Krefeld Ehrung für den ältesten Dachdecker Krefelds

Krefeld · Zum 100. Geburtstag erhielt das Traarer Urgestein Wilhelm Greven den Eisernen Meisterbrief der Handwerkskammer. Damit ist er erst der zweite Krefelder, dem diese Ehre zu Teil wird. Der im Epochenjahr 1917 geborene Rentner erlebte eine geschichtsträchtige Zeit. Bis heute ist er ein Familienmensch und Vorbild für bürgerschaftliches Engagement.

 Wilhelm Greven und sein Sohn Günter freuen sich über die seltene Auszeichnung der Dachdecker-Innung - ein silberner Schieferhammer.

Wilhelm Greven und sein Sohn Günter freuen sich über die seltene Auszeichnung der Dachdecker-Innung - ein silberner Schieferhammer.

Foto: Thomas Lammertz

Die Gaststätte Traarer Krug war bereits gut gefüllt, doch immer noch drängten Gäste in das Innere, um Wilhelm Greven ihre Glückwünsche zu überbringen. Der rüstige Rentner feierte an seinem Ehrentag gleich zwei Jubiläen, die beide allein schon außergewöhnlich sind: seinen 100. Geburtstag und die Auszeichnung mit dem Eisernen Meisterbrief. Greven ist überhaupt erst der zweite Krefelder, dem der Eiserne Meisterbrief ausgehändigt wird. Zuvorgekommen war ihm einzig Malermeister Herbert Hahn.

Stolz und sichtlich bewegt nahm der Jubilar, der vor 65 Jahre seine Meisterprüfung ablegte, die Urkunde von Klaus Schaub, Obermeister der Dachdecker-Innung Krefeld, entgegen. Thomas Schmitz vom Landes-Dachdeckerverband übergab Greven außerdem den Silbernen Schieferhammer als Symbol für dessen außerordentlichen Leistungen in der Dachdecker-Branche. "Der Schieferhammer ist das klassische Werkzeug von uns Dachdeckern", erklärte Schmitz. Greven ist aber nicht nur ein außergewöhnlich erfahrener Handwerker, sondern ebenso Familienmensch und ein Vorbild für gesellschaftliches Engagement. Gemeinsam mit seiner 2005 verstorbenen Ehefrau "Addi" Peters, mit der er fast 70 Jahre lang verheiratet war, hat er zwei Kinder, Ingrid und Günter, sowie fünf Enkelkinder und drei Urenkel. Heute wohnt er in einem separaten Wohnbereich bei seiner Tochter Ingrid und genießt das familiäre Miteinander - besonders sonntags, wenn die Familie zum gemeinsamen Frühstück zusammen kommt.

1917 im so genannten Epochenjahr geboren, durchlebte Greven während seiner Jugend eine historisch bewegende Zeit. Lebhaft sind die Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise - als im Oktober 1929 die New Yorker Börse zusammenbrach, war er zwölf Jahre alt. Nach den harten Erfahrungen der NS-Zeit entschied er sich nach Kriegsende bewusst für den Partei-Eintritt in die CDU.

Der gebürtige Willicher ist ohne Frage ein Urgestein der Stadt, besonders in Traar, wohin es ihn nach der Hochzeit mit seiner "Addi" zog, ist er durch sein bürgerschaftliches Engagement bekannt. Bei den Traarer Bürgerschützen war Greven nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer eigenen Gruppe aktiv. Auch im Kirchenchor der ehemaligen Gemeinde St. Josef (heute St. Christopherus) sang der Jubilar solange mit, wie es seine Stimme erlaubte.

Trotz seines gehobenen Alters sei er auch heute - bis auf ein paar "Wehwehchen" - noch erstaunlich fit, sagt seine Enkelin Kathrin Peters. Ein Hauptgrund dafür sei sein morgendliches Fitnessprogramm, das der Rentner eisern einhalte. "Er möchte immer noch so viel wie möglich selbst machen", erzählt die Enkelin und bescheinigt dem Großvater auch mental eine erstaunliche Vitalität: "Er hat eben eine Schulfreundin meiner Mutter wiedererkannt und sich nach 20 Jahren sogar an ihren Namen erinnert, da musste selbst ich nachdenken."

Bis heute liest Greven gerne - vor allem die Tageszeitung, da für dicke Bücher die nötige Aufmerksamkeit nachlasse. "Es ist meinem Großvater noch immer wichtig, up to date zu sein", erzählt Peters. Eine weitere Leidenschaft war das Reisen - nach Spanien zum Beispiel auf die Kanarischen Inseln. "Er hat uns immer gesagt, wir sollen in jungen Jahren die Welt entdecken, damit wir im Alter eine lebhafte Erinnerung an unsere Abenteuer haben", erinnert sich die Enkelin.

Seine Faszination aber sei immer noch das Dachdecken - auch wenn er wegen seines Alters nicht mehr selbst aufs Dach steigt. Seit Greven mit Mitte 60 in Rente gegangen ist, zeige er den Kindern, Enkeln und Urenkeln mit Vorliebe seine alten Projekte oder beurteile die Arbeit seiner Kollegen. Die eigene Dachdeckerfirma "W & G" wurde von seinem Sohn Günter bis vor sieben Jahren weitergeführt.

Nach dem Empfang mit Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen im Traarer Krug folgte am Abend eine Feier im Kreis der Familie.

(RP)
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