Krefeld Ein neuer Campendonk für die Stadt Krefeld

Krefeld · Der Linnicher Alfred Breuer stellt der Stadt ein Aquarell des Krefelder Malers zur ständigen Verfügung. Das Bild von 1945 zeigt Campendonk von einer anderen Seite - ohne seine charakteristische Symbolsprache.

 Ein Landschaftsbild von Heinrich Campendonk hat Oberbürgermeister Gregor Kathstede jetzt von einem Linnicher Bürger bekommen. Das Aquarell wird an die Kunstmuseen Krefeld weitergeleitet.

Ein Landschaftsbild von Heinrich Campendonk hat Oberbürgermeister Gregor Kathstede jetzt von einem Linnicher Bürger bekommen. Das Aquarell wird an die Kunstmuseen Krefeld weitergeleitet.

Foto: Stadt Kr

Eine schöne Überraschung brachte Alfred Breuers Brief an Oberbürgermeister Gregor Kathstede: Der Mann aus Linnich schrieb von einem Aquarell von Heinrich Campendonk, das sein Vater, ein entfernter Verwandter Campendonks, um 1950 vom Künstler persönlich erhalten habe. Seitdem sei es in Familienbesitz. Bis 1990 habe es in seinem Elternhaus gehangen. Und dieses Bild wolle Breuer nun der Stadt Krefeld zur ständigen Verfügung stellen.

Jetzt hat Kathstede das Aquarell, eine Landschaft mit Mühle, erhalten. Nun soll es an die Krefelder Kunstmuseen weitergeleitet werden.

Das Bild ist 1945 datiert - und zählt damit zum Spätwerk des 1888 in Krefeld geborenen Künstlers. Entstanden ist es vermutlich im Exil in Amsterdam, wohin Campendonk gegen Ende des Zweiten Weltkriegs übergesiedelt war. Die Nationalsozialisten hatten seine Arbeiten als "entartet" verboten. In den frühen Jahren war Campendonk einer der wesentlichen Vertreter des rheinischen Expressionismus gewesen und galt ihnen schon deshalb als wild und unbequem. Campendonk, ein Schüler von Johan Thorn Prikker an der ehemaligen Kunstgewerbeschule in Krefeld, hatte mit Unterstützung von Wassily Kandinsky und Franz Marc Anschluss an die Gruppe, die unter dem Namen "Blauer Reiter" berühmt wurde, gefunden und an den großen Ausstellungen der Gruppe in den Jahren 1911 und 1912 teilgenommen. Seine Arbeiten bewegten sich im Bereich Kubismus, Futurismus, Expressionismus sowie der strengen geometrischen Formensprache.

Die kräftigen Farben, die in zahlreichen Farbebenen das für Campendonk typische, fast mystische Leuchten erzielen, gibt es im Bild aus Linnich nicht. Auch die Ikonisierung von immer wieder auftauchenden Symbolen wie Harlekin, plakativ exotisch gefärbten Tieren, Spielkarten und Kreuzigungsmetaphern fehlen bei dem Aquarell, das jetzt nach Krefeld kam. Es ist eine typische Niederrhein-Szenerie, vielleicht inspiriert vom Egelsberg, vielleicht von der niederländischen Landschaft, in zarten pastellenen Farben. Das ist ein anderer Campendonk, als man ihn von der großen Wandmalerei in der Villa Merländer kennt. Da über das Bild nicht viele Fakten bekannt sind, darf die Fantasie sich abarbeiten und man es vielleicht als Heimweh-Malerei eines Künstlers deuten, der nach dem Verlust seines Freundes Franz Marc (im Ersten Weltkrieg vor Verdun gefallen) aus der Bahn geworfen war und sich in zunehmendem Alter sozialen Bindungen immer mehr entzog. Seine Heimat Krefeld, wo er vor dem Exil noch einmal mit der Familie lebte, hatte er - offiziell zumindest - hinter sich gelassen. Als er 1957 in Amsterdam starb, war Campendonk Niederländer, als Künstler und Lehrer hoch geehrt.

(RP)
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