Krefeld Ein Klassentreffen nach 60 Jahren

Krefeld · Die 1958er Abiturienten des Fabritianum trafen sich 60 Jahre nach ihrem Abitur. Schuldirektor Eric Mühle begrüßte sie.

Als sie das Abitur erhielten, steckte Deutschland mitten im Wirtschaftswunder. Der Bundeskanzler hieß Konrad Adenauer und ein Jahr zuvor waren die Römischen Verträge zur Gründung der EWG, dem Vorläufer der EU, unterschrieben worden. An einen Mauerfall war nicht zu denken, schließlich war die Berliner Mauer in diesem Jahr noch gar nicht errichtet worden. 13 Schüler stark war die Stufe des Gymnasium Fabritianum, die im Jahr 1958 mit Abitur abging.

Bis heute haben die Männer, die heute weit jenseits des Rentenalters sind, stetig Kontakt gehalten. In regelmäßigen Abständen trafen sie sich, auch wenn die Gruppe langsam kleiner wird. Der erste verstarb im Jahr 1965, zwei weitere 2004 und 2016, zu einem vierten verloren die Männer den Kontakt. Die neun Verbliebenen aber sind bis heute befreundet. Die meisten leben sogar noch in Krefeld und dem Umland. Am weitesten entfernt wohnt Harald Wenk. Der Ingenieur, der vor allem im Gasgeschäft und im Vertrieb von Schwefel arbeitete, lebt heute in der Nähe von Hamburg. "Beruf und Liebe zogen mich in den Norden", berichtet er. Einen weiteren, Klaus Gregorius, zog es in südliche Gefilde. Er lebt in Neunkirchen, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen diesmal nicht am Treffen teilnehmen.

So waren es sieben Männer, die von Eric Mühle, dem Direktor des Gymnasiums, empfangen wurden. Sie sprachen über die vergangenen Zeiten, welche Gebäude in den 50er Jahren schon standen und wann die Schule von einer Jungen-zu einer gemischten Schule verändert wurde. Thema war aber auch die Schule heute und die Situation des Bildungswesens. Besonderes Interesse an den schulischen Entwicklungen hatte Dieter Döll. Der 79-Jährige war selbst lange Jahre Direktor eines Gymnasiums in Duisburg.

Auch Hans-Bernd Schroers war früher Lehrer. Seinen Lebensweg bezeichnet er selbst als "nicht so außergewöhnlich". Bei näherem Hinsehen erweist sich dies als Understatement, immerhin war er selbst in den 60ern als Fußballspieler für Bayer Uerdingen und Fortuna Düsseldorf aktiv. Für letztere spielte er in der Oberliga, damals, vor Gründung der Bundesliga, die höchste Deutsche Spielklasse. Sein Talent vererbte er, denn seine nach Dänemark ausgewanderte Tochter ist die Mutter von Borussia Mönchengladbach-Profi Yannik Vestergaard.

In Krefeld bekannt ist auch Heinrich Wieland, der lange Jahre als Pfarrer in Hüls arbeitete und heute noch als Subsidiar in Mönchengladbach aktiv ist. Rolf Sturm war Prokurist bei Mannesmann, Carl-Gustav Cremer Rechtsanwalt in Köln. Werner Hüskes schließlich war ebenfalls Ingenieur.

"Wir alle haben unseren Weg gemacht. Es ist erstaunlich, dass wirklich jeder die Richtung eingeschlagen hat, den er beim Abitur im Kopf hatte und dabei auch geblieben ist", sagt Wenk. Natürlich hoffen die Männer, dass noch viele weitere Treffen folgen. Für diese reservieren sie stets mehrere Tage. Diesmal trafen sie sich zunächst am Vorabend des Besuchs in der Schule zum Essen und tauschten Erinnerungen und Anekdoten aus. Nachdem sie ihre ehemalige Schule besucht hatten, machten sie einen Spaziergang durch Linn und kehrten in die ein- oder andere Gastronomie ein. Es folgte ein gemeinsames Frühstück am Folgetag, ehe die aus weiterer Entfernung kommenden Männer sich auf die Heimreise machten.

Für alle Beteiligten sind die Treffen, die sie alle fünf Jahre durchführen, ein wichtiger Termin und sie setzen alle Hebel in Bewegung, dabei zu sein. Auch wenn das Leben sie teils in unterschiedliche Richtungen trieb, die Verbindung aus der Jugend blieb immer bestehen. Und so wird das Gymnasium Fabritianum wohl nicht das letzte Treffen des Jahrgangs 1958 erlebt haben. Zu wünschen wäre den Männern, die die Bundesrepublik Deutschland mit allen Höhen und Tiefen seit ihrer Geburt erlebten, jedenfalls, dass sie noch mehrfach die Gelegenheit haben, in dieser oder ähnlicher Runde zusammen zu kommen.

(RP)
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