Krefeld Eine Kletterzone mit 100 Baumstämmen

Krefeld · Der Stadtwald-Spielplatz wird vergrößert und neu gestaltet. Die Fertigstellung ist wahrscheinlich 2019.

 Auf dem neuen Spielplatz laden verschiedene Areale zum Toben ein. Neu wird eine Balancierstrecke im Wald, ein Tipidorf und der Trampolin-Zirkus sein. Am Weiher können sich Spaziergänger auf Findlingen ausruhen.

Auf dem neuen Spielplatz laden verschiedene Areale zum Toben ein. Neu wird eine Balancierstrecke im Wald, ein Tipidorf und der Trampolin-Zirkus sein. Am Weiher können sich Spaziergänger auf Findlingen ausruhen.

Foto: Schelhorn

Der Spielplatz auf der Stadtwaldwiese gehört ohne Zweifel zu einem der meist frequentierten Familien-Orte in ganz Krefeld. Doch der Spielbereich ist stark überaltert. Erweiterungen in den vergangenen Jahren haben ihn zudem unstrukturiert ausgedehnt. Das Ambiente ist nicht mehr auf dem Stand der Zeit, immerhin liegen die Anfänge des Areals in den frühen 1960er-Jahren.

 Über 100 Baumstämme sollen als "wildes Durcheinander" zum Klettern und Experimentieren einladen. Außerdem ist ein Rutschenturm angedacht.

Über 100 Baumstämme sollen als "wildes Durcheinander" zum Klettern und Experimentieren einladen. Außerdem ist ein Rutschenturm angedacht.

Foto: Stadt krefeld

Aus diesem Grund soll nun auf der bestehenden Fläche ein hochwertiger Spielplatz mit innovativen Spielideen entwickelt werden. Der Vorentwurf wurde nun der Öffentlichkeit beim zweiten Teil des Beteiligungsverfahrens vorgestellt.

Der neuen Kinderspielplatz erstreckt sich auf einem Areal von 2300 Quadratmetern, das den angrenzenden offenen Waldbereich zusätzlich mit einbezieht. Bei der Neugestaltung des Spielplatzes werden die ursprünglichen Sichtachsen der historischen Parkanlage weiträumig berücksichtigt.

Für den Neubau steht eine Summe von etwa 180 000 Euro zur Verfügung, der Vorentwurf schießt darüber allerdings hinaus, darin ist von 300 000 bis 400 000 Euro die Rede. "Wir müssen nun schauen, was geht und was nicht geht. Auch das ist im Prozess so vorgesehen. Am Ende trifft die Politik die Entscheidung", sagt Heino Thies vom Fachbereich Grünflächen. Einigen sich Verwaltung, Planungsbüro und Politik, beginnen die Bauarbeiten im kommenden Sommer oder Herbst, mit der Fertigstellung ist dann im Jahr 2019 zu rechnen.

"Wir haben zahlreiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene in einer Beteiligungsaktion in die Planung mit einbezogen. So konnte das Planungsteam von den Erfahrungen kleiner und großer Bürger profitieren", berichtet Thies.

Die Frage lautete: "Was würdest Du als König von Krefeld auf dem Spielplatz bauen? - Entwickelt für Euch die tollste Spielidee". An der Aktion beim großen Familienfest zum Weltkindertag beteiligten sich 400 Personen. Anschließend bewertete das zuständige Landschaftsarchitekturbüro Schelhorn die Ergebnisse und packte sie in einen Entwurf. Dirk Schelhorn hat den Spielplatz nach Wünschen der Kinder schwerpunktmäßig gegliedert. Altersorientiert und nach Spielideen differenziert ergänzen sich Spielangebote untereinander. Einen großen Raum nimmt die "Kletterzone" samt Baumhaus ein. Die Integration in den Bestand des angrenzenden Waldes erhöht den Abenteuercharakter. "Oberstes Bedürfnis der Kinder war es, zu klettern. Aber nicht einfach rauf und runter, sondern quer durch den Raum. Die Kinder wollen experimentieren", erklärte Schelhorn, der ein großes Spielelement aus über 100 Baumstämmen in einem "wilden Durcheinander" plant. Im angrenzenden lichten Waldbereich können sich größere Kinder an einem Parcours aus Wackelbrücke, Seiltreppe, Balanciertau und Balancierhölzern sowie einem Netz erproben. Eine Schaukelmeile, an der bis zu zehn Kinder gleichzeitig schaukeln können, schließt sich westlich auf der Wiese an, während in einem eigenen Bereich die Kleinsten auf ihre Kosten kommen und im Sand spielen, klettern und auf einem großen Findling rutschen können.

Alle Spielelemente sind aus natürlichen Materialien, so dienen Findlinge sowohl als Abgrenzung der einzelnen Spielinseln wie auch zum Sitzen und Klettern. Vorgesehen sind zudem ein Tipi-Dorf mit Picknickstelle und die Aufwertung der Uferzone des Weihers. "Im abgeflachten Uferbereich planen wir mit weiteren Findlingen, auf einem Holzsteg kann man sich ausruhen und den Blick auf den Deußtempel wandern lassen", sagt Schelhorn, der auch Fortbildungsreferent beim Landessportbund mit dem Schwerpunkt Bewegungsförderung junger Menschen, Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Beiratsmitglied im Deutschen Kinderhilfswerk ist.

Nicht zu kurz kommen sollen auch die Jugendlichen, allerdings ist der Standort dafür noch nicht klar. In der Diskussion, in die Mitglieder des Jugendbeirates involviert sind, steht neben einem abgetrennten Bereich am Spielplatz eine Fläche auf der Wiese nahe dem Parkwächterhaus im Südwesten. Während sich die Jugendlichen beim zweiten Teil des Beteiligungsverfahrens zum Beispiel WLAN, Grillplätze und Sportmöglichkeiten wünschten, erkundigten sich Eltern nach der Sicherheit verschiedener Elemente, nach einem Barfußpfad und Fitness-Geräten für ihre Kinder.

Das Landschaftsarchitekturbüro Schelhorn mit fast 30-jähriger Erfahrung ist auf kreative Spielplatzplanungen mit Partizipationsverfahren spezialisiert und hat 2015 den Spielraumpreis erhalten. Es wurde außerdem mit dem Qualitätssiegel "besonders entwicklungsfördernd" ausgezeichnet. Selbst Vater und Großvater nimmt Schelhorn die Sorgen der Eltern in Sicherheitsfragen sehr ernst. Motivierend für alle Eltern jedoch ist die Tatsache, dass an den Kindern orientierte Spielbereiche deren Risikokompetenz stärken.

"Meist haben letztlich die Erwachsenen Angst, nicht die Kinder. Dabei gilt es aber, einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Forschungen belegen unter anderem, dass zur Persönlichkeitsentwicklung Bewegung gehört. Grenzen kennenlernen, diese behutsam überschreiten können. Das erst ist gelebte, gesunde Kindheit. Kinder brauchen experimentelles Lernen durch Bewegung", sagt Dirk Schelhorn.

Die Dokumentation der bisherigen Beteiligung und der Vorentwurf stehen auf www.krefeld.de.

(RP)
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