Krefeld Ein Jazz-Auftritt der Hochkaräter

Krefeld · Session Leader Stefan Rademacher hat gleich drei Gastmusiker der Extra-Klasse gewinnen können.

 Xaver Fischer wird als Tastenkünstler meist mit den Labels Lounge Jazz und NuJazz bedacht, tatsächlich ist er aber ein Musiker von unglaublicher Vielseitigkeit,

Xaver Fischer wird als Tastenkünstler meist mit den Labels Lounge Jazz und NuJazz bedacht, tatsächlich ist er aber ein Musiker von unglaublicher Vielseitigkeit,

Foto: Steingießer

Viel Schniefen und Husten war am Donnerstag im Jazzkeller zu hören, aber diesen speziellen Jazzattack wollten sich auch herbstlich Angeschlagene nicht entgehen lassen. Der Jazzklub und Session Leader Stefan Rademacher hatten gleich drei Gastmusiker der Extra-Klasse für diesen Abend gewonnen, und so spielte eine der höchstkarätigen Jazzattack-Besetzungen des Jahres auf.

An der Gitarre wirkte Carl Orr, der ebenso wie Rademacher einige Jahre in der Band von Billy Cobham verbrachte und lange Zeit für einen progressiven, aber auch stark von Verzerrungen und ähnlichen Effekten geprägten Sound pflegte. Sein Ton ist gefälliger geworden, sein Können tritt dadurch aber nur um so besser hervor. Er brachte vor allem das Flair von britischem Progressive Rock und Jazz-Rock-Fusion ein. John McLaughlin und David Gilmour ließen hier und da grüßen, überdeckten aber nicht die persönliche Handschrift Orrs. Xaver Fischer, als Tastenkünstler meist mit den Labels Lounge Jazz und NuJazz bedacht, tatsächlich aber ein Musiker von unglaublicher Vielseitigkeit, passte ausgezeichnet zu Orr. Mal griff er in seine Vergangenheit bei Birth Control, mal liebäugelte er mit Pink Floyd, mal ließ er Soul im Hammond-Sound aufstöhnen, mal einfach dem Technik-Spielkind in sich freien Lauf. Seltener als Orr trat er in den Vordergrund, doch stets hatte das, was er aus seinen drei kleinen, immer noch fahrradtransportgerecht verpackbaren Keyboards zauberte, die gewohnte "Fischfinger"-Klasse. Viel Aufmerksamkeit und Begeisterung erntete auch Schlagzeuger Jasper van Hulten. Der jüngste Musiker dieses Line Ups zeichnete sich durch filigranes, geradezu melodisches Spiel aus, mit wohldosierten Akzenten in der permanent hohen Schlagdichte, dabei von unaufdringlicher Eleganz und konsequent team-orientiert. Er wird am 17. Dezember erneut im Jazzattack die Trommeln rühren. Zwischen diesen drei Top-Künstlern war auch Bassist Rademacher in seinem Element, orientierte sich anfangs hauptsächlich an Orrs Gitarre, fand aber nach und nach auch dichter an seine übrigen Mitstreiter heran und erfreute mit Fleiß und Einfallsreichtum.

Die Stücke stammten meist von Orr, aber auch von John Scofield und Steely Dan. Das Prinzip, dass Musiker, die zuvor in dieser Kombination noch nicht zusammengespielt haben, sich abwechselnd gegenseitig auf den Haken und mit nach oben nehmen und eine Spannungsstufe nach der anderen zünden, machte den Jazzattack als Reihe berühmt und war auch an diesem Abend wieder mehrfach genüsslich mitzuerleben.

(RP)
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