Rp-Serie Krefelder Märtyrer Dionysius Heinrich Zöhren: "Eine edle, feine Seele"

Krefeld · Der Kapuzinerpater starb im Konzentrationslager in Dachau. Nicht einmal die Nazis wussten genau, was sie ihm vorwarfen.

 Kapuzinerpater Dionysius Heinrich Zöhren starb nach vier Jahren Haft im KZ Dachau an Typhus.

Kapuzinerpater Dionysius Heinrich Zöhren starb nach vier Jahren Haft im KZ Dachau an Typhus.

Foto: Christophorus Gemeinde

Ganz plötzlich war sie da, die "Gestapo". Es war ein Donnerstag, der 20. März 1941, als die anonymen Uniformierten kamen und mit der Hausdurchsuchung begannen. Angeblich suchte die "Geheime Staatspolizei" nach Predigtmanuskripten aus den vergangenen Jahren. Hetzschriften vermuteten die Nazis in der Wallfahrtskirche Maria-Einsiedel in Gernsheim bei Darmstadt. Ob sie überhaupt etwas fanden bei dem als unpolitisch beschriebenen Pater Dionysius Heinrich Zöhren ist nicht bekannt. Es war den Nazis egal, sie verhafteten ihn.

An Pater Zöhren zeigt sich die ganze Stumpfheit der Nazi-Willkür. Der Mann, der am 27. Juli 1903 in Krefeld geboren wurde, war ein friedliebender Mensch, ein Kapuziner. Reinhold Friedrichs, ein Freund des Krefelders und Mitgefangener im Konzentrationslager Dachau, schrieb über ihn: "Es war mir eine Freude, diese edle, feine Seele kennenzulernen." Und obwohl sich Zöhren nicht im Widerstand befand, obwohl er sich zumindest nicht öffentlich gegen die Nazi-Diktatur auflehnte, war er ein Dorn in deren Auge.

Zöhren, der musikalisch hochbegabt war, fand 1917 über eine Volksmission zum Kapuzinerorden. In Krefeld ging er zum Gymnasium; sein Abitur machte er 1923 an einer Klosterschule in Bocholt. Nach seiner Priesterweihe sechs Jahre später in Münster arbeitete Pater Zöhren als Subpräfekt am St. Fideliskolleg in Bensheim. Seine Aufgabe war es, dem Nachwuchs den christlich-franziskanischen Geist zu vermitteln.

Darin fand er zwar Erfüllung, musste aber 1939 wegen seiner instabilen Gesundheit in besagte Wallfahrtskirche in Gernsheim wechseln, wo er sich mehr Ruhe versprach. Die Nazis aber gönnten ihm diese Auszeit nicht, sie steckten ihn in ein Gefängnis bei Darmstadt. Sie hatten zwar keine Beweise für irgendetwas und schafften es somit auch nicht, ihn zu verurteilen. Aber offenbar wollten die Nazis Pater Zöhren loswerden. Sie brachten ihn ins KZ Dachau.

"Über dem einen Jahr steht trotz allem: Deo gratias! Diese Zeit ist genauso wenig verloren wie die verborgenen Jahre in Nazareth. Auch hier bleiben wir Heilsvermittler", schrieb Zöhren über seine Anfangszeit im Konzentrationslager. Der Sonnengesang des Heiligen Franziskus war ihm ein steter Begleiter während der fürchterlichen Zeit in Dachau. Doch Pater Zöhren fand Frieden in seinem tiefen Glauben. "So in dieser Gesinnung demütiger Hingabe, in der liebenden Vereinigung mit Christus wird alles Kreuz zum Segen: dann kommt auch bestimmt nach unserem Karfreitag ein schönes, beseligendes Ostern", führte der Pater seine Gedanken zu Ende.

Wenig später, nach vier Jahren Dachau, fand Pater Zöhren sein "beseligendes Ostern". Er starb am 3. Februar 1943 im KZ an Typhus. Sein Freund Friedrichs schrieb: "Unser großer Fürsprecher ist jetzt beim Vater."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort