Heimat in Krefeld Ein Zoo-Viertel mit guter Nachbarschaft

Krefeld · Christa Lüfkens wohnt seit 46 Jahren an der Eichendorffstraße in Krefeld und schätzt als Radlerin die Nähe zur Innenstadt.

 Christa Lüfkens in ihrem Garten. Im Vordergrund ist eine Skulptur der Shona-Künstler aus dem Krefelder Zoo zu sehen.

Christa Lüfkens in ihrem Garten. Im Vordergrund ist eine Skulptur der Shona-Künstler aus dem Krefelder Zoo zu sehen.

Foto: Thomas Lammertz

Seit 82 Jahren lebt Christa Lüfkens in der Nähe eines Zoos. Als sie auf die Welt kam, war es der Duisburger Zoo, der mit seiner tierischen Kulisse ihre Kindheit prägte. Heute wohnt Christa Lüfkens seit 46 Jahren neben dem Krefelder Zoo, "aber immer auf der richtigen Seite, der westlichen", wie sie betont.

So war es auch die Himmelsrichtung, die die Mutter eines kleinen Sohnes als Erstes interessierte, als ihr Mann Karl Otto Ende der 60er Jahre vorschlug, ins Zooviertel zu ziehen. "Dann merkt man von den Gerüchen, die so ein Zoo nun mal mit sich bring, nichts", erklärt sie mit einem Schmunzeln.

Als alles passte und die Einschulung von Sohn Matthias bevorstand, zog Familie Lüfkens in das Haus mit den grünen Fensterläden an der Eichendorffstraße, in eine sehr grüne Gegend mit wenig Verkehr. "Die Eichendorffstraße war eine Sackgasse. Es führte nur ein Fußweg zur Tiergartenstraße. Vor unserem Haus gab es also noch gar keine Straße. Ich konnte den Dackel morgens ganz allein zum Gassigehen vor die Tür schicken. Das war sehr praktisch. Der Parkplatz war zwar schon da, aber eher eine Rasenfläche mit jungen Bäumen, die vom Theaterplatz umgesetzt worden waren, damit dort das Seidenweberhaus gebaut werden konnte. Die Kinder nutzten den Platz zum Spielen, Zoobesucher zum Picknicken und Autofahrer zum Parken. Das Chaos, das man heute hier manchmal erlebt, gab's damals noch nicht", sagt die 82-Jährige und denkt dabei vor allem an die frühen Morgenstunden, wenn die benachbarte Grundschule anfängt und Eltern ihre Kinder mit dem Auto zum Unterricht bringen.

Die Grotenburgschule selbst war natürlich auch 1970 schon da. Aber: "Damals sind die Kinder zur Schule gelaufen oder mit dem Rad gefahren. Auf die Idee, sie überall hinzukutschieren, wären wir Eltern nicht gekommen."

Und noch etwas war anders als heute: Im Zooviertel gab's viele Kinder, die sich nach der Schule zum Spielen auf der Straße verabredeten. "In unserem Garten, der damals noch nicht fertig angelegt war, durften die Kinder nach Herzenslust bauen. Und sie haben wirklich tolle Sachen aus Holz und Stein dort erschaffen", erinnert sich Christa Lüfkens.

Durch die Kinder kamen sich auch die Eltern aus der Nachbarschaft näher. "Man hat sich gegenseitig geholfen und - was ganz wichtig war - gegrüßt. Das war das Erste, was ich gelernt habe, nachdem ich hierher gezogen war: In der Eichendorffstraße grüßt man sich."

Eine richtige Freundschaft entstand zu Familie Encke, mit deren Nachwuchs Sohn Matthias spielte. Der damalige Zoodirektor lebte mit Frau und Kindern im alten Bauernhaus mitten im Zoo - ein toller Spielplatz für die Nachbarskinder, die sich natürlich gerne "bei Encke" verabredeten. Schließlich war im Zoo immer etwas los.

Über Walter Encke kam Christa Lüfkens 1989 auch zu den Zoofreunden, dem Förderverein des Krefelder Zoos, erst als Schatzmeisterin, heute als gute Seele der Zoolotterie. "Leider bin ich selten im hinteren Teil des Zoos unterwegs, sondern stehe meistens nur an der Losbude. Das ist schade, da der Zoo durch seinen Parkcharakter so viel mehr zu bieten hat."

Auch wenn die agile Bockumerin gerne und oft in der Welt unterwegs ist, regelmäßig ihren Sohn, seine Frau und die drei Enkel in Frankreich besucht - in Krefeld fühlt sie sich zu Hause. Dort sind ihre zahlreichen Freunde und Bekannte, dort ist die Innenstadt problemlos mit dem Rad zu erreichen, dort sind viele nette Nachbarn und dort ist natürlich auch der Zoo. Und das Beste daran. Noch immer wohnt sie auf der richtigen Seite.

(RP)
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