Krefeld Filmdreh: Krefelds Rückkehr in die 60-er Jahre

Krefeld · Grimme-Preisträgerin Anne Fischer und viele Statisten standen gestern am Stadthaus für einen Abendfilm des WDR vor der Kamera.

 Anne Fischer (li.) spielt die Hilla, eine Frau, die unter dem Milieu leidet, aus dem sie sich befreien möchte.

Anne Fischer (li.) spielt die Hilla, eine Frau, die unter dem Milieu leidet, aus dem sie sich befreien möchte.

Foto: Kost

Das Stadthaus in Krefeld hat 60er-Jahre-Charme. Und der kommt nun zu filmischen Ehren. Gestern drehten dort so bekannte deutsche Filmstars wie Anna Fischer, Ulrich Noethen und Margaretha Broich wichtige Szenen des neuen WDR-Abendfilms "Aufbruch" nach einer Vorlage der Erfolgsautorin Ulla Hahn. "Das Stadthaus mit seiner Architektur passt ideal in die Atmosphäre des Films", schwärmt Barbara Feiereis vom Westdeutschen Rundfunk. Es gebe mit seiner Bauweise und den alten Fenstern ein wunderbares Außenmotiv für die Schule der Hauptfigur Hilla Palm (gespielt von Anna Fischer) ab. In diesem Gebäude beginne Hillas neues Leben als Aufbauschülerin, dort treffe sie ihre besser gestellte Freundin und dort fahre ihr vermögender Freund mit dem Luxusauto vor. Ulrich Noethen und Margaretha Broich spielen übrigens die Eltern der Hauptfigur Hilla Palm.

Gestern Abend packte die Crew ihre Requisiten und ganz viel Technik wieder zusammen. Nach einem Drehtag auf der Uerdinger Rheinbrücke im Vorfeld sind die Episoden aus Krefeld nun im Kasten. Die Sendung des Films ist für den Spätsommer 2016 geplant und ist wegen seines historischen Kontextes hinsichtlich der Ausstattung und Requisite teurer als eine normale Produktion, berichtet Barbara Feiereis. 20 Oldtimer und etliche altertümliche Fahrräder parkten gestern am Konrad-Adenauer-Platz. Schilder wurden demontiert, dafür eine historische Taxi-Ruf-Säule und ein antiker Briefkasten aufgestellt - die 60er Jahre waren zurück.

 Vor dem Stadthaus und auf der Westparkstraße fuhren und parkten gestern während der Dreharbeiten für den Fernsehfilm "Aufbruch" 20 Oldtimer aus den 1960er Jahren.

Vor dem Stadthaus und auf der Westparkstraße fuhren und parkten gestern während der Dreharbeiten für den Fernsehfilm "Aufbruch" 20 Oldtimer aus den 1960er Jahren.

Foto: Thomas Kost

Das Stadthaus verwandelte sich für einen Tag in das Pestalozzi-Gymnasium. "Aufbruch" schildert die schwierigen Jugendjahre der späteren Dichterin Ulla Hahn im Rheinland: Ihr Alter Ego Hilla Palm ist ein außergewöhnlich sprach- und fantasiebegabtes junges Mädchen aus einer bitterarmen Arbeiterfamilie, deren größter Wunsch es ist, ihr Abitur zu machen und zu studieren. Mit ihrer ausgeprägten Willenskraft und dem Wunsch, sich Wissen anzueignen, gelingt ihr dies letztendlich auch. Die Regie führt die Grimme-Preisträgerin Hermine Huntgeburth. Um kurz nach 9 Uhr morgens sind ihre ersten lautstarken Ansagen von ihr zu hören. Anna Fischer sitzt dick in einen Mantel gepackt und mit Moonboots an den Füßen auf der Treppe des Stadthauses und spricht mit einer Freundin, gespielt von Saskia Rosendahl. Es ist der erste Testlauf für die Dreharbeiten, Mantel und Moonboots werden später weichen müssen - trotz des nasskalten Wetters. Genau das hätte den Dreh fast scheitern lassen. Irgendwann am Nachmittag fiel dann aber doch die Entscheidung für den Dreh. "Das wäre alles zu aufwändig geworden", so Fischer.

 Aus dem sanierungsbedürftigen und denkmalgeschützen Stadthaus wurde für 24 Stunden das "Pestalozzi-Gymnasium".

Aus dem sanierungsbedürftigen und denkmalgeschützen Stadthaus wurde für 24 Stunden das "Pestalozzi-Gymnasium".

Foto: Lammertz
 Pavillons vor dem Haupteingang des Stadthauses schützten Regisseurin und Kamera- und Tonleute während der Drehpausen notdürftig.

Pavillons vor dem Haupteingang des Stadthauses schützten Regisseurin und Kamera- und Tonleute während der Drehpausen notdürftig.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Besucher und Mitarbeiter der Stadtverwaltung wurden dafür durch einen Hintereingang des Stadthauses geschleust, der übliche Mitarbeiterparkplatz neben dem Flachbau war für die Crew und die Oldtimer reserviert. Die Westparkstraße war zwischen 6 und 20 Uhr zwischen Preußenring und Birkschenweg gesperrt, Busse wurden nur nach Rücksprache durchgeleitet. Auch im Stadthaus waren die Dreharbeiten zu spüren. Während sich die Crew im Keller aufhielt, wurden im Foyer Bilder abgehängt, Aufkleber entfernt und Regale verstellt und eine Szenerie der 1960er Jahre geschaffen. Auch in den WC-Räumen wurde gefilmt. "Sie haben so einen antiken Charme", erklärt Fischer. Eine Hand voll Statisten friert währenddessen neben dem Haupteingang vor sich her. Sie sollen später als Mitschüler an Hilla und ihrer Freundin vorbei laufen. Gedreht wird noch bis Anfang November in Köln und Umgebung. Ursprünglich angedachte weitere Drehorte in Krefeld wie die Geldernsche Straße oder der Krefelder Rheinhafen wurden nicht realisiert,

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort