Krefeld Ein Seidenschal mit der Handschrift van de Veldes

Krefeld · Es ist eine exklusive kleine Auflage von 190 Stück: Museumsfreunde und Kunstverein ermöglichen das "Krefelder Seidentuch 2016". Der Verkauf startet am 2. Juli und ist Beginn eines neuen Museums-Shop-Konzepts.

 Mit der Unterschrift von Henry van de Velde sind die Künstlerschals versehen.

Mit der Unterschrift von Henry van de Velde sind die Künstlerschals versehen.

Foto: Thomas Lammertz

Henry van de Velde verstand, was Frauen wollen. Der Apothekerssohn aus Antwerpen gehörte Ende des 19. Jahrhunderts zu jenen Fortschrittlichen, die Korsetts und einschnürende Mieder aus der Damenmode verbannten. Zunächst hatten Ärzte, später auch die Frauenbewegung Alternativen zu den ungesunden und unbequemen Wespentaillen und Tornüren des französischen Stil-Ideals gefordert. Auch im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum war die Mode damals Thema: Museumsdirektor Friedrich Deneken zeigte im August 1900 eine "Sonderausstellung moderner nach Künstlerentwürfen ausgeführter Damenkleider". Star der Schau war der Belgier van de Velde, dessen Reformkleider bei Experten und Besucherinnen bestens ankamen.

Auf van de Velde baute der Museumsmann, der eine "ästhetische Modernisierung" der Krefelder für eine "künstlerische Zukunftskultur" als seinen Auftrag verstand. Heute schreibt sich van de Velde wieder mit einem modischen Beitrag in die Museumsannalen ein: Zur Eröffnung des restaurierten KWM am 2. Juli startet der Verkauf des "Krefelder Seidentuchs 2016".

 Rosenholzfarben und mit Jugendstildessin versehen ist der Seidenschal 2016, den Museumsfreunde und Kunstverein für das KWM herausgeben.

Rosenholzfarben und mit Jugendstildessin versehen ist der Seidenschal 2016, den Museumsfreunde und Kunstverein für das KWM herausgeben.

Foto: Lammertz Thomas

Es ist eigentlich ein Schal, 65 Zentimeter breit, 2,40 Meter lang und aus reiner Seide. In der italienischen Seidenhochburg Como sind 190 Stück gefertigt worden - nach einem Dessin van de Veldes (um 1900). "Es ist viel experimentiert worden, um auch den Originalfarbton zu treffen", sagt Magdalena Broska von den Freunden der Kunstmuseen Krefeld, die das Tuch gemeinsam mit dem Krefelder Kunstverein herausgeben. Es ist ein zeitloser Rosenholzton mit helleren Rosénuancen in jugendstiltypischen Wellen. Vorlage war ein Vorsatzblatt eines Bucheinbandes, der zu den Beständen des Museums gehört. "Der Verkauf bildet den Auftakt für unser neues Museums-Shop-Konzept, das sich samt und sonders auf den Bereich der angewandten Kunst konzentriert", sagt Museumsdirektor Martin Hentschel. Der Erlös aus dem Verkauf geht ans Museum. "Wir wollen ein Zeichen zur Museumseröffnung setzen, aber auch die Bürger darauf aufmerksam machen, welches Museum sie haben und dass sie sich fürs Museum engagieren können. Wer das Tuch erwirbt, macht seine Zugehörigkeit zum Institut kenntlich." Man hofft auf regen Umsatz der 75 Euro teuren Tücher: "Wir können uns durchaus vorstellen, dass wir weitere Auflagen in anderen Farbstellungen anbieten", sagt Renate Wilkes-Valkyser vom Kunstverein. Denn das "Krefelder Seidentuch" habe viele Sammler. Von Andy Warhols "Flowers" seien innerhalb von vier Monaten 1000 Stück verkauft worden - viele seien gerahmt worden. "Heute handelt man sie im dreistelligen Bereich." Van de Veldes Entwurf ist auf dem Schal in zwei unterschiedlichen Größen umgesetzt worden. Die unifarbene Fläche im Mittelteil ziert sein Autograph. Aus einem jedem Tuch beigelegten Begleitheft erfährt man, dass Deneken bereits 1897 Kontakt zu van de Velde aufgenommen hatte, damit er mit künstlerischen Entwürfen das Handwerk in der Seidenstadt fördere. Van de Velde, der zu den vielseitigsten Künstlern des Jugendstils gehörte und Häuser nicht nur architektonisch plante, sondern sie samt Innenausstattung vom Klingelknopf bis zum Polsterbezug als Gesamtkunstwerk gestaltete, war Mitbegründer des Deutschen Werkbundes. So passt er bestens zur Idee eines Museums für angewandte Kunst, das das KWM damals war, und zur Moderne.

Das Tuch gibt es für 75 Euro ab Samstag, 2. Juli, im KWM und im Kunstverein. Vorbestellung unterTel. 02151 777080 oder per E-Mail an info@krefelder-kunstverein.de

(RP)
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