Krefeld Erdwärme-Kraftwerk: Hängepartie geht weiter

Krefeld · Die seismischen Tests für das in Krefeld geplante Erdwärme-Kraftwerk werden nicht vor Mitte 2012 starten. Dies bestätigte gestern der Krefelder Unternehmer Wolfgang K. Hoever (Salvea), der in seinem Kraftwerk mit heißem Wasser aus 5000 Metern Tiefe Strom gewinnen will.

 Solche Lkw sollen bald durch Krefelds Straßen rollen.

Solche Lkw sollen bald durch Krefelds Straßen rollen.

Foto: Salvea

Um zu testen, ob der Boden für die Bohrung geeignet ist, sollen für "seismische Tests" Lkw mit Rüttelplatten durch Krefeld und den Kreis Viersen fahren. Die Bezirksregierung Arnsberg hat diese Methode noch nicht genehmigt, weil sie auf eine Stellungnahme des Kreises Viersen wartet. Ursprünglich sollte die schon vor den Sommerferien vorliegen. Ein Sprecher der Bezirksregierung sagte gestern unserer Zeitung: "Wir werden die Frist noch mal nach hinten schieben."

Die Route, die die Lkw mit den Rüttelplatten fahren sollen, steht unterdessen fest. Hier listen wir alle Straßen in Krefeld auf. Die Straßennamen sind auf einer Liste der Krefelder Stadtverwaltung für den heutigen Umweltausschuss (17 Uhr, Rathaus Saal C 2) notiert. Darin stellt die Verwaltung auch die Bedingungen auf, die Krefeld dem Investor Hoever macht:

1) Erschütterungen sind in Nachbarschaft von Häusern und in geschlossener Bebauung zu minimieren.

2) Die Dauer der Einzelvibration ist auf 15 Sekunden zu beschränken. Dazwischen sollen lange Pausen eingehalten werden.

3) Durch die Vibrationen dürfen keine Gebäude beschädigt werden und die Erschütterungen dürfen nicht "erheblich belästigend" sein.

4) Die seismischen Tests müssen mit Messungen begleitet werden.

Eine zweite Hürde kommt seit der vergangenen Woche für Wolfgang Hoever noch hinzu: Die beiden NRW-Minister Johannes Remmel und Harry K. Voigtsberger wollen wegen des umstrittenen Einsatzes der "Fracking-Methode" vorerst diverse Energie-Projekte mit Tiefenbohrungen auf Eis legen; unter anderem auch das Krefelder Erdwärme-Kraftwerk.

Fracking ist eine Technik für Tiefbohrungen, bei der eine Flüssigkeit mit Hochdruck in den Boden gepresst wird, dort Risse erzeugt, so dass Wasser oder Gas besser fließen kann. In den USA, mittlerweile auch in Deutschland, ist die Technik umstritten, weil chemische Zusatzsstoffe verwendet werden, die das Trinkwasser gefährden. Im Gegensatz zur Gewinnung von Gas, bei der diese Chemie eingesetzt wird, soll jedoch beim Krefelder Erdwärme-Kraftwerk auf chemische Zusätze verzichtet werden. Wolfgang K. Hoever sagt: "Unsere Fracking-Methode ist völlig unbedenklich, wir fracken nur mit Wasser. Ich will dies in einem Gespräch mit der Landesregierung nächste Woche klären."

Bis Mitte 2012 will die NRW-Landesregierung ein Gutachten erstellt haben, das die Gefahren von Fracking für die einzelnen Einsatzgebiete untersucht. Spätestens dann, so hofft Hoever, werde die Methode für sein geplantes Kraftwerk genehmigt. Die neuen politischen Entwicklungen auf kommunaler und landespolitischer Ebene würden zwei bis drei Monate Verzögerung bringen.

(RP)
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