürwortet wird - sie wäre "mehr als willkommen".

Auch neue Ziegel sind Spezialanfertigungen. Die alten Steine sind von sehr unterschiedlicher Härte: Manche sind betonhart, dass man kaum mit dem Bohrer hineinkommt; manche sind so mürbe, dass man die Finger hineindrücken kann. Mal eben nachbessern geht eben nicht bei einem Turm - allein der Bau des Gerüsts verschlingt 180.000 Euro der Kosten.

(RP)
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