Krefeld EGN: Einer der Chefs geht in stürmischen Zeiten von Bord

Krefeld · Geschäftsführer Bernfried Ahle verlässt nach 26 Jahren die 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Krefeld. Derzeit verhandeln die Vertragsparteien in Krefeld die Modalitäten seines Austritts.

 Die Zukunft der Müllverbrennungsanlage Weisweiler ist ungewiss. Die Mitgesellschafter der EGN möchten sie im Eigenbetrieb führen.

Die Zukunft der Müllverbrennungsanlage Weisweiler ist ungewiss. Die Mitgesellschafter der EGN möchten sie im Eigenbetrieb führen.

Foto: RP-archiv

Auf hoher See und in stürmischen Zeiten verlässt einer der Chefs die Kommandobrücke der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) - eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Krefeld (SWK). EGN-Geschäftsführer Bernfried Ahle gibt seinen Posten nach 26 Jahren im Unternehmen auf. Über den Zeitpunkt und die Modalitäten seines Austritts verhandeln derzeit die Vertragspartner, teilte SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann auf Anfrage unserer Redaktion mit. Der Abschied erfolge auf eigenen Wunsch.

Über die tatsächlichen Gründe wird in der Branche spekuliert. Offiziell heiß es, Bernfried Ahle wolle sich neuen Herausforderungen stellen. Inoffiziell war zu hören, dass es unterschiedliche Auffassungen über den zukünftigen Kurs der EGN gebe. Bekanntlich ist die Müllbranche im Umbruch. Es gibt Überkapazitäten bei den Müllverbrennungsanlagen und immer mehr Kommunen entscheiden sich im Sinne ihrer Gebührenzahler und schreiben die Leistungen neu aus.

Für die Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage in Elfrath garantiert die EGN entsprechende Mengen und einen Preis, den sie selbst für ihre Leistungen von den Kommunen wie Mönchengladbach und Mülheim nicht erhält. Der Kreis Viersen hat sich ganz abgewendet. Die EGN zahlt also drauf. Dafür hat sie so genannte Drohverlustrückstellungen gebildet, die die Bilanz belasten. Als Nächstes läuft der Vertrag mit dem Rhein-Kreis Neuss aus. Ob der Auftrag erhalten bleibt und zu welchem Preis, ist derzeit offen.

Baustellen gibt es für die EGN im Moment viele. Das Krefelder Unternehmen - die SWK als Konzernmutter der EGN sind eine 100-prozentige Tochter der Stadt Krefeld - mit rund 700 Beschäftigten und Sitz in Viersen muss derzeit die Weichen für die Zukunft der Müllverbrennungsanlage (MVA) Weisweiler und der Kompostierungsanlage auf den Süchtelner Höhen klären.

An der 312 Millionen Euro teuren MVA Weisweiler ist die EGN zur Hälfte Miteigentümer (wir berichteten). Dort läuft der Betreibervertrag mit dem RWE aus. Die Mitgesellschafter der MVA Weisweiler wollen die Anlage selbst betreiben und mit Fernwärme ein Geschäft machen. Die EGN wollen jedes unternehmerische Risiko vermeiden und den Vertrag mit dem RWE verlängern. In der Vergangenheit sollen die RWE zwischen 13 und 15 Millionen Euro pro Jahr für die Betriebsführung erhalten haben. Diesmal sollen sie ein deutlich günstigeres Angebot vorgelegt haben. Die Zusammenhänge sind kompliziert. Mit Thorsten Hansen, Oberbürgermeister-Kandidat der Grünen in Krefeld, hat bereits der erste Kommunalpolitiker aus Krefeld öffentlich gefragt, ob es nicht besser sei, sich von der MVA Weisweiler zu trennen.

An die Substanz der EGN geht auch die Absicht des Kreises Viersen. Der will die Kompostierungsanlage der EGN in Süchteln kaufen oder pachten, um das Geschäft mit Bio- und Grünabfällen selbst zu machen. Er möchte die Infrastruktur übernehmen, mit der die EGN selbst Rendite erwirtschaftet. Bislang hat die EGN beiden Vorstößen in Viersen und in Weisweiler eine Absage erteilt.

Die Gespräche auf allen Ebenen werden fortgesetzt, betonte Dorothee Winkmann. Lösungen gebe es derzeit noch nicht. Die müssen demnächst ohne EGN-Geschäftsführer Bernfried Ahle gefunden werden: Er scheidet aus. Für ihn soll dann ein Nachfolger gesucht werden.

(RP)
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