Krefeld Emmaus: Seit 25 Jahren für Arme engagiert

Krefeld · Der Verein lädt für Sonntag auf seinen Secondhand-Markt ein. In größerem Rahmen wird das Jubiläum im Oktober gefeiert.

 Elisabeth Kreul (r.) mit den freiwilligen Helfern Kristina Mirk und Luigi Prediger im Secondhand-Laden an der Peter-Lauten-Straße 19.

Elisabeth Kreul (r.) mit den freiwilligen Helfern Kristina Mirk und Luigi Prediger im Secondhand-Laden an der Peter-Lauten-Straße 19.

Foto: T. Lammertz

"Hilf denen, denen es noch schlechter geht, als Dir selbst" sagte Abbé Pierre, der Mitte des 20. Jahrhunderts in Paris den gemeinnützigen Verein Emmaus gründete. Diesem Leitsatz folgt seit 25 Jahren auch Emmaus Krefeld auf Initiative und unter der Leitung der geschäftsführenden Vorsitzenden Elisabeth "Elli" Kreul.

Nach dem Abitur war sie nach Frankreich gegangen, um dort für Emmaus tätig zu sein. 1992 kam sie zurück nach Krefeld, wo es bereits eine Emmaus-Gruppe gegeben hatte, die aber nicht mehr aktiv war. Daran knüpfte Elli Kreul am 16. Juli 1992 an: Sie gründete mit Freunden neben einer Lebensgemeinschaft für Bedürftige einen Secondhand-Laden, aus dem sich die "Emmäuse" teilweise finanzieren. Nach mehreren Umzügen ist Emmaus seit 1998 an der Peter-Lauten-Straße beheimatet. Dort lebt Kreul im Haus Nummer 3 zurzeit gemeinsam mit neun Menschen, die nicht alleine leben können oder wollen, und die sie ihre Familie nennt.

Besonders stolz ist Elli Kreul auf die Eigenfinanzierung der Gemeinschaft: "Das führt zu einer hohen Motivation. Jeder, der hier mitmacht, übernimmt Verantwortung." Menschen, die obdachlos waren, arbeiten nun zum Beispiel im Secondhand-Laden, der sich ein paar Häuser weiter befindet, oder lösen Haushalte auf, aus deren Objekten eine weiterer Teil der Finanzierung gesichert wird. Aber auch Langzeitarbeitslose finden bei Emmaus Hilfe: Seit 1999 bietet die Beschäftigungsinitiative "Anstoss" neue berufliche Perspektiven.

Das Besondere bei Emmaus: Es findet eine Begegnung zwischen Bedürftigen statt - sogar international: So lebt zurzeit ein Franzose in der Krefelder Gemeinschaft, und eine Rumänin war eine Weile zum Austausch dort. "Dadurch werden auch jemandem, der hier mal auf der Straße lebte, globale Zusammenhänge bewusst", sagt Kreul. Die Mitglieder der Krefelder Gruppe treffen auch bei einer Verkaufsveranstaltung in Nordfrankreich regelmäßig auf Bedürftige aus anderen Ländern. Doch auch lokal kommen die Bedürftigen miteinander in Kontakt: Im Tagestreff auf der Tannenstraße helfen Arme anderen Armen. Sie geben ihnen Essen aus und verbringen gemeinsam oft überreich vorhandene Zeit.

Bei allem Engagement gibt es aber immer noch viel zu tun; die Organisation bleibt immer in Bewegung. Einer der nächsten Schritte - hoffentlich: Eine neue Bleibe für die Lebensgemeinschaft, damit sie nicht mehr dem enormen Verkehrslärm im jetzigen Haus ausgesetzt ist.

Das Jubiläum wird in größerem Rahmen im Oktober im Südbahnhof gefeiert. Zum Datum des eigentlichen Gründungstags, 16. Juli, lädt Emmaus aber für Sonntag ab 14 Uhr zu einem Stück Kuchen auf den Secondhand-Markt an der Peter-Lauten-Straße 19 ein. Im Jubiläumsjahr stehen zudem weitere Programmpunkte auf dem Plan, darunter eine Ausstellung der Nemetschek Stiftung, ein Film über die Emmaus-Anfänge im Primus-Palast und ein Solidaritätsverkauf.

(RP)
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