Krefeld Famoser Brahms und betörend schöne Violinklänge

Krefeld · Das erste Sinfoniekonzert der Saison bestach mit einem anspruchsvollen Programm und virtuosen Musikern.

Wie sich doch die Zeiten ändern. Vor Jahren hätte das Publikum die Aufführung einer Komposition, wie sie beim ersten Sinfoniekonzert der neuen Saison erklang - das Violinkonzert "The red violin" des 1938 geborenen Amerikaners John Corigliano - bestenfalls mit höflichem Achtungsapplaus bedacht - jetzt brach im gut gefüllten Seidenweberhaus ungebremster Jubel los. Dabei sind die vier Sätze des auf Coriglianos Musik zum gleichnamigen Film basierenden Opus nicht durchgängig unangestrengt anzuhören. Ausgesprochen melodische Passagen wechseln mit dissonanten harschen Orchesterschlägen, die schon ein wenig die Nerven strapazieren - Filmmusik eben.

Das überwältigende Echo an diesem Abend basierte auf der bestechenden Präzision, mit der Generalmusikdirektor (GMD) Mihkel Kütson und sein groß besetztes Orchester sich der "Roten Violine" annahmen, doch mehr noch auf dem überragenden Können der Solistin Elina Vähälä. Die blonde Finnin mit der gewinnenden Ausstrahlung faszinierte nicht nur durch ihren modulationsfähigen, satten, stellenweise wie eine Bratsche anmutenden Ton - sie wurde auch allen technischen Extremforderungen der Komposition scheinbar mühelos gerecht. Das Zusammenspiel zwischen Solistin und Orchester gestaltete sich lupenrein - eine Glanzleistung auch seitens des GMD und der Niederrheinischen Sinfoniker, die den Gast aus dem hohen Norden ebenso feierten wie die Zuhörer.

Mit zwei Concerti grossi - nach Triosonaten von Arcangelo Corelli - von Francesco Geminiani (1679/80-1762) begann das von Gegensätzen geprägte Konzert. Eine kleine Streichergruppe des Orchesters, mit Chisato Yamamoto und Fabian Kircher für die Violin-Solopartien sowie André Parfenov am Cembalo, agierte so delikat, durchsichtig und feinnervig wie ein veritables Alte-Musik-Ensemble.

Die Sinfonie nach der Pause zauberte bei nicht wenigen Zuhörern im Saal ein glückliches Lächeln ins Gesicht - war es doch die 2. in D-Dur von Johannes Brahms, die bei der Publikumsbefragung vor den Ferien gesiegt hatte. Aber auch die "Niederrheiner" genossen hörbar diese Wahl, zumal Brahms hier licht und phasenweise fast unbeschwert klingt, schrieb er doch dieses Tongemälde am wunderschönen Wörthersee. Mit Inbrunst zelebrierten die Streicher ihre Kantilenen, makellos gestaltete der Solohornist seinen umfangreichen Part - korrespondierend mit den ebenso klangschönen Holzbläsern.

Zu Recht ließ Kütson, der trotz aller Präzision seinen Musikern Raum für Klangentfaltung ließ, beim Bravo-durchsetzten Schlussapplaus alle Instrumentengruppen einzeln aufstehen. Ein verheißungsvoller Saisonauftakt!

Das Programm wird auch gespielt: morgen, 20 Uhr, Seidenweberhaus

(RP)
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