Krefeld Drei-Million-Invest: Politik setzt auf neuen OB

Krefeld · Ein geplanter Supermarkt in Dießem soll gegen das Zentrenkonzept verstoßen. CDU und SPD in Dießem hoffen nun, dass der neue Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) an dieser Stelle den Stadtteil stärkt und die Investition genehmigt.

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Der Bürgerverein Dießem will für den Neubau eines Discounters neben der neuen Feuerwache kämpfen. Wie berichtet, plant ein Investor das Areal im Dreieck Neue Ritterstraße/Oberdießemer Straße/Zur Feuerwache zu entwickeln und dort einen Nettomarkt mit kleinem Café sowie einen Getränkemarkt anzusiedeln. Die Verwaltung hatte die Bauvoranfrage aber per Dringlichkeitsbeschluss auf Eis gelegt. Die Pläne des Investors seien mit dem Zentrenkonzept der Stadt Krefeld nicht zu vereinbaren, ein Supermarkt an dieser Stelle nicht erwünscht.

Drei Millionen Euro sollen investiert werden. Die Kaufoption mit dem Eigentümer des Grundstücks ist unterschrieben, die Firma Netto mit im Boot, für den Getränkemarkt gibt es mehrere Bewerber. Doch 20 Tage nach dem Einreichen der Bauvoranfrage am 17. Juli hatte die Stadt Krefeld am 6. August per Dringlichkeitsbeschluss ein Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans eingeleitet und damit die Pläne des Investors zum Stillstand gebracht. Jens Blix, zuständiger Projektentwickler von Schoofs Immobilien aus Kevelaer, berichtet, dass seinem Unternehmen mitgeteilt worden sei, dass die Bauvoranfrage für zwölf Monate zurückgestellt worden ist.

Das Vorgehen der Stadt hatte für Irritationen gesorgt. Es gab Kritik auch aus Reihen der CDU, dass eine Investition verhindert würde. Im jüngsten Bauausschuss hat die Stadt nun abermals erläutert, dass ein Supermarkt an dieser Stelle nicht mit dem Zentrenkonzept vereinbar sei. Die Kritik wurde danach milder - CDU-Ratsherr Jürgen Wettingfeld etwa bekräftigte, dass für ihn das Zentrenkonzept weiterhin gelte. Die Bezirksvertreter Manfred Heigenfeld (CDU) und Philipp Geldmacher (SPD), die gemeinsam im Bürgerverein Dießem aktiv sind, wollen dennoch weiter für die Ansiedlung kämpfen. "Wir wollen, dass diese Schmuddelecke endlich weg kommt", sagen sie übereinstimmend. "Ein Supermarkt mit Café wäre eine tolle Ergänzung zur neuen Feuerwache und der Krefelder Promenade, die ja auch irgendwann dort entlang führen soll", meint Heigenfeld. Er will sich nun an den neuen Oberbürgermeister wenden. "Frank Meyer hat ja versprochen, die Stadtteile aufzuwerten. Jetzt kann er mal zeigen, wie ernst es ihm damit ist."

Die Argumentation der Verwaltung, das Investment würde dem Zentrum schaden, kann Heigenfeld nicht nachvollziehen. "Erstens gibt es im Zentrum überhaupt keine Lebensmitteldiscounter. Wie soll ein Nettomarkt hier den bitte dem Zentrum schaden? Und zum anderen hat der Investor die Pläne von Professor Kummer, das ist der Mann, der ja das Zentrenkonzept für Krefeld erarbeitet hat, prüfen lassen. Und Kummer sagt, Zitat, 'dass durch einen Lebensmittel-Discounter am Planstandort zentrale Versorgungsbereiche der Stadt Krefeld erwartbar nicht geschädigt werden'." Darauf, dass dieser Satz zum Tragen kommt, setzt Heigenfeld seine Hoffnung. Die Krefelder Stadtverwaltung wiederum argumentiert mit der zweiten Hälfte desselben Satzes. Es heißt nämlich dort weiter: "...aufgrund der nicht gegebenen Kompatibilität der Planungsabsicht mit den Zielen und Anforderungen des Zentrenkonzeptes der Stadt Krefeld kann die Ansiedlungsmaßnahme aus Sicht von Futura Consult dennoch nicht empfohlen werden." Ein Satz, zwei Meinungen...

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"Der Süden muss endlich aufgewertet werden", sagt Philipp Geldmacher. Er ärgert sich darüber, dass die Bezirksvertretung erst per Tischvorlage über den Dringlichkeitsbeschluss der Verwaltung, der zu dem Zeitpunkt schon sechs Wochen zurücklag, informiert worden ist. "Es wäre nicht nur genug Zeit gewesen, uns den Beschluss vor der Sitzung zu Kenntnis zu geben, sondern man hätte das Gremium auch problemlos zu einer Sitzung zusammenrufen können, bevor etwas über unsere Köpfe hinweg beschlossen worden ist." Das Vorgehen der Verwaltung sei "schon komisch". Dass es auf dem Areal nun mindestens drei Jahre Stillstand geben wird, sei "sehr unbefriedigend". "Niemand hat sich bisher um die Ecke gekümmert, jetzt ist ein Investor da, vielleicht die einzig greifbare Chance, und der wird ausgebremst." Er glaubt nicht daran, dass es realistisch ist, dort, wie von der Verwaltung favorisiert, Kleingewerbe ansiedeln wird. Die Investitionen wären zu hoch.

(RP)
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