Krefeld Energie-Modellprojekt beginnt in Fischeln

Krefeld · SWK und Hochschule haben für einen Landeswettbewerb ein Zukunftsmodell zur Energieversorgung entwickelt; die Stadt hat sich damit gegen 51 Kommunen durchgesetzt. Das Projekt startet mit zwei Gebäuden in Fischeln.

Der Begriff "Stolz" fiel mehrere Male, als gestern Vertreter der Stadtwerke, der Hochschule Niederrhein und der Stadt das Forschungsprojekt vorstellten, dass sie in dreijähriger Arbeit entwickelt haben: Krefeld hat sich gegen 51 Kommunen durchgesetzt, als erste Stadt den Zuwendungsbescheid und auch noch die höchste Förderquote erhalten - "wir sind stolz, dass der Krefelder Forschungsansatz überzeugt hat", erklärte SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann. Nun wird das Krefelder Projekt mit 2,5 Millionen Euro aus EU-Mitteln und vom NRW-Umweltministerium gefördert.

Grund für die Euphorie: Krefeld wird "KWK-Modellkommune" und ab 2016 an zunächst zwei, später an sechs bis acht weiteren Gebäuden ein innovatives Konzept für Mini-Blockheizkraftwerke testen. Diese kleinen Kraftwerke können Gebäude ab 20 Wohneinheiten aufwärts mit Strom und Wärme versorgen; ihr Wirkungsgrad liegt bei sagenhaften 95 Prozent - herkömmliche Großkraftwerke erreichen maximal 50 Prozent.

Der Clou an dem Krefelder Modell ist die Steuerung: Bei den Mini-Kraftwerken fallen Strom und Wärme an; über eine ausgeklügelte Computersteuerung wird nicht gebrauchter Strom genau dann ins Netz eingespeist, also verkauft, wenn der Preis günstig ist; umgekehrt wird genau dann Strom aus dem Netz bezogen, in Wärme umgesetzt und gespeichert, wenn der Strompreis gering ist. Alle Faktoren zu betrachten und die Bewegungen des Energiemarktes einzubeziehen - diese Bündelung ist das Neue und macht dieses Modell technisch anspruchsvoll und extrem wirtschaftlich. Die Kraft-Wärme-Kopplung senke zudem den Energieverbrauch um 35 Prozent, erläutert Frank Alsmeyer, Professor an der Hochschule Niederrhein.

Diese dezentrale Energieversorgung könnte ein Kernproblem der deutschen Energiewende beheben: Heute stammt etwa ein Viertel der verbrauchten Energie aus Erneuerbarer Energie. Heißt: "Fossile Kraftwerke bleiben notwendig, sind aber nicht mehr wirtschaftlich zu fahren", erläutert SWK-Vorstand Carsten Liedtke. Die Lösung können die hocheffektiven Mini-Blockheizkraftwerke sein, die in Krefeld über die gemeinsame Steuerung zu einem "Virtuellen Kraftwerk" verbunden sind. Die Zukunft könnte so aussehen, dass die SWK solche Mini-Kraftwerke in geeigneten Gebäuden montiert und betreibt - auf der Grundlage eines Contracting-Modells: Die SWK betreuen die Technik im Keller, der Verbraucher zahlt den Verbrauch. Ziel ist es, kostengünstiger als heute zu sein - um wie viel, lässt sich erst sagen, wenn der Pilotversuch abgeschlossen und von den HN-Fachleuten ausgewertet ist.

Für Umweltdezernent Thomas Visser stärkt das ganze Projekt auch den Wissenschaftsstandort Krefeld. Immerhin ist Krefeld eines von nur sechs förderfähigen Kommunen.

(RP)
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