Krefeld Einigung im Fischelner Rathausstreit

Krefeld · Das Fischelner Rathaus bekommt einen Aufzug. Nach jahrelangen Verzögerungen wird die Verwaltung nun zügig eine Vorlage erstellen, so dass ein Architekt mit der Planung beauftragt werden kann. Der Bau soll 2018 realisiert werden.

 Zwei Varianten für einen Fahrstuhl-Bau: Rechts der vom Denkmalschutz untersagte Standort, der die Giebelansicht des Rathauses verstellen würde, links die jetzt beschlossene Variante im Rathausgarten. Mit der linken Variante wird auch der Rathaussaal im 1. OG erreichbar sein.

Zwei Varianten für einen Fahrstuhl-Bau: Rechts der vom Denkmalschutz untersagte Standort, der die Giebelansicht des Rathauses verstellen würde, links die jetzt beschlossene Variante im Rathausgarten. Mit der linken Variante wird auch der Rathaussaal im 1. OG erreichbar sein.

Foto: M. Adam

Jetzt soll es endlich - aber diesmal wirklich - vorangehen in Sachen barrierefreier Zugang zum Fischelner Rathaus. Gestern Abend trafen sich Vertreter von CDU, SPD, Grünen und Linken zum Ortstermin im Fischelner Rathausgarten. Bauausschuss-Vorsitzender Jürgen Wettingfeld (CDU) hatte in der jüngsten Sitzung des Gremiums ein Machtwort gesprochen und die Vor-Ort-Besichtigung anberaumt, um "das Thema endlich vom Tisch zu haben".

 Freiluft-Bürgerservice im Fischelner Rathausgarten: Gehbehinderte können sich über eine Klingel im Bürgerbüro melden, durchs offene Fenster wird beraten.

Freiluft-Bürgerservice im Fischelner Rathausgarten: Gehbehinderte können sich über eine Klingel im Bürgerbüro melden, durchs offene Fenster wird beraten.

Foto: Manfred Adam

Einstimmig entschieden die Vertreter der Fraktionen gestern, Weisungen des Denkmalamtes zu folgen und den Aufzug hinten im Rathausgarten zu bauen, etwa dort, wo sich der Zugang zum Fischelner Archiv befindet. "Der Prozess kann jetzt ins Rollen kommen", sagte Wettingfeld nach dem Ortstermin. Die Verwaltung werde nun zügig eine Vorlage erstellen, die möglichst noch vor den Sommerferien verabschiedet werden soll. Dann könne, so Wettingfeld, ein Architekt mit der Planung beauftragt werden. Der Aufzug soll bis in den ersten Stock reichen, so dass auch der Rathaussaal barrierefrei zu erreichen sein wird. Wettingfeld glaubt, dass der Bau des Aufzugs 2018 realisiert werden kann. Mittelfristig wolle man auch ein Nutzungskonzept für das Rathaus erstellen und umsetzen.

In dem denkmalgeschützten Gebäude sind im Hochparterre das Bürgerbüro sowie die Bezirksdienststelle der Polizei untergebracht. Im ersten Obergeschoss befindet sich zudem der große Sitzungssaal, in dem die Bezirksvertretung tagt. Für Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte und Kinderwagen-Nutzer sind all diese Räumlichkeiten allein der vielen Stufen bis zum Hochparterre wegen unerreichbar.

Wer die Dienste des Bürgerbüros nutzen will, aber es nicht die Stufen hoch schafft, kann aktuell auf eine mehr als improvisierte Lösung zurückgreifen, wie die Grafik verdeutlicht, die Manfred Adam vom "Aktionsbündnis barrierefreies Rathaus" erstellt hat: An der Rückseite des Gebäudes befindet sich ein Klingelknopf. Wird dieser gedrückt, öffnet sich ein Fenster des Bürgerbüros im Hochparterre und das Kundengespräch findet in aller Öffentlichkeit statt. Adam berichtet, dass es schon vorgekommen sei, dass Formulare und Papiere aus dem Fenster Richtung Kunde geworfen wurden.

Seit Jahren fordern Adam und seine Mitstreiter einen barrierefreien Zugang. Eine Lösung war schon vor Jahren gefunden und Planungsgelder etatisiert - bevor der Nothaushalt dazwischen kam und alle Pläne wieder auf Anfang gestellt wurden. Auch der Denkmalschutz hat sich bereits im Jahr 2010 unmissverständlich positioniert und den Anbau eines Zugangs oder Aufzugs sowohl am Haupteingang als auch an der westlichen Giebelseite untersagt. Denn der Aufzug sei an dieser Stelle schon von weitem sichtbar und würde die Giebelansicht des Fischelner Rathauses verstellen, teilt das Amt in einem Schreiben an das Zentrale Gebäudemanagement im Jahr 2012 erneut mit. Und weist darauf hin, dass der Jahre zuvor abgestimmte und denkmalrechtlich bereits erlaubte Standort hinten im Rathausgarten weiterverfolgt werden solle.

Verwirrung dann im jüngsten Bauausschuss: Dezernent Martin Linne teilt mit, er halte nichts von dem genehmigten Standort, dieser sei eine "dunkle Ecke". Er bevorzuge, den Aufzug an der - vom Denkmalschutz ja abgelehnten - Westseite zu bauen. Erneut stockt das Verfahren, für das bereits in 2016 Planungsgelder in Höhe von 50.000 Euro in den Haushalt eingestellt worden waren. Eine Anfrage unserer Redaktion vom 26. April, warum Linne für die Umsetzung des Plans "Barrierefreies Rathaus in Fischeln" die Variante für den Anbau eines Aufzugs bevorzugt, die von der Unteren Denkmalbehörde bereits vor Jahren abgelehnt worden ist, blieb unbeantwortet. "Ich hatte den Eindruck, dass das Vorankommen in der Sache verwaltungsseitig verschleppt wurde", sagt Manfred Adam, der nach dem gestrigen Ortstermin nun hochzufrieden ist: "Ich freue mich sehr, dass wir endlich wissen, wie es weitergeht. Jetzt haben wir eine Entscheidung."

(RP)
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