Krefeld Federova glänzte beim Kawai-Jahresabschluss

Krefeld · Eigentlich ist Anna Federova dem Kreis der Nachwuchspianisten, denen der japanische Klavierbauer Kawai seine Förderung angedeihen lässt, längst entwachsen. Aber zum Jahresausklang wollte Philipp Potz, künstlerischer Leiter der europäischen Firmenaktivitäten, seinen Gästen etwas Besonderes bieten. Und Ralph Schürmanns, Gastgeber im Saal der Musikschule, freute sich, dass am Freitag wieder fast alle Plätze besetzt waren.

Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 30 stand am Beginn dieses wunderbaren Konzerts. Mit emotionaler Wärme und elegantem Notenfluss stieg Federova ein, ließ rasch den ausgefeilten Nuancenreichtum ihres Anschlags erkennen und bewies ein exzellentes Gefühl für Dynamik, das auf dem Shigeru-Flügel mit seiner speziellen Anschlagscharakteristik fabelhaft zur Geltung kam. Im zweiten Satz "Prestissimo" nahm sie die Tempovorgabe nicht wörtlicher als nötig und fügte ihn dadurch um so harmonischer in die Nachbarsätze ein, um sich schließlich mit melancholisch-romantischer Innigkeit dem Gedankengang im dritten Satz hinzugeben - eine Interpretation im schönsten Sinne des Wortes und eine ideale Vorbereitung auf das äußerst anspruchsvolle Opus "Gaspard de la nuit" von Maurice Ravel. Zuerst ließ Federova Libellenflirren aus dem Flügel aufsteigen, um daraus das Hauptmotiv der Nixe Ondine hervortreten zu lassen und beide Linien mit unglaublichem Verzierungsreichtum fortzuführen. Im Ansatz geradliniger dann der zweite Satz, der einen am Galgen Hängenden beschrieb. Während die Betrachtung in Rhythmik und Dynamik etlichen Wechseln unterlag, markierte ein in konstantem Timing sich oft wiederholender Ton den Schlag einer Glocke. Wie ein Versteckspiel auf der Klaviatur schließlich wirkte der dritte Satz, der dem Kobold Scarbo gewidmet war, und auch der gelang ausgesprochen bildhaft.

Nach der Pause gab die junge Künstlerin zur Entspannung Modest Mussorgskis populäre "Bilder einer Ausstellung", in denen sie noch einmal den ganzen Reichtum ihrer Ausdrucksmöglichkeiten glänzen ließ. Erst nach zwei Zugaben ließ das begeisterte Publikum sie ziehen.

(MoMe)
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