Krefeld Ein Klarinettenquintett wird zum Ereignis

Krefeld · Bei der Serenade auf Burg Linn bescherte das Aris-Quartett mit dem Solisten Thorsten Johanns einen Hochgenuss.

"Packende Emotionalität" bescheinigte vor einiger Zeit die "Stuttgarter Zeitung" dem vor acht Jahren an der Frankfurter Musikhochschule gegründeten "Aris-Quartett". Damit ist sehr genau beschrieben, was - neben staunenswerter Beherrschung ihrer Instrumente - das Spiel von Anna Katharina Wildermuth (1. Violine), Noémi Zipperling (2. Violine), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Violoncello) ausmacht. Die vier bestens harmonierenden, noch recht jungen Musiker, deren Wirken bereits mit zahlreichen Preisen und honorigen Engagements gewürdigt wurde, schenken sich nichts - sie sind permanent mit äußerstem Interpretationseinsatz bei der Sache. Da darf auch - nicht nur bei der Primgeigerin - das Instrument um des Ausdrucks willen einmal unschön klingen.

Das demonstrierten die Gäste im Linner Rittersaal vor allem bei Béla Bartóks Streichquartett Nr. 5 B-Dur, dessen komplexer Harmonik und der bis zum Äußersten gesteigerter Dramatik sie sich schonungslos stellten.

Nicht ganz so an die Grenzen gehend, aber dennoch hoch anspruchsvoll ist das Quartett c-Moll op.18/4 von Ludwig van Beethoven, das den sehr gut besuchten zweiten Serenaden-Abend im Rittersaal von Burg Linn einleitete. Drängende Leidenschaft bestimmte den Kopfsatz, Spielfreude das graziöse Thema des Scherzos. Das konzentrierte Menuett mit der vorgeschriebenen Beschleunigung in der Wiederholung gestalteten die Musiker ebenso überzeugend wie das mit heftigen Akzenten dahinstürmende Rondo-Finale.

Überhöht wurde der ausgezeichnete Eindruck noch durch den Glücksgriff, bei einem der letzten Werke von Johannes Brahms das Ensemble durch den Klarinettisten Thorsten Johanns zum Quintett zu erweitern. Der Krefelder, der lange Jahre von dem Ungarn László Dömötör unterrichtet wurde, sein Studium bei Professor Ralph Mano an der Musikhochschule Köln mit Auszeichnung abschloss, viele Jahre als Soloklarinettist im WDR-Sinfonieorchester wirkte und inzwischen Professor für Klarinette an der Weimarer Musikhochschule ist, war den Streichern ein vorbildlich sich integrierender Partner mit wachem Sinn für das gemeinsame Musizieren und einer Tonschönheit, die ihresgleichen sucht.

Das Quintett h-Moll,op.115, das Brahms dem ausgezeichneten Klarinettisten der Meininger Hofkapelle Richard Mühlfeld widmete, wurde in dieser edlen Konstellation auf Burg Linn zum Ereignis.

Zum Dank für den nicht enden wollenden Applaus durften die Zuhörer als Zugabe noch den zweiten Satz des Mozart-Klarinettenquintetts genießen.

(RP)
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