Krefeld Fischeln: Junge entdeckt seltene Wespe

Krefeld · Lebende, aber gelähmte Spinnen dienen als Nahrung für die Larven der asiatischen Mörtel-Wespe. Eine Fischelner Familie hat jetzt die Mörtel-Brutzellen des Insekts in einem Karton gefunden. Gut: Die Wespe ist absolut harmlos.

 Die Mörtelwespe

Die Mörtelwespe

Foto: dpa

Max ist irgendwie ganz froh, dass der Spuk vorbei ist. Ein paar tote Spinnen und Brösel aus Lehm sind in seiner Becherlupe noch zu sehen. "Auf jeden Fall waren die ganz schön eklig", sagt der Fünfjährige - und meint ein kleines, eigentlich aus Zentralasien stammendes Naturphänomen, das er und sein Vater Dan in Fischeln entdeckt haben: Die Brutzellen einer Mörtelwespe.

 Spannend, aber auch ein bisschen eklig findet der fünfjährige Max Müller aus Fischeln die Bauten der Mörtelwespen - und die vielen Spinnen.

Spannend, aber auch ein bisschen eklig findet der fünfjährige Max Müller aus Fischeln die Bauten der Mörtelwespen - und die vielen Spinnen.

Foto: Dan Müller

Eine große, schwarze Wespe auf dem Dachboden ihrer Wohnung am Wimmersweg in Fischeln erregt die Aufmerksamkeit von Vater und Sohn: "Ich dachte wegen der Größe und des tiefen Brummens zuerst an eine Hornisse", sagt Dan Müller. Die Wespe, so beobachten die beiden, kennt offenbar ihren Weg durch ein offenes Fenster und von dort zu einem Pappkarton. "Sie flog immer rein und raus", erzählt Müller. Beim Öffnen des Kartons purzeln Max und seinem Vater dutzende kleine Spinnen entgegen. "Hundert oder hundertzwanzig waren das bestimmt", meint Dan Müller. "Ich dachte natürlich zuerst an ein Spinnennest. Und das fand ich nicht gut. Meine Frau hat nämlich eine Spinnenphobie." Doch die kleinen Insekten sind bewegungslos. "Da hat auf jeden Fall nichts mehr gekrabbelt", stellen die beiden fest. Dann entdeckt Max an der Karton-Innenwand etwas Spannendes: Drei kleine, kokonartige Gebilde kleben dort. Nach einer kurzen Google-Suche nach "Kokons aus Lehm" ist schnell klar, dass sie das Ziel der großen Wespe waren. "Es muss sich um eine orientalische Mörtelwespe gehandelt haben", erklärt Müller.

Die gute Nachricht: Das Insekt, auch Mauerwespe genannt, ist absolut harmlos. Es sticht nur in äußerster Not und die Stiche sind kaum schmerzhaft. Seine Technik, Nachwuchs zu ziehen, ist faszinierend. Die Wespe baut sich kleine Tönnchen aus Lehm, die etwa zwei bis drei Zentimeter groß sind. Das dauert pro Stück bis zu einem Tag. Die Nahrung, die das Weibchen für die Larven zur Verfügung stellt, sind lebende Spinnen. Diese werden betäubt. So können sie nicht flüchten, bleiben aber gleichzeitig "frisch". Die Spinnen werden zusammen mit einem Ei in das kleine Lehm-Behältnis eingemauert. Daher rührt auch der andere Name des Insekts, das auch "Grabwespe" genannt wird. Ist die Larve aus dem Ei geschlüpft, ernährt sie sich von dem Spinnenvorrat in ihrem "Haus". Nach dem Schlüpfen stößt die Wespe das Tongefäß auf und geht ihrerseits auf Partnersuche. Die Mörtelwespen sind Einzelgänger, große Nester gibt es nicht. Die ausgewachsene Wespe ernährt sich übrigens nicht von Spinnen, sondern von Blütennektar und Pollen. Max und Dan Müller haben den Karton und vor allem die vielen Spinnen inzwischen entsorgt. "Die wollte ich nicht im Haus haben", sagt Dan Müller und lacht. Die kleinen Kokons in Max' Becherlupe sind vom vielen Beobachten und Schütteln inzwischen zerkrümelt. Ob die Mini-Wespen schon geschlüpft waren, lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen.

 Gut zu erkennen, die "Gräber" aus Ton, die an kleine Amphoren erinnern. Das Ei der Wespe wird darin abgelegt, die gelähmten Spinnen dienen als Nahrung.

Gut zu erkennen, die "Gräber" aus Ton, die an kleine Amphoren erinnern. Das Ei der Wespe wird darin abgelegt, die gelähmten Spinnen dienen als Nahrung.

Foto: Dan Müller

Die orientalische Mörtelwespe, die in Indien und Nepal beheimatet ist, wurde erstmals 1979 in Österreich nachgewiesen. Inzwischen sind sie in 13 europäischen Ländern gesehen worden. Die Wespen lieben Trockenheit und Wärme und sind daher eher in südlichen Gefilden anzutreffen. Sie setzt sich in Bücherrücken, Fensterzwischenräume oder auch gerne - wie im Fall der Familie Müller - in Kartons.

(RP)
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